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So weit die Wolken ziehen

So weit die Wolken ziehen

Titel: So weit die Wolken ziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Fährmann
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erledigt. Die Sekretärin öffnete die Tür und brachte die beiden Besucher bis auf den Flur.
    »Was hat er entschieden, Frau Lötsche?«, fragte Dr. Scholten.
    »Wir müssen noch heute Nachmittag wieder auf das linke Donauufer zurück. Es ist Reichsdeutschen verboten, ihren Aufenthaltsort zu verlassen.
    Dr. Scholten musste sich setzen. »Das ist doch nicht möglich. Das können die doch nicht mit uns machen«, sagte er laut.
    Ein Lieutenant, der gerade vorbeigehen wollte, blieb stehen und fragte, was passiert sei.
    Frau Lötsche schilderte ihm kurz die missliche Situation.
    Er redete mit ihr. Dr. Scholten verstand nur Red Cross.
    »Er würde an unserer Stelle zuerst zur Zentrale des Roten Kreuzes gehen. Vielleicht kann man uns dort aus der Klemme helfen.«
    Der Lieutenant kritzelte die Anschrift auf einen Zettel und gab ihn Dr. Scholten. »Follow me.«
    Er ging vor ihnen her zum Hof hinter dem Gebäude. Dort winkte er ein Fahrzeug heran, zeigte auf Frau Lötsche und Dr. Scholten und verabschiedete sich.
    Schon nach wenigen Minuten sahen sie die Rotkreuzfahne vor einem großen Gebäude wehen.
    Vom Pförtner wurden sie zu einem Herrn Gruber, einem Schweizer, in dessen Büro am Ende eines langen Flurs gebracht. Auch dort erzählten sie ihre Fluchtgeschichte.
    »Ich kann Ihnen leider nicht helfen«, sagte Herr Gruber. »Sie müssen in der Tat das Permit der Militärverwaltung haben.«
    »Also müssen wir nach Theresienruh zurück?«, fragte Dr. Scholten niedergeschlagen.
    »Darauf kann es hinauslaufen. Ich werde Ihnen auf jeden Fall ein Schreiben unserer Stelle mitgeben. Darin empfehle ich, dass Sie nicht wieder nach Theresienruh zurückgebracht werden sollten. Aber ob’s reicht?«
    Er setzte sich an die Schreibmaschine und schrieb etwas auf einen amtlichen Briefbogen des Internationalen Roten Kreuzes. Dann drückte er mehrere Stempel darunter und unterzeichnete das Schriftstück.
    »Möglichst viele Stempel, das wirkt meistens«, sagte er, steckte das Schreiben in einen Umschlag und gab es Dr. Scholten.
    »Sollte es nicht die erwünschte Wirkung haben, verlangen Sie es auf jeden Fall zurück. Und wenn Sie wieder zurück nach Theresienruh müssen, dann legen Sie es den sowjetischen Behörden vor. Die sollen für Stempel noch mehr übrig haben als die Amerikaner. Erst einmal lasse ich Sie zur Kommandantur zurückbringen.«
    Es war noch keine Stunde vergangen, da standen sie vor dem pompösen Haupteingang des Amtsgebäudes. Der Fahrer sagte: »Ich soll hier warten, bis Sie Ihre Angelegenheiten erledigt haben. Sie müssen ja noch nach Aschach zurückgebracht werden.«
    »Herr Gruber ist ein netter Mensch, nicht wahr, Herr Direktor?«, sagte Frau Lötsche.
    Sie gingen die vielen Stufen hinauf zum Portal, das von zwei steinernen Ungeheuern flankiert wurde.
    »Wenn wir denselben Kommandanten erwischen, wird er uns unter Bewachung zur Fähre bringen lassen, Frau Lötsche. Schicken Sie ein Stoßgebet zum Himmel, dass es anders kommt.«
    »Sie kommen vom Roten Kreuz?«, fragte der Pförtner.
    »So ist es. Wir sollen hier beim Leiter des Flüchtlingswesens vorsprechen.«
    Der Pförtner blätterte in einer Liste. »Melden Sie sich im ersten Stock in Zimmer 14.«
    »Ich glaube, wir haben Glück«, sagte Frau Lötsche. »Der bärbeißige Kommandant residiert im Parterre.«
    Sie fanden das Zimmer schnell, klopften an und gingen hinein. Ein mächtiger Zweizentnermann saß hinter einem Schreibtisch. Er trug einen kleinen schwarzen Schnurrbart und eine Brille mit einem dicken braunen Rand. Er schaute nicht einmal auf. Auf einer langen Bank an der Wand hockten einige junge Männer.
    »Was gibt’s?«, fragte er mit starkem amerikanischem Akzent, aber auch mit deutlich rheinischem Zungenschlag. Dr. Scholten legte ihm das Schreiben vom Roten Kreuz vor.
    Er las es und lachte dröhnend. »Diese Schlawiner. Denken, sie könnten mich mit vier Stempeln vom Standesamt beeindrucken. Ich hoffe, es stimmt, was da geschrieben steht?«
    »Sie meinen, unsere Flucht auf dieses Donauufer? Das stimmt wirklich. Wir haben beim Roten Kreuz einen genauen Bericht abgegeben.«
    »Wie viele Personen?«
    »Neun Erwachsene und zweiundfünfzig Mädchen zwischen elf und sechzehn Jahren.«
    »Hm«, er räusperte sich, »ich würde Ihnen ja gern behilflich sein. Aber wo kann man heutzutage so viele Menschen unterbringen?«
    Ein junger Mann stand von der Bank auf und sagte: »Verzeihen’s, Herr Lieutenant, ich hätt da eine Idee. Zwischen Linz und Aschach liegt ein

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