So wahr uns Gott helfe
bei denen die großen Studios nach Risikopartnern suchten. Darunter waren zwar auch einige Flops – es war ja schließlich Hollywood. Trotzdem konnte er gleichzeitig genügend Erfolge für sich verbuchen, um das finanzielle Polster von Archway weiter anwachsen zu lassen. In den nächsten zehn Jahren verdoppelte und verdreifachte Walter Elliot seinen Einsatz und mauserte sich zu einem der Mächtigen der Filmindustrie. Er landete regelmäßig auf der Top-Einhundert-Liste der Branchenpresse und hatte Archway von einem Anlaufpunkt für Hollywood-Parias zu einer Adresse gemacht, wo man drei Jahre auf ein fensterloses Büro warten musste.
Elliots Vermögen wuchs ins Unermessliche. Obwohl er fünfundzwanzig Jahre zuvor als reicher Sprössling einer Phosphatdynastie aus Florida an die Westküste gekommen war, war dieses Geld nichts im Vergleich zu dem Vermögen, das man in Hollywood machen konnte. Wie viele andere auf der Top-Einhundert-Liste der mächtigsten Männer des Landes tauschte Elliot seine Frau gegen ein neueres Modell ein, und gemeinsam begann das Ehepaar, Immobilien aufzukaufen. Zuerst in den Canyons, dann unten im flachen Teil von Beverly Hills und schließlich weiter draußen in Malibu und Santa Barbara. Den Akten konnte ich entnehmen, dass Walter Elliot und seine Frau sieben Häuser und zwei Ranches in und um Los Angeles besaßen. Wie oft sie diese Residenzen tatsächlich nutzten, war eine andere Frage. Doch in Hollywood waren Immobilien der sichtbare Ausdruck dessen, wie weit man es im Leben gebracht hatte.
Seine vielen Besitztümer und die Top-Einhundert-Listen erwiesen sich als außerordentlich hilfreich, als Elliot des zweifachen Mordes angeklagt wurde. Der Studioboss ließ seine politischen und finanziellen Muskeln spielen und erreichte etwas, was in Mordfällen äußerst selten vorkam. Er wurde gegen Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt. Obwohl die Anklage grundsätzlich gegen eine solche Vergünstigung war, wurde die Kaution schließlich auf zwanzig Millionen Dollar festgesetzt, eine Summe, die Elliot im Handumdrehen in Form von Immobilien hinterlegt hatte. Seitdem wartete er trotz des kurzen Flirts mit einem Kautionswiderruf, den er sich vergangene Woche geleistet hatte, als freier Mann auf seinen Prozess.
Eine der Immobilien, die Elliot als Sicherheit für die Kaution hinterlegt hatte, war das Haus, in dem sich die Morde ereignet hatten. Ein stattliches Wochenendhaus in einer einsamen Bucht, dessen Wert in der Kautionsurkunde auf sechs Millionen Dollar beziffert wurde. Hier waren die neununddreißigjährige Mitzi Elliot und ihr Liebhaber erschossen worden, in einem hundertzwanzig Quadratmeter großen Schlafzimmer, durch dessen riesiges Panoramafenster man auf das Blau des Pazifik hinaus schaute.
Der Beweisoffenlegungsordner war prallgefüllt mit kriminaltechnischen Analysen und Farbkopien der Tatortfotos. Das Zimmer, in dem sich die Tat abgespielt hatte, war vollkommen weiß – Wände, Teppichboden, Möbel, Bettzeug. Auf dem Bett – beziehungsweise auf dem Boden – lagen zwei nackte Leichen. Mitzi Elliot und Johann Rilz. In ihrem Umfeld variierte die Farbgebung des Raumes von Weiß zu Rot auf Weiß. Zwei große Einschusslöcher klafften in der Brust des Mannes. Zwei weitere in der Brust der Frau und eins auf ihrer Stirn. Rilz lag neben der Schlafzimmertür. Mitzi Elliot auf dem Bett. Rot auf Weiß. Es war kein sauberer Tatort. Die Wunden waren riesig. Die Mordwaffe fehlte, aber laut beigefügtem Bericht ergaben die ballistischen Untersuchungen, dass die Geschosse aus einer Smith & Wesson, Modell 29, einem .44-Magnum-Revolver, stammten. Schweres Geschütz also.
Walter Elliot hatte seine Frau der Untreue verdächtigt. Sie hatte ihm eröffnet, sie wolle sich von ihm scheiden lassen, woraus er gefolgert hatte, ein anderer Mann sei im Spiel. Den Ermittlern des Sheriff’s Department gegenüber hatte er ausgesagt, er sei in das Strandhaus in Malibu gefahren, weil seine Frau dort einen Termin mit ihrem Innenarchitekten hatte. Elliot hielt dies jedoch für einen Vorwand und legte seinen Besuch zeitlich so, dass er sie mit ihrem Liebhaber in flagranti ertappen konnte. Er liebte seine Frau und wollte sie zurückgewinnen. Er war fest entschlossen, um sie zu kämpfen. Er sei in das Strandhaus gefahren, um sie zur Rede zu stellen, versicherte er den Ermittlern immer wieder, nicht um sie zu töten. Außerdem besitze er keine .44 Magnum. Er besitze überhaupt keine Schusswaffen.
Laut eigenen Aussagen
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