So weit die Hoffnung trägt - Roman
trocken werden.«
»Verstanden«, sagte ich. »Emeril?«
Sie nickte. »Emeril.« Sie trug das Sieb an den Herd, wo sie die Nudeln mit der Muschelsauce vermischte. Dann wandte sie sich mit einem zufriedenen Lächeln zu mir um. »Fertig.«
Sie schüttete die Nudeln in eine große Keramikschüssel, und wir gingen beide zum Tisch.
Christian verzog das Gesicht, als er die Nudeln sah.
»Kann ich heute Abend Cap’n Crunch haben?«
»Nein.«
»Kann ich Lucky Charms haben?«
»Nein. Du kannst gar kein Müsli haben. Ich habe Spagetti gekocht.«
»Es sieht eklig aus. Wie Kotze.«
Analise errötete. »Du sollst nicht so reden.«
»Du kannst mich nicht zwingen, das zu essen.«
Ich konnte sehen, wie sehr Analise sich zusammennahm, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
»Du wirst das essen.«
»Nein.«
»Dann kannst du hungrig auf dein Zimmer gehen. Geh schon.«
Er funkelte sie an, dann schob er seinen Stuhl vom Tisch zurück. »Gut. Ich wollte diesen Scheiß sowieso nicht essen.« Er warf mir einen hasserfüllten Blick zu, bevor er die Treppe hochstürmte.
»Er ist gemein«, sagte Casey.
Analise war verlegen. »Entschuldigung«, sagte sie zu mir.
»Ich könnte das nicht«, sagte ich.
»Was?«
»Ein Elternteil sein.«
»Na ja, offenbar kann ich es auch nicht«, sagte Analise.
»Du bist eine gute Mommy«, sagte Casey.
Analise lächelte ironisch. »Danke, Schatz. Möchtest du vielleicht das Tischgebet sprechen?«
»Okay.« Sie streckte eine Hand aus und ergriff die Hand ihrer Mutter. Analise streckte ihre Hand aus und ergriff meine. »Gott ist gut, Gott ist groß. Segne das Essen, das wir haben. Amen.«
»Amen«, sagte ich.
»Amen«, sagte Analise. »Danke.«
»Gern geschehen, Mama.«
Ich grinste. Casey war ein wirklich süßes Mädchen.
Analise verteilte das Essen. Es war köstlich, wenn auch vermutlich ein bisschen exotisch für einen Kindergaumen. Nach ein paar Minuten sagte Casey: »Mom, darf ich aufstehen?«
Analise sah auf Caseys Teller. »Du hast aber nicht viel gegessen.«
»Tut mir leid.«
»Schmeckt es dir nicht?«
Sie sagte nichts. Analise seufzte. »Na schön. Warum machst du dir nicht ein Erdnussbutter-Sandwich? Und bring Christian auch eines.«
»Okay.«
»Und dann macht euch bettfertig. Zähneputzen nicht vergessen.«
»Okay.«
Als Casey gegangen war, wandte sich Analise mit einem entnervten Gesichtsausdruck zu mir um. »Warum mache ich mir eigentlich die Mühe?«
»Kinder wissen eben nicht, was gut ist«, sagte ich. »Als ich klein war, hatte mein Nachbar einen Avocadobaum. Wir fanden, das seien die ekligsten Dinger der Welt. Wir haben uns damit immer gegenseitig beworfen. Und heutzutage bezahle ich zwei Dollar für eine.«
»Ich weiß. Die Kinder wären glücklicher, wenn ich ihnen jeden Abend einfach eine Schale Müsli hinstellen würde. Und mir würde es das Leben sehr erleichtern.«
»Ihr Mann hätte dagegen vielleicht etwas einzuwenden.«
Sie runzelte die Stirn. »Die Sache ist die, ich versuchenicht, es mir leicht zu machen. Ich komme von der Arbeit nach Hause und bin erschöpft, aber dann koche ich und mache den Abwasch. Es hört nie auf.«
»Wie man so schön sagt: ›Die Arbeit einer Mutter ist nie getan.‹«
»Erst, wenn man stirbt«, erwiderte Analise. »Und dann hat man alle Zeit der Welt, um über alles nachzudenken, was man falsch gemacht hat und wie man seine Kinder verkorkst hat.«
»Sie klingen wie eine Anwältin für Geburtenkontrolle.«
»Es gibt Zeiten, da denke ich, die Leute von Pro Familia könnten mir mit einer Kamera folgen und den Film verwenden, um junge Frauen davon abzuhalten, schwanger zu werden.«
Ich grinste. »Na ja, ich finde, Sie machen Ihre Sache sehr gut. Hilft Ihr Mann im Haushalt denn viel mit?«
Die Frage schien ihr nicht zu behagen. »Wenn er da ist«, sagte sie.
»Nur fürs Protokoll, Ihre Spagetti sind fantastisch. Emeril hätte es selbst nicht besser hinbekommen.«
Sie lächelte darüber. »Meinen Sie?«
» Bam! «, sagte ich.
Sie lachte. »Sie wissen wirklich, wer Emeril ist. Ich dachte, Sie hätten nur so getan, als ob.«
»Ich habe nicht immer in einer Höhle gelebt«, sagte ich. »Ich weiß sogar, wer Paula Deen ist.«
»Jetzt bin ich wirklich beeindruckt.« Sie sah auf meinen leergegessenen Teller. »Möchten Sie noch ein paar Nudeln?«
»Eigentlich schon, aber normalerweise versuche ich, nach dem dritten Nachschlag aufzuhören.«
»Okay.« Sie sah mich an. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie nach Ihrer
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