So weit der Wind uns traegt
herum.
Erschrocken sah Evie ihn an und stemmte instinktiv die Hände gegen seine Brust. „Du hast versprochen, dich zurückzuhalten und mir Zeit zu lassen“, erinnerte sie ihn vorwurfsvoll.
„Das tue ich ja“, antwortete Robert und drückte seine warmen Lippen auf die zarte Innenseite ihres Handgelenks.
Der frische Duft ihrer Haut reizte seine Nase mehr als das teuerste Parfüm. Mit der Zungenspitze berührte er die feine blaue Ader, die sich dicht unter der Haut abzeichnete, und fühlte, wie das Blut darin wild pochte.
Evie erschauerte bei seiner behutsamen Liebkosung, und ihre Knie wurden weich. Er spürte das verräterische Zittern, zog sie enger an sich und biss zärtlich in den Ballen unter ihrem Daumen. Evie keuchte leise. Sie hatte nicht gewusst, dass so etwas derart erotisch sein konnte.
„Gehst du heute Abend mit mir essen?“, fragte er leise und strich mit den Lippen über ihre Handfläche. Wieder schnellte seine Zungenspitze hervor.
„Nein, ich kann nicht.“ Die Ablehnung war heraus, bevor sie es verhindern konnte. Die Gewohnheiten der letzten zwölf Jahre hatten sich fest eingegraben. Verblüfft erkannte Evie, dass sie Roberts Einladung gern angenommen hätte.
„Hast du eine andere Verabredung?“
„Nein. Es … es ist ein bisschen schwierig.“ Er ahnte nicht,wie schwierig es war. „Seit dem Tod meines Mannes bin ich nicht mehr ausgegangen.“
Verblüfft hob Robert den Kopf. „Was hast du gesagt?“
Evie errötete und machte sich los. Automatisch wollte sie ihre Hand an den Jeans abwischen, unterließ es aber, um seinen Kuss noch länger zu spüren. „Ich bin nie mehr ausgegangen, seit Matt tot ist.“
Robert schwieg einen Moment und musste die Nachricht erst verarbeiten. Solch eine Enthaltsamkeit war kaum zu glauben, erst recht nicht bei einer Frau mit Evies Aussehen. Vielleicht hatte sie tatsächlich kein Verhältnis mit Mercer. Aber dass sie seit zwölf Jahren wie eine Nonne lebte, war ihm unvorstellbar. Er wollte sie jedoch nicht verärgern, indem er sie eine Lügnerin nannte.
Stattdessen legte er einen Finger unter ihr Kinn und streichelte es sinnlich. „Weshalb?“, fragte er nachdenklich. „Alle Männer in der Gegend können doch nicht blind sein.“
Evie biss sich auf die Unterlippe. „Ich wollte es nicht. Es … es hat mich nicht interessiert. Und ich fand es ungerecht, die Zeit eines Mannes unter diesen Umständen zu verschwenden.“
„Für eine Weile ist das verständlich. Aber zwölf Jahre …“
Evie versuchte sich loszumachen. Doch Robert ließ es nicht zu, sondern legte den Arm noch fester um sie. Ihre Körper schmiegten sich von der Taille bis zu den Knien aander. Ein kräftiger Mann ist etwas Wunderbares, dachte Evie. Er lädt einen direkt ein, sich an ihm auszuruhen. Bevor Robert sie zum ersten Mal in die Arme gezogen hatte, war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr sie diese Stütze brauchte.
Sie hatte den Kampf verloren. Es war sinnlos, ihm weiter auszuweichen. Robert würde sich nicht damit abfinden, und sie wollte es nicht mehr. Mit schwindelerregender Geschwindigkeit hatte sie sich in diesen Mann verliebt.
„Also gut, ich komme mit zum Essen“, sagte Evie. „Und was jetzt?“
„Du könntest zum Beispiel den Kopf heben.“
Langsam gehorchte sie und wappnete sich innerlich gegen seinen belustigten Blick. Doch seine Augen funkelten so triumphierend, dass sie unwillkürlich zu zittern begann.
„Ist dir kalt?“, fragte Robert leise und rieb ihre Arme.
„Nein, ich habe Angst“, gab sie offen zu. „Vor dir und davor, etwas mit dir anzufangen.“ Mit ihren dunklen, geheimnisvollen Augen sah sie den Mann aufmerksam an, der sich zielstrebig in ihr Leben gedrängt hatte. Wenn er unbedingt ein Verhältnis mit ihr anfangen wollte, sollte er einiges über sie wissen. „Ich halte nichts von Spielereien, Robert. Küss mich nur, wenn es dir ernst ist. Und komm nur zu mir, wenn du die Absicht hast, zu bleiben.“
„Meinst du eine Heirat?“, fragte er kühl und zog die Brauen vielsagend in die Höhe.
Evies Wangen brannten vor Scham. An Heirat hatte sie nicht gedacht, zumindest nicht an eine legale Ehe. „Natürlich nicht! Ich will auf keinen Fall wieder heiraten. Aber ohne jene Stabilität, ohne die seelische Sicherheit, die ich mit Matt hatte … Mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden. Solltest du also nur auf eine Sommeraffäre aus sein, bin ich nicht die richtige Frau für dich.“
Robert verzog spöttisch den Mund. „Natürlich bist du das.
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