So weit der Wind uns traegt
würde sich in ihrem eigenen Haus wohler fühlen, und das war die Hauptsache. Er hatte seinen Leuten Bescheid gesagt, wo er sein würde, so wie er ihnen am Abend zuvor mitgeteilt hatte, dass Evie bei ihm bleiben würde.
Er hatte ihr ausreichend Gelegenheiten gegeben, über das Bankdarlehen zu sprechen, doch sie verlor kein Wort darüber,genauso wenig wie über den kaputten Motor ihres Pick-ups. Sie machte ihre Probleme mit sich allein aus, statt sich ihm anzuvertrauen, ihn um Hilfe oder auch nur um moralische Unterstützung zu bitten. Er wünschte, sie würde sich ihm öffnen und ihn sowohl an ihrer Freude als auch an ihrem Leid teilhaben lassen. Sobald sie verheiratet waren, würde er dafür sorgen, dass ihm nicht das geringste körperliche oder seelische Wehwehchen entging.
Bisher waren seine Pläne noch nicht so weit in die Zukunft gegangen. Plötzlich schien ihm eine Heirat der einzig richtige Entschluss zu sein. Er hatte noch nie eine Frau so begehrt wie Evie. Nachdem der ärgerliche Spionagefall geklärt war, wollte er sie für immer bei sich haben. Und das bedeutete, sie musste zu ihm nach New York ziehen.
Er kannte sie inzwischen ziemlich gut. Auch wenn sie sich ihm hingegeben hatte, war sie doch ein eher konservativer Mensch. Sie würde die Sicherheit einer Ehe wollen, und genau aus diesem Grund würde er sie heiraten. Andere Frauen hatten ihn auch heiraten wollen, aber zum ersten Mal in seinem Leben war er bereit dazu. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er Evies eines Tages überdrüssig werden könnte, was ihm mit früheren Geliebten stets passiert war. Überdies konnte er sich absolut nicht vorstellen, irgendeinem anderen Mann die Chance zu geben, sie zu heiraten.
Erstaunlicherweise bedauerte er den bevorstehenden Verlust seiner Freiheit nicht, sondern malte sich aus, wie er Evie in Seide kleidete, ihr teuren Schmuck schenkte und sie ganz allgemein in Luxus badete, damit sie nicht mehr sieben Tage die Woche arbeiten und sich um das Geld für ihre Rechnungen sorgen musste. Sie würde sich nicht mehr mit einem gebrauchten Kühlschrank zufriedengeben oder in ihrem alten Wagen durch die Gegend fahren müssen. Sie würde nicht mehr so müde sein, dass sie dunkle Ringe unter den Augenbekam. Er würde sie auf seine Geschäftsreisen mitnehmen, ihr Paris, London und Rom zeigen, und sie würden Urlaub auf der Ranch in Montana machen. Madelyn wäre wahrscheinlich schadenfroh, weil er sich hatte einfangen lassen, aber sie würde Evie mögen. Evie war trotz ihrer sinnlichen Ausstrahlung nicht der Typ Frau, den andere Frauen auf Anhieb ablehnten. Sie war freundlich und sogar unsicher, was ihr Aussehen betraf. Robert hatte viele Frauen erlebt, die weitaus eitler waren als sie und viel weniger Grund dazu besaßen.
Innerhalb eines Monats, vielleicht auch schon früher, würde all das hier hinter ihm liegen und er mit Evie in New York sein. Mit dem zufriedenen Gedanken daran, Evie dann ganz für sich zu haben, schlief er ein.
Wie üblich erwachte Evie im Morgengrauen. Robert lag dicht neben ihr, und sein Körper wärmte sie, obwohl sie die Decke ganz vom Bett gestrampelt hatten. Wahrscheinlich war er es gewesen, weil er es nicht gewohnt war, ohne Klimaanlage zu schlafen. Sein Arm lag schwer auf ihrer Hüfte, und sie spürte seinen Atem im Nacken.
Sie hatte jetzt zwei Nächte hintereinander mit ihm geschlafen und fragte sich bereits, wie sie damit fertig werden sollte, wenn er nicht mehr da war.
Sie drehte sich in seinem Arm und stützte sich auf den Ellbogen. Robert wachte sofort auf. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er, und für einen Moment lag etwas Wildes und Beängstigendes in seinem Blick, spannten sich seine Muskeln an, als bereite er sich auf einen Angriff vor.
Sie schüttelte schnell den Kopf, um ihn zu beruhigen. „Nein, ich wollte dich nur ansehen.“
Er entspannte sich und sank aufs Kissen zurück. Seine olivfarbene Haut hob sich dunkel vom weißen Kissenbezug ab, sein volles schwarzes Haar war zerwühlt, auf seinem Kinnund seinen Wangen sprossen frische Bartstoppeln. Evie war fasziniert von seiner reinen, unkomplizierten Männlichkeit, die sich nicht hinter einem gepflegten Äußeren und eleganter Kleidung verbarg. Jetzt und hier, wie er nackt neben ihr lag, sah er aus wie das, was er war – ein Krieger, gestählt und geformt durch unzählige Schlachten.
Sie legte ihm die Hand auf die Brust, und er beobachtete sie. Statt ihm erneut ihre Gefühle für ihn zu gestehen, konzentrierte sie sich
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