Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
wahrgemacht worden. Das Gleiche gilt für die Drohungen, die Vincent erhalten hat, als er noch Ankläger gewesen ist. Was Sie mir hier geben, ist schlichtweg Pipifax.«
    »Pipifax? Einige dieser Kerle haben ihm gedroht, als sie ins Gefängnis abgeführt worden sind. Vielleicht sind ein paar von ihnen wieder draußen. Womöglich ist einer gerade rausgekommen und hat seine Drohung wahrgemacht. Vielleicht hat einer von ihnen den Auftrag dazu aus dem Gefängnis erteilt. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die Sie nicht einfach als Pipifax abtun sollten. In dem Punkt kann ich Ihre Einstellung leider überhaupt nicht verstehen.«
    Bosch lächelte und schüttelte den Kopf. Unwillkürlich musste ich daran denken, dass mich mein Vater immer genauso angesehen hatte, wenn er seinem fünfjährigen Sohn klarmachen wollte, dass er etwas nicht richtig kapiert hatte.
    »Was Sie von meiner Einstellung halten, ist mir, ehrlich gesagt, schnuppe«, erklärte er. »Wir werden Ihren Anhaltspunkten nachgehen. Allerdings suche ich nach etwas Aktuellerem. Etwas aus Vincents laufenden Fällen.«
    »Also, damit kann ich Ihnen leider nicht dienen.«
    »Und ob Sie das können. Sie besitzen jetzt sämtliche Akten Vincents. Ich nehme an, Sie werden sie alle sichten und sich dann mit Ihren neuen Mandanten treffen. Dabei stoßen Sie aller Wahrscheinlichkeit nach auf etwas, was nicht recht ins Schema passt, Ihnen komisch vorkommt oder vielleicht sogar ein bisschen Angst macht. Wenn das der Fall ist, rufen Sie mich an.«
    Ich betrachtete ihn schweigend.
    »Man kann nie wissen«, fuhr er fort. »Es könnte Sie davor bewahren …«
    Er zuckte mit den Achseln und ließ den Satz unvollendet, aber die Botschaft war klar. Er versuchte, mir Angst zu machen, damit ich in wesentlich größerem Umfang mit ihm kooperierte, als Richterin Holder es zuließ oder ich vor mir verantworten konnte.
    »Es ist eine Sache, Informationen über abgeschlossene Fällen herauszurücken«, beharrte ich. »Etwas völlig anderes ist das bei laufenden Fällen. Abgesehen davon ist mir natürlich klar, dass Sie mehr wollen als nur Drohungen. Sie glauben, dass Jerry auf etwas gestoßen ist oder von etwas wusste, was ihm zum Verhängnis wurde.«
    Bosch fixierte mich und nickte langsam. Kurz hielt ich seinem Blick stand, dann blickte ich beiseite.
    »Kann dieser Informationsaustausch denn nicht auch in zwei Richtungen funktionieren, Detective? Es gibt doch sicher einiges, was Sie mir nicht erzählen. Was war zum Beispiel in dem Laptop, das so wichtig ist? Was war in der Mappe?«
    »Über ein laufendes Ermittlungsverfahren darf ich Ihnen nichts sagen.«
    »Gestern konnten Sie das schon, als Sie sich nach dem FBI erkundigt haben.«
    Er kniff seine dunklen Augen zusammen.
    »Ich habe Sie nicht nach dem FBI gefragt.«
    »Ach kommen Sie, Detective. Sie haben sich erkundigt, ob ich irgendwelche Fälle auf Bundesebene hätte. Weshalb sollte Sie das interessieren, wenn es nicht einen Zusammenhang mit einer Bundesbehörde gäbe? Und wenn ich raten müsste, würde ich am ehesten auf das FBI tippen.«
    Bosch zögerte. Ich hatte das Gefühl, richtig zu liegen. Jetzt hatte ich ihn in die Ecke gedrängt. Aufgrund der Tatsache, dass ich das FBI erwähnt hatte, musste er annehmen, dass ich etwas wusste. Nun musste er etwas herausrücken, um im Gegenzug etwas von mir zu erhalten.
    »Diesmal sind Sie als Erster an der Reihe«, half ich ihm auf die Sprünge.
    Er nickte.
    »Also gut, der Täter hat Jerry Vincents Handy gestohlen. Entweder hatte es Vincent einstecken, oder es befand sich in seinem Aktenkoffer.«
    »Okay.«
    »Ich habe die Telefonunterlagen unmittelbar vor unserem gestrigen Treffen erhalten. Vincent hat an dem Tag, an dem er ermordet wurde, drei Anrufe vom FBI erhalten. Vier Tage davor waren es zwei. Er hat mit jemandem von denen geredet. Oder sie mit ihm.«
    »Wer?«
    »Lässt sich nicht feststellen. Die Anrufe vom FBI laufen alle über die Hauptnummer. Ich weiß nur, dass er vom FBI mehrere Anrufe erhalten hat, aber nicht, von wem genau.«
    »Wie lang waren die Anrufe?«
    Bosch zögerte. Er war unschlüssig, wie viel er mir sagen sollte. Er blickte auf einen zusammengehefteten Stoß Papiere in seiner Hand, und zähneknirschend rang er sich dazu durch, mehr herauszurücken. Wenn ich ihm nichts als Gegenleistung anzubieten hätte, würde er bestimmt stinksauer.
    »Die Anrufe waren alle kurz.«
    »Wie kurz?«
    »Keiner länger als eine Minute.«
    »Dann haben Sie sich vielleicht nur

Weitere Kostenlose Bücher