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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Sie können mich gern Mickey nennen.«
    »Und Sie mich Walter. Aber auf einer Bedingung bestehe ich, bevor wir uns endgültig einig werden.«
    »Und die wäre?«
    »Kein Aufschub. Wir gehen wie geplant vor Gericht. Ich möchte das aus Ihrem Mund hören.«
    Ich zögerte. Ich wollte einen Aufschub. Aber noch mehr wollte ich den Fall.
    »Wir werden keinen Aufschub beantragen«, sagte ich. »Wir erscheinen Donnerstag in einer Woche vor Gericht.«
    »Dann willkommen an Bord. Was steht als Nächstes an?«
    »Also, ich bin noch auf dem Studiogelände. Ich kann umdrehen und zurückkommen.«
    »Leider habe ich bis sieben Uhr verschiedene Termine, und hinterher ist eine Vorführung unseres nächsten Wettbewerbsbeitrags.«
    Ich fand zwar, sein Prozess und seine Freiheit waren wichtiger als seine Besprechungen und Filme, aber ich behielt meine Meinung für mich. Ich würde Walter Elliot auf den Boden der Tatsachen holen, wenn ich ihn das nächste Mal traf.
    »Okay, dann geben Sie mir erst mal Ihre Faxnummer, damit Ihnen meine Assistentin den Vertrag zuschicken kann. Die Honorarvereinbarung wird die gleiche sein wie mit Jerry Vincent.«
    Darauf wurde es still, und ich wartete. Wenn er versuchen sollte, das Honorar zu drücken, dann war jetzt der Moment. Doch er gab mir nur die Faxnummer durch, die ich Mrs. Albrecht soufflieren hörte. Ich notierte sie auf einem Aktendeckel.
    »Wie sieht es morgen bei Ihnen aus, Walter?«
    »Morgen?«
    »Ja, wenn nicht heute Abend, dann morgen. Wir müssen in die Gänge kommen. Sie wollen keinen Aufschub, und ich möchte noch besser vorbereitet sein, als ich das im Moment bin. Wir müssen miteinander reden und alles durchsprechen. Die Beweisführung der Verteidigung weist ein paar Lücken auf, und ich glaube, Sie können mir helfen, sie zu füllen. Ich kann am Nachmittag wieder ins Studio kommen oder mich sonst irgendwo mit Ihnen treffen.«
    Ich hörte gedämpfte Stimmen, als er sich mit Mrs. Albrecht beriet.
    »Um vier hätte ich einen Termin frei«, willigte er schließlich ein. »Hier im Bungalow.«
    »Gut, geht in Ordnung. Und sagen Sie ab, was Sie um fünf haben. Um überhaupt mal in Schwung zu kommen, werden wir mindestens zwei Stunden brauchen.«
    Elliot erklärte sich mit den zwei Stunden einverstanden, und wir wollten das Gespräch gerade beenden, als mir noch etwas einfiel.
    »Walter, ich möchte gern den Tatort sehen. Lässt es sich irgendwie einrichten, dass ich einen Blick auf das Haus in Malibu werfe, bevor wir uns morgen treffen?«
    Neuerliches Schweigen.
    »Wann?«
    »Sagen Sie mir einfach, wann es für Sie am günstigsten ist.«
    Wieder bedeckte er den Hörer und beriet sich gedämpft mit Mrs. Albrecht. Dann ertönte laut seine Stimme.
    »Geht es um elf? Ich schicke jemanden hin, der Ihnen aufschließt.«
    »Wunderbar. Dann bis morgen, Walter.«
    Ich klappte das Handy zu und warf Cisco im Spiegel einen triumphierenden Blick zu.
    »Wir haben ihn.«
    Cisco drückte zur Feier auf die Hupe des Lincoln. Ein langer Ton, der den Fahrer vor uns den Mittelfinger recken ließ. Die streikenden Autoren draußen auf der Straße dagegen fassten das Hupen als Zeichen der Unterstützung seitens des verhassten Studios auf. Ich hörte lauten Jubel aus der Menge aufsteigen.
FÜNFZEHN
    B osch erschien früh am nächsten Morgen. Er war allein. Sein Friedensangebot war der zusätzliche Becher Kaffee, den er mitgebracht hatte und mir überreichte. Um jede Form von Abhängigkeit zu vermeiden, trinke ich keinen Kaffee mehr, aber ich nahm den Becher trotzdem, in der Hoffnung, dass mich bereits der Duft von Koffein auf Touren brächte. Es war erst Viertel vor acht, aber ich arbeitete schon über zwei Stunden in Jerry Vincents Kanzlei.
    Ich führte Bosch ins Aktenarchiv. Er sah müder aus, als ich mich fühlte, und ich war mir ziemlich sicher, dass er denselben Anzug trug wie am Tag zuvor.
    »Lange Nacht?«, erkundigte ich mich.
    »So könnte man es nennen.«
    »Dem Fall hart auf den Fersen?«
    Eine Frage, die ich einmal auf einem Gerichtsflur einen Detective einem Kollegen hatte stellen hören. Vermutlich war sie jedoch Waffenbrüdern vorbehalten, denn sie kam nicht besonders gut an bei Bosch. Er stieß nur irgendeinen gutturalen Laut aus und antwortete nicht.
    In der Aktenkammer bat ich ihn, an dem kleinen Tisch Platz zu nehmen. Darauf lag ein Notizblock, aber er war frei von Akten. Ich setzte mich auf den Stuhl gegenüber und stellte meinen Kaffee ab.
    »Also«, sagte ich und griff nach dem

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