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So weit der Wind uns traegt

So weit der Wind uns traegt

Titel: So weit der Wind uns traegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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seine Einladung angenommen und würde Wort halten. Ihre mangelnde Begeisterung über den gemeinsamen Abend mit ihm hätte ihn vielleicht gekränkt, wäre ihre eindeutige Reaktion nicht gewesen. Welchen Grund Evie haben mochte, ihm gegenüber misstrauisch zu sein, ihrem Körper war es egal.
    Evie sah zu, wie das Wasser um ihre Fersen wirbelte. Eine volle Minute überlegte sie, ob sie das Thema anschneiden sollte, das ihr so zu schaffen machte. Dann war ihr Entschluss gefasst. „Hast du jemals einen Menschen nahe an dich herangelassen, Robert? Kennt dich jemand wirklich?“, fragte sie leise, ohne ihn dabei anzuschauen.
    Robert erstarrte innerlich und antwortete so unbekümmert wie möglich: „Seit ich dich zum ersten Mal sah, versuche ich dich nahe an mich heranzulassen.“
    Sie drehte den Kopf und merkte, dass er sie mit seinen unergründlichen Augen aufmerksam beobachtete. „Das war eine nette Ausflucht. Damit hast du exakt bewiesen, was ich meinte.“
    „Was habe ich bewiesen?“, flüsterte er, beugte sich vor und drückte seine Lippen auf ihre nackte Schulter.
    Evie ließ sich von der köstlichen kleinen Liebkosung nicht beirren. „Dass du allen persönlichen Fragen ausweichst. Du hältst jeden auf Armeslänge von dir, beobachtest und manipulierst ihn und verrätst nicht, was wirklich in dir vorgeht.“
    Robert blickte sie nachdenklich an. „Du wirfst mir vor, schwer zu durchschauen zu sein, obwohl du selber offen wie die Sphinx bist?“
    „Wir sind beide ziemlich verschlossen“, gab Evie zu.
    „Wie wäre es, wenn ich die Frage zurückgebe?“, schlug Robert vor und ließ sie nicht aus den Augen. „Hast du jemals einen Menschen ganz an dich herangelassen, sodass er dich wirklich kannte?“
    Ein schmerzhafter Stich durchzuckte Evies Brust. „Natürlich. Meine Familie … und Matt.“
    Sie schwieg plötzlich, und ein Schatten glitt über ihr Gesicht. Wieder dieser Mann, dachte Robert verärgert. Was hatte der Achtzehnjährige an sich gehabt, dass Evie noch nach zwölf Jahren bei der Erwähnung seines Namens in diese traurige Stimmung geriet? Es gefiel ihm nicht, dass er derart eifersüchtig auf den verstorbenen Jungen reagierte. Andererseits hatte die Erinnerung Evie von ihren unbequemen Fragen abgelenkt. Und das war ihm sehr recht.
    Ihr Scharfsinn beunruhigte Robert. Er legte größten Wert darauf, einen Teil seiner Persönlichkeit der Öffentlichkeitvorzuenthalten. Das Bild des reichen, gewandten Geschäftsmanns, das er aller Welt bot, war nicht falsch. Nur war es nicht vollständig. Bisher hatte dies sowohl geschäftlich als auch privat fabelhaft geklappt.
    Nicht einmal seine engsten Mitarbeiter ahnten, wie sehr er das Abenteuer oder den Kitzel der Gefahr liebte. Sie wussten nichts von den äußerst gefährlichen Aufträgen, die er manchmal für Ministerien und Sonderdienste übernahm. Auch nichts von dem Spezialtraining, dem er sich unterzog, um dafür körperlich und geistig fit zu bleiben. Sie hatten keine Ahnung von seinem aufbrausenden Temperament und seinem Kampfgeist, weil er beides eisern unter Kontrolle hielt.
    Wie hatte Evie nach so kurzer Bekanntschaft erkennen können, was anderen ein Leben lang verborgen blieb? Robert fühlte sich ihr beinahe ausgeliefert und nahm sich vor, in Zukunft besser achtzugeben. Er fand, dass Evie lange genug geschwiegen hatte, und fragte so beiläufig wie möglich: „Wo ist dein Wagen?“
    „Ich lasse einen neuen Motor einbauen. Wahrscheinlich bekomme ich ihn morgen Nachmittag wieder. Bis dahin fahre ich mit dem Boot.“
    Robert wartete. Doch zu seinem Erstaunen erzählte sie keine weiteren Einzelheiten. Er war es gewöhnt, dass die Leute mit ihren Schwierigkeiten zu ihm kamen, und war sogar darauf gefasst gewesen, dass Evie ihn um ein Darlehen bitten würde. Sie hatte sein neues Boot, den neuen Jeep und sein Haus gesehen und musste wissen, dass er eine Menge Geld besaß.
    Natürlich hätte er ihr nichts gegeben, denn es hätte seiner Absicht geschadet, sie finanziell unter Druck zu setzen. Trotzdem wunderte er sich, dass Evie die Wagenpanne von sich aus nicht erwähnt hätte.
    „Ruf mich an, wenn du irgendwohin musst“, bot er ihr an.
    „Danke. Aber ich habe nichts vor, was sich nicht verschieben ließe.“
    „Das ist nicht nötig. Ruf mich einfach an“, drängte er sie sanft.
    Evie lächelte reizend und ging nicht weiter auf das Thema ein. Selbst wenn er sich auf der Marina niederließe, bis ihr Wagen repariert war, würde sie ihn nicht um Hilfe

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