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So weit der Wind uns traegt

So weit der Wind uns traegt

Titel: So weit der Wind uns traegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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bitten.
    Robert nahm ihre Hand und streichelte zärtlich ihre Finger. „Du hast mich noch nicht gefragt, wohin wir heute Abend gehen“, sagte er.
    Evie sah ihn erstaunt an. „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.“ Das war die reine Wahrheit. Es war ihr egal, wohin sie fuhren. Die eigentliche Tatsache, dass sie mit Robert ausgehen würde, beschäftigte sie unablässig.
    „Das ist nicht sehr schmeichelhaft für mich“, meinte er lächelnd.
    „Ich habe nicht behauptet, dass ich nicht an das Essen gedacht hätte. Über den Ort habe ich mir keine Gedanken gemacht.“
    Die erfahrenen Frauen, mit denen er sonst in New York oder den anderen bedeutenden Städten dieser Welt ausging, hätten niemals solch ein Geständnis gemacht. Und wenn doch, hätten sie es in einen Flirt gekleidet. Evie flirtete nie. Sie sprach einfach die Wahrheit aus und überließ es ihm, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Am liebsten hätte er sie geküsst, hielt sich aber zurück. Evie würde sich in seiner Gegenwart schneller entspannen, wenn sie nicht jedes Mal auf einen Verführungsversuch gefasst sein musste.
    Plötzlich drehte sie sich zu ihm und sah ihn mit ihren braunen Augen ernst an. „Ich hatte dir eine Frage gestellt“, sagte sie. „Bitte, beantworte sie mir.“
    Das Problem war also nur aufgeschoben und nicht aufgehoben gewesen. „Ich bin ein sehr zurückhaltender Menschund erzähle nicht jedem meine Lebensgeschichte“, erklärte Robert ungerührt. „Du tust es ebenfalls nicht und solltest eigentlich Verständnis dafür haben.“
    Sie beobachtete ihn eine ganze Weile und wandte sich schließlich ab. Robert spürte, dass seine Antwort sie nicht befriedigt hatte. Trotzdem würde sie keine weiteren Fragen stellen. Der Gedanke, dass sie so schnell aufgab, gefiel ihm nicht. Aber er wollte auch nicht, dass sie nachhakte.
    Er blickte auf die Uhr. Bevor er Evie zum Essen abholte, musste er noch einige Anrufe erledigen und natürlich duschen und sich umziehen. Deshalb küsste er sie erneut auf die Schulter und stand auf. „Ich muss gehen. Bleib nicht mehr lange sitzen, sonst bekommst du einen Sonnenbrand. Deine Schultern sind schon ziemlich rot.“
    „In Ordnung. Dann bis sieben.“ Evie rührte sich nicht, und Robert blickte verärgert auf ihren von der Sonne gebleichten blonden Schopf. Immer wenn er glaubte, ernsthaft bei Evie weiterzukommen, zog sie sich innerlich in ihr Schneckenhaus zurück. Heute Nachmittag war sie in einer besonders seltsamen Stimmung aus Zufriedenheit, Melancholie und Resignation. Vielleicht machte sie sich Sorgen wegen des Wagens. Oder sie war nervös wegen ihres ersten gemeinsamen Abends. Allerdings war ihm nicht ganz klar, weshalb, nachdem er sie schon halb nackt gesehen hatte.
    Tatsache war, dass er Evie absolut nicht durchschaute. Er wusste nie, was sie als Nächstes tun würde oder was sie dachte. Das machte ihn langsam verrückt. Trotzdem ließ er sie jetzt ungern allein. Nur wenn er bei ihr war, brauchte er sich keine Sorgen darüber zu machen, was sie gerade trieb.
    Es ist schlimm, so besessen von einer Frau zu sein, die man keine Sekunde aus den Augen lassen darf, dachte Robert kläglich und kletterte in seinen Jeep.
    Evie wartete, bis das Brummen des Motors in der Ferneverklang. Robert hatte ihre Frage einfach abgeblockt. Er würde sie nicht an sich heranlassen. Wenn sie eine Beziehung mit ihm aufnehmen wollte, musste sie sich mit dem wenigen begnügen, das er ihr geben wollte.
    Endlich zog sie die Füße aus dem Wasser und stand auf. Es war an der Zeit, sich für den großen Abend fertig zu machen.

10. KAPITEL
    E inen aufmerksameren Begleiter kann sich eine Frau nicht wünschen, dachte Evie irgendwann in der Mitte des Abends. Trotz seiner Weltgewandtheit – oder gerade deswegen – hatten die Höflichkeit und die Umsicht, mit der Robert sie umgab, etwas rührend Altmodisches. Er setzte alles daran, dass sie sich wohlfühlte. Und sie war eine Frau aus den Südstaaten und altmodisch genug, um es als selbstverständlich hinzunehmen. Robert Cannon wollte mit ihr schlafen. Also musste er dafür sorgen, dass ihr der Abend gefiel.
    Seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich ihr. Er warf keinen einzigen Blick auf die anderen Frauen, obwohl zahlreiche weibliche Gäste ihn verstohlen betrachteten. Er rückte ihr den Stuhl zurecht, wenn sie aufstand oder sich setzte, schenkte ihr Wein nach und bat den Ober, den Thermostat höher zu stellen, sobald er merkte, dass sie fröstelte.

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