So wahr uns Gott helfe
wollten.«
»Alles klar.«
»Sobald wir bei ihr waren, setze ich mich wieder zu dir auf den Vordersitz. Damit du dich nicht zu sehr wie ein Chauffeur fühlst.«
»Ist gar kein so schlechter Gig. Könnte mich richtig daran gewöhnen.«
Ich zog mein Handy heraus.
»Da ist übrigens noch was, das ich dir sagen muss, Mick«, begann Cisco.
Ich nahm den Daumen wieder von der Schnellwahltaste für Lorna.
»Ja, was?«
»Ich wollte es lieber persönlich mit dir besprechen, bevor du’s von jemand anderem erfährst. Ich und Lorna … wir wollen heiraten.«
Etwas in der Richtung hatte ich mir bereits gedacht. Lorna und ich waren fünfzehn Jahre befreundet gewesen, bevor wir ein Jahr lang verheiratet gewesen waren. Für mich war es ein Versuch gewesen, die Beziehung zu kitten, und so ziemlich das Unvernünftigste, was ich jemals getan hatte. Als wir uns dieses Fehlers bewusst wurden, trennten wir uns, schafften es aber trotzdem irgendwie, befreundet zu bleiben. Es gab auf der ganzen Welt niemanden, dem ich mehr vertraute. Wir waren nicht mehr ineinander verliebt, aber ich mochte sie immer noch und würde sie immer beschützen.
»Ist das für dich okay, Mick?«
Ich musterte Cisco im Rückspiegel.
»Das geht mich eigentlich nichts an, Cisco.«
»Ich weiß, aber trotzdem möchte ich gern wissen, ob es für dich okay ist. Wenn du weißt, was ich meine?«
Ich spähte aus dem Fenster und überlegte kurz, bevor ich antwortete. Dann blickte ich wieder in den Rückspiegel.
»Ja, es ist okay für mich. Aber eins will ich dir sagen, Cisco. Sie ist einer der vier wichtigsten Menschen in meinem Leben. Du bist mir vielleicht um dreißig Kilo voraus, und zugegeben, alles davon Muskeln. Aber wenn du ihr wehtust, werde ich Mittel und Wege finden, dir auch wehzutun. Ist das okay für dich?«
Er wandte den Blick vom Spiegel ab und sah auf die Straße. Wir rollten langsam auf die Torausfahrt zu. Die streikenden Autoren drängten sich auf dem Gehsteig und behinderten die Leute, die das Studiogelände verlassen wollten.
»Klar, Mick, ist okay für mich.«
Darauf schwiegen wir eine Weile, während wir dahinkrochen. Cisco betrachtete mich weiter im Rückspiegel.
»Was ist?«, fragte ich ihn schließlich.
»Also, da ist deine Tochter. Das ist eine wichtige Person in deinem Leben. Und dann Lorna. Ich habe mich nur gefragt, wer die beiden anderen sind.«
Bevor ich antworten konnte, begann die elektronische Version der Wilhelm-Tell-Ouvertüre in meiner Hand loszududeln. Ich blickte auf mein Handy. Auf dem Display leuchtete UNBEKANNTE NUMMER. Ich nahm das Gespräch an.
»Haller.«
»Ich verbinde Sie mit Walter Elliot«, sagte Mrs. Albrecht.
Es vergingen wenige Sekunden, bis ich die bekannte Stimme hörte.
»Mr. Haller?«
»Ja. Was kann ich für Sie tun?«
Ich spürte ein nervöses Rumoren in meinem Bauch. Er hatte eine Entscheidung getroffen.
»Ist Ihnen an meinem Fall etwas aufgefallen, Mr. Haller?«
Die Frage traf mich unvorbereitet.
»Wie meinen Sie das?«
»Ein Anwalt. Ich habe nur einen Anwalt, Mr. Haller. Ihn en ist doch sicher klar, dass ich diesen Prozess nicht nur vor Gericht, sondern auch in den Augen de r Öffentlichkeit gewinnen muss.«
»Natürlich.« Obwohl ich immer noch nicht verstand, worauf er hinauswollte.
»In den letzten zehn Jahren habe ich eine Menge Glückslose gezogen. Damit meine ich Filme, in die ich viel Geld investiert habe. Und ich habe diese Glückslose gezogen, weil ich einen Riecher für die Meinung und den Geschmack der Öffentlichkeit habe. Ich weiß, was den Leuten gefällt, weil ich weiß, was in ihnen vorgeht.«
»Daran zweifle ich nicht im Geringsten, Sir.«
»Und ich glaube, die Öffentlichkeit ist der Ansicht, dass man umso mehr Anwälte braucht, je schuldiger man ist.«
Damit hatte er nicht ganz Unrecht.
»Deshalb war das Erste, was ich zu Mr. Vincent gesagt habe, als ich ihm das Mandat erteilte: kein Dream Team, nur Sie allein. Ganz zu Beginn hatten wir noch eine zweite Anwältin mit an Bord, aber das war nur vorübergehend. Sie hat ihren Zweck erfüllt und ist wieder weg. Nur einen Anwalt, Mr. Haller. So und nicht anders will ich es. Und den besten Anwalt, den ich kriegen kann.«
»Ich ver…«
»Ich habe mich entschieden, Mr. Haller. Sie haben eben einen guten Eindruck auf mich gemacht. Ich würde Sie gern für den Prozess engagieren. Sie werden mein einer Anwalt sein.«
Ich bemühte mich um Gelassenheit in meiner Stimme, als ich antwortete.
»Freut mich zu hören.
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