So weit die Hoffnung trägt - Roman
anzubraten?«
»Kein Problem.«
Sie trat einen Schritt vom Herd zurück. »Sehr gut. Dann hole ich inzwischen die Muscheln und die Paprika. Der Knoblauch soll nur kurz anbraten. Wenn Sie fertig sind, geben wir eine Prise Paprika und die Muscheln dazu und lassen alles noch zwei Minuten köcheln.« Sie trat an den Küchentresen, griff nach den vorbereiteten Muscheln und demPaprika und brachte sie mir. »Der Knoblauch müsste jetzt so weit sein.«
»Sieht so aus«, sagte ich.
Sie schüttete Muscheln und Gewürz in die Pfanne. Es zischte laut. »Okay, wissen Sie, wie man sautiert?«
»Einfach umrühren, oder?«
»Genau.« Sie ging und kam mit einem Becher Weißwein wieder, den sie ebenfalls in meine Pfanne goss. »Okay. Und jetzt lassen Sie das alles einfach köcheln, bis der Wein ein bisschen verdampft ist, und dann geben wir die Tomatensauce dazu. Ich setze schon mal die Nudeln auf.« Sie öffnete eine Packung Spagetti und warf die Nudeln ins kochende Wasser.
»Ich glaube, die Tomatensauce kann jetzt dazu«, sagte ich.
Sie sah hinüber. »Ich denke, da haben Sie recht. Kippen Sie einfach alles dazu.«
Ich nahm die Dose und gab die Sauce in die zischelnde Mischung. Der Duft war köstlich.
»Wie lange soll ich es köcheln lassen?«, fragte ich.
»Nach Emeril nur so lange, bis die Muscheln anfangen, sich zu öffnen.« Sie sah mich an. »Sie sind doch aus Seattle, da kochen Sie doch sicher ständig mit Muscheln.«
»Nein«, sagte ich. »Aber eine gute Fisch-Muschel-Suppe weiß ich sehr zu schätzen.«
Sie rührte die Nudeln kurz um, dann ging sie zur Tür und rief: »Casey, komm mal her.«
Einen Augenblick später kam das kleine Mädchen in die Küche. »Was denn, Mama?«
»Wo ist Christian?«
»In seinem Zimmer. Er spielt Videospiele.«
»Sagst du ihm bitte, er soll herunterkommen und dir helfen, den Tisch zu decken?«
»Okay.«
Ein paar Minuten später kam sie mit ihrem Bruder im Schlepptau wieder. Christian hatte lange blonde Haare und die Stirn in übertrieben tiefe Falten gelegt. »Ich habe Xbox gespielt.«
»Zeit zu essen.«
»Ich habe keinen Hunger.«
»Das habe ich dich nicht gefragt«, sagte sie. »Hilf Casey den Tisch decken.«
Er verdrehte die Augen und ging hinaus. Analise schüttelte den Kopf. »Man kann nicht mit ihnen leben, aber man kann sie auch nicht im Keller in Käfigen einsperren.«
Sie streifte ein Paar Ofenhandschuhe über, hockte sich vor den Herd und nahm eine Pfanne mit Knoblauchbrot heraus. Dann stellte sie die Pfanne auf den Tresen und stapelte das Brot auf einen Teller. Sie nahm ein Stück und hielt es mir vor den Mund. »Kosten Sie mal.«
Ich wollte eben schon einen Bissen nehmen, als sie das Brot noch einmal fortnahm. »Vorsicht, heiß«, sagte sie. »Sie müssen zuerst pusten.«
Ich pustete auf das Brot und nahm dann einen Bissen. »Es schmeckt köstlich.«
»Ich nehme dafür Knoblauchsalz und gebe dann etwas Parmesankäse dazu.« Sie nahm selbst einen Bissen, dann legte sie das Stück Brot auf den Tresen. »Die Nudeln müssten jetzt fertig sein.« Sie stach mit einer Holzgabel in den Topf, fischte eine Nudel heraus und ließ sie in ihren Mund baumeln. »Perfekt. Al dente.«
»Al dente?«
» Für den Zahn . Das heißt, dass sie bissfest sind. Wenn Sie jetzt das Brot zum Tisch tragen könnten, dann gieße ich die Nudeln ab.«
Ich trug den Teller mit Brot ins Esszimmer. Casey war dabei, das Besteck neben die Teller zu legen, während ihr Bruder an der Wand auf dem Boden saß und ein tragbares Videospiel spielte.
»Christian hilft nicht mit«, sagte Casey.
»Aber natürlich hilft er mit«, sagte ich. »Oder nicht?«
Er sah nicht von seinem Spiel auf. »Nein.«
Ich stellte das Brot auf dem Tisch ab. »Komm schon, Christian«, sagte ich. »Hilf deiner Schwester.«
Er sah auf und funkelte mich an. »Wer sind Sie überhaupt?«
»Ich bin Alan.«
»Sie sind nicht mein Boss, Alan.« Er wandte sich wieder seinem Spiel zu.
Ehrlich gesagt, war es mein erster Instinkt, dem Jungen eine Ohrfeige zu geben, aber vermutlich käme das bei seinen Eltern nicht gut an. Unsicher, wie ich mit der Situation umgehen sollte, ging ich zurück in die Küche. Analise war dabei, die Nudeln in ein Plastiksieb in der Spüle zu gießen. Dampf stieg rings um sie auf.
»Kann ich helfen?«, fragte ich.
»Nein, ich hab’s schon.« Sie goss die ganzen Nudeln ab, ließ aber etwas Wasser im Topf zurück. »Man hebt immer ein bisschen Wasser im Topf auf, nur für den Fall, dass die Nudeln zu
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