So weit der Wind uns traegt
Du willst es nur nicht wahrhaben.“
Erneut zitterte Evie unmerklich, doch sie ließ ihn nicht aus den Augen. „Ich möchte eine seelische Bindung. Wenn du dazu bereit bist, gehe ich mit dir aus, falls du es immer noch möchtest. Ich fühle mich in deiner Gegenwart noch ein bisschen unsicher. Aber ich nehme an, das wird sich legen, sobald wir uns besser kennen. Mit dir schlafen werde ich allerdings nicht. Das ist mir zu gefährlich.“ Sicher glaubte Robert, dasssie die körperliche Seite meinte. Dabei war das seelische Risiko für sie viel größer.
Er betrachtete sie eine ganze Weile und antwortete endlich ruhig: „Einverstanden, wir werden uns Zeit lassen und uns erst besser kennenlernen. Aber ich möchte mit dir schlafen. Ein Keuschheitsgelübde werde ich nicht ablegen.“ Mit beiden Händen umschloss er ihr Gesicht, und das Glitzern in seinen Augen nahm zu. „Du brauchst nur Nein zu sagen, und ich höre auf“, flüsterte er an ihrem Mund.
Evie atmete erleichtert auf. Endlich konnte sie Roberts Nähe voll und ganz genießen. Es war, als wäre sie innerlich gefroren gewesen und taute in seiner Wärme langsam auf. Zum ersten Mal öffnete sie bereitwillig die Lippen, und er nahm ihren Mund verzehrend in Besitz. Robert könnte Unterricht im Küssen geben, dachte sie benommen, während er jeden Winkel erforschte und Schauer der Lust sie überliefen. Es war ein erstaunlich sinnlicher, erotischer Tanz.
Das Spiel seiner Lippen war ebenso einlullend wie erregend. Evies Ängste legten sich, und eine wohlige Wärme breitete sich in ihrem Körper aus. Ihre Knie wurden weich wie Wachs. Mit der linken Hand hielt sie Roberts Handgelenk fest. Mit der rechten streichelte sie sinnlich seinen Rücken und tastete nach den festen Muskeln.
Der Fernseher lief unbeachtet weiter. Niemand kam an diesem verregneten Tag an die Tür. Sie waren allein im Büro und hörten weder die Musik noch das ständige Trommeln des Regens, nur ihre rauen Atemzüge und ihr leises, lustvolles Stöhnen.
Wie eine Blume sich scheu der Sonne öffnete, blühte Evie in Roberts Armen auf, und ihre wunderbare Sinnlichkeit wuchs mit zunehmendem Selbstvertrauen. Robert war qualvoll erregt, riss sich aber zusammen, um sie nicht zu bedrängen. Sie fühlte sich völlig sicher, überließ sich den neuen Gefühlen und erforschte die Grenzen ihres eigenen Verlangens.
Es war ganz anders als mit Matt. Damals war sie ein junges Mädchen gewesen. Inzwischen war sie eine reife, viel leidenschaftlichere Frau.
Bei Roberts ersten Küssen hatte sie Angst vor dem Verlangen gehabt, das sie für diesen Mann empfand. Jetzt, nachdem sie ihren Gefühlen nachgegeben hatte, konnte sie sich auf jede Kleinigkeit konzentrieren. Sie genoss es, wie seine kühlen Lippen schnell warm und anschließend heiß und fest wurden. Sie betastete seine breiten Schultern und fühlte die kraftvollen Muskeln. Anschließend schob sie die Hände in sein dichtes, seidiges Haar. Und sie spürte die Stoppeln seines Nachmittagsbarts an ihrer Wange. Hingerissen roch sie den feinen Seifenduft seiner Haut.
„Sehr gut.“ Robert hob den Kopf und machte sich plötzlich los. Evie hatte erst zögernd, dann immer leidenschaftlicher reagiert, und ihm schwirrte der Kopf. Nur die Umgebung hielt ihn davon ab, sie auf der Stelle zu nehmen. „Im Moment möchte ich lieber Schluss machen, Darling. Entweder hören wir auf, oder wir müssen uns ein ungestörtes Plätzchen suchen.“
Evie war ziemlich enttäuscht, dass Robert sie freigab. Ihr Herz raste, und ihre Haut glühte. Natürlich hatte er recht. Sie durften nicht wie die Teenager übereinander herfallen.
„Wir sind hier nirgends ungestört“, sagte sie und schaltete den Fernseher aus. In der plötzlichen Stille trommelte der Regen noch lauter als vorher an die Scheiben. Sie blickte aus dem Fenster zu dem grauen Vorhang, der den See verschleierte und das ferne Ufer verbarg.
„Heute fährt bestimmt niemand mehr hinaus“, sagte Robert. „Mach das Büro zu.“ Es klang wie ein Befehl.
Evie dachte einen Moment über seinen Tonfall nach. Hatte noch keine Frau Nein zu diesem Mann gesagt? „Ich darf nicht so früh schließen“, erklärte sie.
„Es soll noch die halbe Nacht regnen“, wandte er ein.
„Das wird die Leute nicht davon abhalten, etwas für ihre Ausrüstung zu kaufen. Wahrscheinlich kommen nicht viele, vielleicht gar keiner. Aber auf meinem Schild steht, dass ich bis acht Uhr geöffnet habe.“
Und dabei wird es bleiben, dachte Robert. Es
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