So weit der Wind uns traegt
verträumten Liebkosungen am frühen Morgen. Es war erstaunlich, wie sich ihr Körper nach der Sinnenlust mit Robert sehnte. Je weiter der Nachmittag fortschritt, desto weicher wurden ihre Knie vor Erwartung und Verlangen.
Robert wusste es genau. Manchmal merkte sie, dass er sie beobachtete, und hatte den überwältigenden Wunsch, ihn auf den Boden zu drücken und auf der Stelle mit ihm zu schlafen.
Abends saßen sie lange draußen auf der Terrasse, betrachteten die Sterne und unterhielten sich über Gott und die Welt. Robert war äußerst intelligent und interessierte sich für alles. Das Gefühl der Nähe und Vertrautheit mit ihm war ebenso verführerisch wie beängstigend. Der Gedanke, den Mann, den sie liebte, wieder zu verlieren, machte Evie beinahe krank. Siedurfte nicht daran denken, sondern musste die Gegenwart genießen.
Gleichzeitig machte sie sich furchtbare Sorgen wegen des Bankkredits und der Hypothek, die sie auf ihr Haus aufnehmen wollte. Tommy hatte noch nicht wieder angerufen. Viel länger durfte sie nicht warten. Elf Tage waren schon vergangen, und ihr blieben nur noch neunzehn. Wenn ihre Hausbank so langsam arbeitete, musste sie eine andere Möglichkeit finden, das Geld aufzutreiben.
Sie konnte ihr Privatboot verkaufen. Aber das würde nicht einmal die Hälfte der Summe einbringen, die sie benötigte, und ging wahrscheinlich nicht schnell genug. Becky und Paul um ein Darlehen zu bitten kam ebenfalls nicht infrage. Die beiden hatten ihre eigenen finanziellen Verpflichtungen und mussten für zwei Kinder sorgen.
Blieben die Mietboote. Der Erlös dafür würde reichen, aber ihr monatliches Einkommen beträchtlich schmälern. Andererseits hätte sie mehr Bargeld zur Verfügung, nachdem das Darlehen bezahlt war, und konnte gewiss bald neue Fahrzeuge kaufen.
Das Problem war erneut die Zeit. Motorboote waren auch in einer Stadt am Fluss nicht lebenswichtig. Die Leute überlegten gründlich, bevor sie sich zu einem Kauf entschlossen.
Trotzdem stellte Evie ein Schild mit der Aufschrift „Gebrauchte Boote zu verkaufen“ auf und verteilte Handzettel mit diesem Angebot in den Sportgeschäften der Umgebung. Selbst wenn sie nur ein einziges Boot verkaufte, würde sich die Summe, die sie aufnehmen musste, erheblich verringern.
Robert entdeckte das Schild sofort. Er kam am späten Nachmittag, setzte die Sonnenbrille ab und sah sie mit seltsamer Miene an. „Welche Boote willst du verkaufen?“
„Die Mietboote“, antwortete Evie und wandte sich an einen wartenden Kunden. Seit ihr Entschluss gefasst war, ließ sie Bedauern gar nicht erst aufkommen.
Robert trat hinter den Tresen, schob die Hände in die Hosentaschen und sah nach draußen. Er wartete, bis der Kunde gegangen war. Dann fragte er: „Und weshalb?“
Evie zögerte einen Moment. Sie hatte Robert nichts von ihren Geldsorgen erzählt und wollte es auch jetzt nicht. Erstens redete sie ungern über ihre persönlichen Probleme. Zweitens durfte sich nicht herumsprechen, dass die Marina in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Ein weiterer Grund war, dass Robert auf keinen Fall glauben sollte, sie bäte ihn unausgesprochen um ein Darlehen. Offensichtlich war er sehr reich, und Geld durfte in ihrer Beziehung keine Rolle spielen. Sonst könnte Robert nie sicher sein, ob sie ihn nicht vor allem wegen seines Vermögens liebte.
„Die Boote werden langsam alt und sind nicht mehr sehr zuverlässig“, antwortete sie. „Ich brauche unbedingt neuere.“
Robert betrachtete sie schweigend. Er wusste nicht, ob er Evie umarmen oder sie schütteln sollte, bis sie ihm die Wahrheit sagte. In Wirklichkeit durfte er beides nicht tun. Obwohl er überzeugt war, dass sie höchstens am Rand mit Mercers Industriespionage zu tun hatte, bestand eine geringe Gefahr, dass er sich irrte. Nun, er würde bald Gewissheit haben.
Er war sicher, dass Mercer in Kürze handeln würde. Seine Detektive hatten ein äußerst verdächtiges Telefongespräch abgehört und Alarm geschlagen. Alle Mietboote waren inzwischen mit winzigen elektronischen Wanzen versehen, sodass sie jederzeit geortet werden konnten. Wichtig war, dass Evie mindestens ein Boot behielt, bis Mercer seinen nächsten Schritt unternahm. Dafür musste er unbedingt sorgen.
„Hast du schon Angebote bekommen?“
Evie schüttelte kläglich den Kopf. „Nein, ich habe das Schild erst heute Morgen aufgestellt.“
„Hast du auch Anzeigen in die Zeitung gesetzt?“
„Nein, aber das werde ich noch tun.“
Dadurch
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