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So weit die Wolken ziehen

So weit die Wolken ziehen

Titel: So weit die Wolken ziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Fährmann
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Kloster der Vinzentinerinnen, das sind die mit den riesigen weißen Hauben. Kloster trifft’s eigentlich nicht recht. Schloss Hartheim. Aber Schloss kann man zu dem Kasten heute eigentlich auch nicht mehr sagen. Steht jedenfalls halb leer. Da wär genügend Platz. Die Nonnen werden die Mädchen schon aufnehmen, denk ich. Zahlen müssen die Herrschaften aber. Die Nonnen sind arm wie die Kirchenmäus.«
    Der Lieutenant blätterte in einem Atlas. »Schloss Hartheim. Da liegt es ja.« Er überlegte kurz und knetete dabei seine fleischige Stirn. »O. k. Ich schreibe Ihnen ein Permit. Wie kommen Sie nach Aschach zurück?«
    »Das Rote Kreuz fährt uns mit einem Jeep.«
    »Na, dann ist ja alles geregelt.«
    »Nicht ganz, Herr Lieutenant. Wir müssen ja mit der ganzen Gruppe von Aschach nach Schloss Hartheim.«
    »Machen Sie sich zu Fuß auf den Weg. Sie sind doch inzwischen ans Laufen gewöhnt.«
    »Mit einer Lehrerin, die sich auf Krücken bewegen muss, und mit sieben kranken Kindern?«
    Wieder blätterte der Lieuetnant in seinem Zettelberg. »Heute geht gar nichts mehr. Nothing. Nitschewo. Aber morgen, nicht vor acht Uhr, vielleicht auch später, schicke ich Lastwagen zum Bahnhof in Aschach. Die werden Sie hinbringen. O. k.?«
    »Wunderbar. Und tausend Dank.«
    »Ein Mal Dank genügt vollkommen«, rief der Lieutenant ihnen nach.
    »Tausend Dank ist wirklich übertrieben«, sagte Frau Lötsche. »Wo bleiben wir denn heute Nacht?«
    »Erst mal zurück nach Aschach. Dann werden wir weitersehen, Frau Lötsche. Ich habe mir angewöhnt, in diesen Wochen, in denen nichts vorauszuplanen ist, immer nur die drängendsten Probleme zu lösen.«
    Der Fahrer war eingeschlafen und schreckte auf, als Dr. Scholten die Autotür öffnete. »Na«, sagte er und gähnte, »müssen Sie aufs andere Ufer zurück?«
    »Zum Glück nicht. Wir sind endgültig am rettenden Ufer angekommen, nicht wahr, Dr. Scholten?«
    »Ich hoffe. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, lassen Sie uns einen kleinen Umweg über Schloss Hartheim fahren. Wir müssen wissen, ob wir dort willkommen sind.«
    »Schloss Hartheim?« Der Fahrer schien überrascht. »Na, da würde ich nicht gern wohnen.«
    »Ist es ein baufälliger Kasten?«
    Der Motor heulte auf. »Ich bringe Sie hin. Dann können Sie selber sehen.«
    Das Schloss lag in einer Niederung inmitten von Wiesen und Feldern. Vier mehrgeschossige Flügel umschlossen einen quadratischen Hof. Wuchtige achteckige Türme begrenzten das quadratische Gebäude. Der geschwungene Helm eines Kirchturms ragte über die Dächer des Schlosses nur wenig hinaus. Das ganze Anwesen machte einen abweisenden Eindruck.
    Der Fahrer stoppte vor dem Portal. Dr. Scholten stieg aus und zog an einer Klingelschnur.
    Eine kleine, vom Alter gebeugte Schwester öffnete die schwere Eichentür. Ihr Gesicht wirkte winzig unter der ausladenden weißen Flügelhaube. Dr. Scholten erklärte ihr, worum es ging.
    »Ich werde die Schwester Oberin holen«, sagte sie und führte die Besucher in ein Zimmer, das mit schweren dunklen Eichenmöbeln ausgestattet war. Es war kühl in dem Raum. Dr. Scholten lief ein Schauder über den Rücken. »Merkwürdiges Haus«, flüsterte er Frau Lötsche zu.
    Die Oberin ließ auf sich warten. Schließlich stürmte sie herein. Ihre massige Gestalt und ihre tiefe Stimme füllten den Raum. »Grüß Gott. Sie wollen also mit über sechzig Personen bei uns wohnen?«
    »So ist es, ehrwürdige Mutter«, antwortete Dr. Scholten.
    Sie lachte auf. »Sagen Sie einfach Frau Oberin zu mir. Ich muss Sie aber gleich darauf hinweisen, dass wir kein Komforthotel sind. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen, wo wir Sie unterbringen können.«
    Sie ging so schnell, dass Frau Lötsche Mühe hatte, ihr zu folgen. Die Oberin öffnete die Tür zu einem Tagesraum: Tische, Stühle, ein großer Schrank, helle Gardinen vor den drei Fenstern.
    »Für ein paar Tage wird es gehen«, sagte Dr. Scholten.
    »Ein paar Tage? Wollen Sie nicht länger bleiben?«
    »Wir hoffen, dass wir schnell die Genehmigung bekommen und zum Sammelpunkt für Flüchtlinge nach Salzburg fahren können.«
    »Schnell geht hier gar nichts. Aber wie auch immer. Werfen Sie noch einen Blick in den Schlafsaal.«
    Der Raum lag direkt neben dem Tagesraum. Dr. Scholten und Frau Lötsche blieben verblüfft in der Tür stehen. Sie schauten in einen riesigen Saal, in dem Bett an Bett stand.
    »Sie werden ja mit siebzig Plätzen auskommen?« Die Oberin wartete nicht auf eine Antwort. »Dorthinten«, sie

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