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So weit der Wind uns trägt

So weit der Wind uns trägt

Titel: So weit der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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Ricardo wie zufällig streifte.
    Augenblicklich bekam er eine Gänsehaut, trotz der feuchten Hitze, die in ihrem Unterschlupf herrschte. Er zog Marisa ganz nah zu sich heran, umschloss sie mit beiden Armen und küsste sie.
    Diese Umarmung und der Kuss waren von einer Intensität, die Marisa den Atem raubte. Es war, als täte sich unter ihr ein Abgrund auf, als blickte sie nach einem langen Leben im Flachland zum ersten Mal in eine grandiose, gefährliche Schlucht, durch die sich ein tosender Strom windet. Als schmeckte sie nach Jahren fader Kost erstmals ein reich gewürztes Gericht. Oder als lauschte sie einer großartigen Oper, nachdem sie zuvor nie etwas anderes als Tonleitern gehört hatte.
    Ricardos Atem beschleunigte sich in demselben Maße wie ihrer. Während er den Reißverschluss ihres Kleides langsam nach unten zog, streichelte sie seine nackte Brust, glitt mit den Fingern durch das dichte Haar darauf, ließ ihre Fingerspitzen um seine Brustwarzen kreisen, die sich sofort aufrichteten. Dann ließ sie ihre Hand weiter hinunterwandern, bis zum Hosenbund. Dort verharrte sie einen Augenblick, dann fuhr sie weiter nach unten und strich sanft über die pralle Wölbung in seiner Hose.
    Ricardo hielt die Luft an. Er wollte nichts tun, was sie beide nachher bereuten. Doch aufhalten mochte er Marisa auch nicht. Er begehrte sie so sehr, dass es wehtat, und er befürchtete, dass seine ganze Willenskraft nicht ausreichte, sie beide noch zu bremsen.
    »Bist du noch …«
    »Nein.«
    »Nimmst du die Pille?«
    »Witzbold. Die bekommt man nur, wenn man verheiratet ist. Hast du denn was dabei?«
    »Nein.« Ricardo wunderte sich, warum ausgerechnet ledige Frauen, bei denen die Verhinderung einer Schwangerschaft ja mehr Sinn machte als bei verheirateten, nicht dieses sensationelle neue Mittel verschrieben bekamen. Aber jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt, genauer nachzufragen. Streng genommen war jetzt auch nicht der geeignete Zeitpunkt, um mit Zärtlichkeiten fortzufahren. Er wollte sie ja nicht schwängern.
    Marisa nahm, obwohl sie den Grund seiner plötzlichen Passivität kennen musste, seine Hand und führte sie unter ihr Kleid.
    »Marisa, nicht«, stöhnte er. »Sonst vergesse ich mich.«
    »Ja, vergiss dich, vergiss alles um uns herum – und schenke uns eine unvergessliche Nacht.«
    Wenig später hatten sie einander entkleidet, aufgrund der Dunkelheit und wegen ihrer Hast mit ungeschickten Handgriffen, dafür jedoch mit umso größerer Leidenschaft. Sie knieten voreinander, ertasteten ihre Körper, gaben sich dem Spiel ihrer Münder hin, bis sie beide meinten, vor Lust zerspringen zu müssen. Ricardo schob blind ihre Kleidungsstücke zu einem Kissen zusammen, setzte sich darauf und zog Marisa zu sich. Marisa kletterte mit gespreizten Beinen auf ihn, schob die Textilien ein wenig zurecht, so dass auch ihre Knie weich auflagen, und verharrte einen Augenblick in dieser Position. Ricardo hätte sie zu gern gesehen. Doch er musste sich allein auf seine anderen Sinne verlassen. Er roch ihr betörendes Parfüm, das sich mit dem Duft von Schweiß und von Weiblichkeit mischte. Er kostete ihre Küsse, die nach Wein und Zigarette schmeckten. Er hörte ihren Atem, der schneller ging als sein eigener. Er fühlte ihre Haut, die zart und glatt war. Er spürte, wie ihre Brüste seine Schultern berührten und wie sich ihr Schoß nur Millimeter über seinem aufgerichteten Geschlecht befand. Ricardo umfasste ihre Pobacken, übte einen sanften Druck darauf aus, damit sie, endlich!, ihren Leib auf den seinen herabsenken möge.
    Das tat sie, und zwar in einer so atemberaubenden, zermürbenden, köstlichen Langsamkeit, dass Ricardo sich beherrschen musste, damit er sie nicht einfach grob an sich presste und stürmischer in sie drang. Doch allmählich erhöhte sie ihr Tempo, hob und senkte ihren Körper schneller, verlieh ihren Bewegungen mehr Kraft und dem Rhythmus mehr Feuer. Ricardo umklammerte ihre Taille, griff fest in ihr Fleisch und gab einen schnelleren Takt vor, dem sie sich bereitwillig anpasste. Sie drückte ihr Kreuz durch und ließ den Kopf nach hinten fallen. Er vergrub seinen Kopf an ihrem Hals, küsste sie und biss an ihr und spürte die Vibrationen in ihrer Kehle, als sie stöhnte, leise erst, dann immer lauter und klagender. Er schwitzte. Er keuchte. Dann kam er – mit einem Ruck und mit einem Röcheln, das in seinen eigenen Ohren fremd geklungen hätte, wenn es nicht von Marisas Lustschrei übertönt worden

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