So weit die Hoffnung trägt - Roman
sagte sie. »Wie haben Sie geschlafen?«
Ich nahm ihr gegenüber Platz. »Ich habe schon besser geschlafen. Und Sie?«
»Ich habe viel besser geschlafen als in der Nacht davor.«
»Das glaube ich gern«, sagte ich. »Wenn man bedenkt, dass Sie ohne Decke auf der Erde geschlafen haben.«
»Das war keine gute Nacht.«
Ich goss etwas Sirup über meine Pfannkuchen. »Leben Sie noch immer in Colorado?«
Sie nickte. »Colorado Springs.«
»Wie weit ist das von Custer?«
»Etwa sieben Stunden.«
Ich zerteilte den Pfannkuchen mit der Gabel und nahmeinen Bissen. »Was ich eigentlich wissen will, ist, wie haben Sie mich gefunden?«
»Das hat etwas Detektivarbeit erfordert. Ich habe Ihre Spur in Cody, Wyoming, aufgenommen. Die Angestellte im Marriott Hotel war sehr hilfsbereit.«
»Woher wussten Sie überhaupt, dass ich zu Fuß unterwegs war? Oder wo?«
»Oh«, sagte sie. »Ich habe versprochen, es nicht zu sagen.«
»Sie werden es mir nicht sagen?«
»Ich hab’s versprochen«, sagte sie. »Wollen Sie, dass ich ein Versprechen breche?«
»War es mein Vater?«
Sie sah mich nur an.
»Na schön«, sagte ich. »Halten Sie Ihr Versprechen.« Ich nahm noch einen Bissen. Pamela aß weiter, kaute langsam und bedächtig.
Einen Augenblick später sagte ich: »Ich habe viel über unser Gespräch gestern Abend nachgedacht.«
Sie sah mich an.
»Die Sache ist die, ich habe Sie gehasst, seit ich mich erinnern kann. Ich nehme an, ich hatte einfach das Gefühl, ich wäre moralisch verpflichtet, Sie zu hassen – als eine Art, McKale gegenüber loyal zu sein. Sie wissen schon, meines Freundes Feind ist mein Feind.«
»Verstehe«, sagte Pamela.
»Aber die Wahrheit – oder zumindest die Wahrheit zu kennen – kann in einer Sekunde alles ändern.« Ich sah Pamela in die Augen. »Und die Wahrheit ist, ich weiß nicht, wie ich an Ihrer Stelle gehandelt hätte. Aber ich kann nicht glauben, dass McKale ohne diese Erfahrungen die Person gewesen wäre, die sie war.« Meine Augen wurden feucht. »Undich habe die Person, die sie war, wirklich geliebt. Einer der Augenblicke, der uns am engsten zusammengeschweißt hat, war, als sie so verletzlich und aufgelöst war, weil Sie sie verlassen hatten.
Damals in Hill City haben Sie mich gefragt, ob McKale mir so gehört hätte, wie sie es tat, wenn Sie nicht so gewesen wären, wie Sie waren. Die Antwort ist Nein. Und dafür bin ich Ihnen zu Dank verpflichtet.«
Pamelas Augen füllten sich mit Tränen.
»Sie haben genug gelitten. Mehr, als Sie verdient haben.« Ich sah ihr in die Augen. »Ich vergebe Ihnen.«
Im ersten Augenblick starrte sie mich nur fassungslos an, dann begann sie zu zittern, und Tränen kullerten ihr über die Wangen. Dann hielt sie sich die Hände vors Gesicht und weinte haltlos. Ich stand auf und ging zu ihr hinüber und legte den Arm um sie. »Es ist Zeit, nach vorn zu blicken. Für uns beide.«
Als sie wieder sprechen konnte, fragte sie: »Meinen Sie, meine Kleine wird mir je vergeben?«
»Ich glaube, das hat sie bereits getan.«
»Sie haben keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet. Ich verstehe nun, warum meine Tochter Sie geliebt hat. Sie sind ein guter Mann.«
Ich nahm ihre Hand. Sie legte ihre andere Hand auf meine. »Aus tiefstem Herzen«, sagte sie, »danke.«
»Gern geschehen«, erwiderte ich. »Es ist mir ein Vergnügen.« Und das war es wirklich. Mein Herz war von Freude erfüllt.
Einen Augenblick später nahm sie eine Serviette vom Tisch und wischte sich die Augen.
»Und jetzt?«, fragte ich.
»Ich muss zurück nach Custer und meinen Wagen holen.Ich habe ihn auf dem Hotelparkplatz stehen lassen. Hoffentlich haben sie ihn nicht abgeschleppt.«
»Wie kommen Sie dorthin?«, fragte ich.
»Die Frau, die dieses Motel führt, fährt heute Nachmittag nach Rapid City. Sie sagt, sie nimmt mich mit. Ich bin sicher, von dort kann ich eine Mitfahrgelegenheit nach Custer bekommen.«
»Und dann?«
»Dann mache ich damit weiter, meine Tochter großzuziehen.«
Ich lächelte. »Das klingt nach einem guten Plan.«
»Und Sie?«, fragte Pamela. »Werden Sie weitergehen?«
»Ich werde weitergehen.«
Sie lachte, und es war schön zu hören. »Sie sind verrückt, wissen Sie?«
Mein Lächeln wurde breiter. »Genau das hätte Ihre Tochter auch gesagt.«
Die nächste halbe Stunde verbrachten wir mit angenehmem Geplauder, fanden Ähnlichkeiten zwischen Hadley und McKale heraus. Als wir aufgegessen hatten, fragte ich Pamela: »Um wie viel Uhr brechen Sie nach
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