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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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verwählt.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Da hätten sie sich ein bisschen arg oft verwählt. Sie wollten etwas von ihm.«
    »Hat sich bei Ihnen jemand vom FBI gemeldet, um sich nach dem Ermittlungsverfahren zu erkundigen?«
    »Bisher nicht.«
    Ich dachte kurz nach und zuckte mit den Achseln.
    »Na ja, vielleicht tun sie das noch, und dann erfahren Sie auch, worum es dabei ging.«
    »Vielleicht aber auch nicht. Das ist eigentlich nicht ihre Art, wenn Sie wissen, was ich meine. Aber jetzt sind Sie an der Reihe. Was haben Sie in Zusammenhang mit irgendwelchen Bundesbehörden?«
    »Nichts. Es hat sich bestätigt, dass Vincent keine Bundesfälle hatte.«
    Mir entging nicht, wie Bosch innerlich kochte, als er merkte, dass ich ihn ausgetrickst hatte.
    »Soll das heißen, Sie sind auf keinerlei bundesbehördliche Zusammenhänge gestoßen? Nicht einmal eine FBI-Visitenkarte in der Kanzlei?«
    »Ganz richtig. Absolut nichts.«
    »Es sind Gerüchte in Umlauf, dass ein Untersuchungsausschuss des Bundes Korruptionsvorwürfe gegen Staatsgerichte prüft. Wissen Sie darüber irgendetwas?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich war ein Jahr aus dem Verkehr gezogen.«
    »Danke für die Hilfe.«
    »Eins verstehe ich nicht, Detective. Warum rufen Sie nicht einfach bei denen an und fragen, wer mit Ihrem Opfer in Kontakt stand? Normalerweise wird das in einem Ermittlungsverfahren doch so gehandhabt, oder nicht?«
    Bosch lächelte, als hätte er es mit einem kleinen Kind zu tun.
    »Wenn die wollen, dass ich etwas erfahre, kommen sie auf mich zu. Wenn ich mich bei denen melde, vertrösten sie mich nur. Falls diese Handyanrufe im Zug einer Korruptionsermittlung erfolgt sind, tendieren die Chancen, dass sie mit einem Polizisten reden, zwischen minimal und null. Und wenn sie irgendwie in seinen Tod verwickelt sind, sind sie absolut null.«
    »Aber inwiefern könnten sie in seinen Tod verwickelt sein?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie ihn mehrmals angerufen haben. Sie wollten etwas von ihm. Sie haben ihn unter Druck gesetzt. Vielleicht wusste sonst noch jemand von diesen Anrufen und fand, er würde dadurch zum Sicherheitsrisiko.«
    »Das sind aber eine Menge Spekulationen über ein paar Anrufe, die zusammen nicht mal fünf Minuten gedauert haben.«
    Bosch hielt den Notizblock hoch.
    »Nicht mehr Spekulationen als diese Liste.«
    »Was ist mit dem Laptop?«
    »Was soll damit sein?«
    »Geht es darum nicht eigentlich? Um etwas, das er auf seinem Computer gespeichert hatte?«
    »Das wüsste ich gern von Ihnen.«
    »Wie soll ich Ihnen dazu etwas sagen können, wenn ich keine Ahnung habe, was er da drauf hatte?«
    Bosch nickte und erhob sich.
    »Einen schönen Tag noch, Herr Anwalt.«
    Er hielt den Notizblock unter den Arm geklemmt, als er den Raum verließ. Ich blickte ihm nach und überlegte, ob er mich gewarnt oder die ganze Zeit nur an der Nase herumgeführt hatte.
SECHZEHN
    N ur wenige Minuten nachdem Bosch gegangen war, trafen Lorna und Cisco in der Kanzlei ein, und wir versammelten uns zu einer Besprechung in Vincents Büro. Ich nahm am Schreibtisch des toten Anwalts Platz, und die beiden auf den Stühlen davor. Gemeinsam gingen wir eine Reihe von Fällen durch und resümierten, was wir bereits erreicht hatten und was es noch zu erledigen galt.
    Mit Cisco als Fahrer hatte ich am Abend zuvor elf von Vincents Mandanten aufgesucht. Dreien hatte ich ihre Akten zurückgegeben. Die übrigen acht hatte ich übernehmen können. Es waren die Fälle, die in meinen Augen Priorität hatten. Potenzielle Mandanten, die ich zu behalten hoffte, weil sie entweder zahlen konnten oder weil es mir ihre Fälle angetan hatten. Fälle, die ich gewinnen konnte oder die eine Herausforderung darstellten.
    Es war also kein schlechter Abend gewesen. Sogar die wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses angeklagte Frau hatte ich überredet, mich als Anwalt zu behalten. Und dass ich Walter Elliot an Land gezogen hatte, war natürlich das krönende Sahnehäubchen. Lorna teilte mir mit, dass sie ihm eine Mandatserteilung gefaxt und er sie bereits unterschrieben wieder zurückgeschickt hatte. Die Sache ließ sich gut an. Ich konnte anfangen, die hunderttausend auf dem Treuhandkonto anzugreifen.
    Als Nächstes planten wir den weiteren Tagesablauf. Lorna sollte gemeinsam mit Wren – falls sie auftauchte – die verbliebenen Mandanten ausfindig machen, sie über Jerry Vincents Tod in Kenntnis setzen und Termine mit ihnen vereinbaren. Außerdem sollte Lorna weiter an der

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