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So weit der Wind uns traegt

So weit der Wind uns traegt

Titel: So weit der Wind uns traegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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hinabsenkte. Dann duckte sie sich rasch, legte das Gesicht an seine Brust und hörte, wie Robert leise lachte.
    „So etwas Feiges von jemandem, der gar kein Feigling ist“, sagte er belustigt. „Ich habe nichts dagegen, dich so zu halten. Das ist kein schlechter Ersatz.“
    Ich bin wirklich ein Feigling, dachte Evie. Sie hatte schreckliche Angst vor Robert, nicht nur körperlich. Und sie machte alles falsch. Er war es nicht gewohnt, von einer Frau zurückgewiesen zu werden, und es machte ihn nur umso entschlossener, seine Wünsche durchzusetzen.
    Robert streichelte ihren Rücken und zog sie allmählich näher. Es war so einfach, sich ihm zu überlassen und der Müdigkeit nachzugeben, die sie bisher erfolgreich unterdrückt hatte. Trotzdem widerstand Evie dem Bedürfnis, die Arme um seinen Körper zu legen und seine Wärme unter ihren Fingern zu spüren. Sie hörte den gleichmäßigen Schlag seinesHerzens und fühlte, wie sich seine Brust bei jedem Atemzug hob und senkte. Es war ungeheuer verführerisch.
    „Bitte nicht, Robert!“ Es war ein schamloses, feiges, unnützes Flehen.
    Er strich mit der Hand über ihre Schulterblätter und massierte ihren zarten Nacken. „Was nicht, Evie?“, flüsterte er und fuhr fort, ohne auf die Antwort zu warten: „Ist Evie dein richtiger Name oder nur der Spitzname für Eve? Oder vielleicht Evelyn? Egal, er passt zu dir.“
    Ihre Lider senkten sich, denn seine Wärme und Kraft wirkten beruhigend auf ihre Nerven und machten sie ein wenig willenlos. Oh, es wäre so leicht, sich ihm hinzugeben, zumal er beinah beängstigende Fähigkeiten besaß. „Weder noch. Es ist die Kurzform von Evangeline.“
    „Ah.“ Es war ein kurzes, zustimmendes Seufzen. Er hatte ihren vollen Namen nicht gewusst; in keinem Bericht war sie anders als Evie genannt worden. „Evangeline. Feminin, spirituell, sinnlich … traurig.“
    Evie ließ sich die Wirkung seiner Analyse ihres Namens nicht anmerken, doch das letzte Wort erschütterte sie. Traurig … ja. So traurig, dass sie lange, trostlose Jahre nicht zu sagen vermocht hätte, ob die Sonne schien oder nicht, denn in ihrem Herzen war es immer grau. Jetzt konnte sie die Sonne sehen, das Leben hatte sie mit seiner Kraft aus der Dunkelheit zurückgeholt, auch wenn kein Tag verging, an dem ihr die Nähe der drohenden dunklen Schatten nicht bewusst war. Sie waren stets da, ein permanenter Kontrapunkt des Daseins. Gab es Licht, musste es auch Schatten geben; das Gegengewicht zur Freude bildete der Schmerz, und der Nähe und Vertrautheit stand die Einsamkeit gegenüber. Niemand kam heil durchs Leben.
    Robert wiegte sie so sanft, dass sie sich unwillkürlich noch enger an ihn schmiegte. Er war schon wieder erregt, daran bestandkein Zweifel. Sie musste sich unbedingt losmachen, aber sie brachte es nicht fertig. Sie war unendlich müde, und das sanfte Wiegen war so tröstlich.
    „Schläfst du etwa ein?“, fragte Robert nach einer Weile. „Das könnte ich auf der Stelle“, antwortete Evie, ohne die Augen zu öffnen.
    „Es ist fast halb sieben. Unter den gegebenen Umständen hätten deine Kunden sicher Verständnis, wenn du ein bisschen früher schließen würdest.“
    „Eineinhalb Stunden kann man wohl kaum ein bisschen früher nennen. Nein, ich bleibe bis acht Uhr hier.“
    „Dann bleibe ich auch.“ Robert unterdrückte seine Verärgerung. Er ließ sich nur äußerst selten von der Arbeit abhalten. Trotzdem gefiel es ihm nicht, dass Evie bis zur Erschöpfung ausharren wollte.
    „Das ist nicht nötig.“
    „Ich glaube, doch“, antwortete er nachdenklich.
    „Ich gehe nicht mit dir essen.“
    „Na gut. Ich hole uns etwas her“, schlug er vor. „Hast du einen bestimmten Wunsch?“
    Evie schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht hungrig. Zu Hause würde ich nur ein Sandwich essen.“
    „Überlass alles mir.“
    „Du hast es wohl gern, wenn du die Fäden in die Hand nehmen kannst.“
    „Ja, ich bin ein sehr entschlussfreudiger Mensch.“
    „Außerdem sehr selbstherrlich, vergiss das nicht, Mr. Cannon.“
    „Du wirst mich daran erinnern, sollte es mir entfallen.“
    Evie hörte die Belustigung in seiner Stimme. Dieser verdammte Kerl! Er beachtete ihr Nein einfach nicht. Konnte er sie nicht auf gemeine Weise drangsalieren, anstatt sie ständig freundlich zu umsorgen? Sie hatte sich noch nie auf jemandenverlassen, obwohl Rebecca jahrelang versucht hatte, sie zu bemuttern.
    „Mir ist klar, dass ich dich zu stark bedränge“, flüsterte Robert in ihr

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