Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
Vom Netzwerk:
worden waren. Wie würden die Konsequenzen aussehen? War die arme Ducky in Schwierigkeiten?
    Ich suchte vergeblich nach Bernard. Er musste das Haus verlassen haben.
    Es war spät, als ich an meiner Frisierkommode saß und Anne hereinkam.
    Â»Sophie, ich mache mir Sorgen um dich.« Sie setzte sich neben mich auf einen Stuhl.
    Â»Weshalb insbesondere?«, fragte ich. Es gab unzählige Dinge, wegen der man sich um mich sorgen konnte.
    Â»Du wirkst in letzter Zeit so – ich möchte einmal sagen nervös. Du erschrickst bei jedem Geräusch, zuckst zusammen, schaust dich nach allen Seiten um, als würdest du jederzeit erwarten, dass dich etwas anspringt. Ich weiß inzwischen, dass der Umgang mit Monsieur de Cressac nicht immer leicht ist; er ist es, der dich so auf der Hut sein lässt, ja?«
    Ich zögerte. Ich konnte Ausreden erfinden – dass ich mich nicht wohlfühlte und solche Sachen –, entschloss mich dann aber dazu, die Wahrheit zu sagen. »Ja, Bernards Launen machen mich nervös. Ich weiß gar nie, was die nächste Explosion auslöst. Selbst wenn er glücklich ist, warte ich voller Sorge auf den nächsten Wutausbruch. Immer vorsichtig sein zu müssen, erschöpft mich. Es ist gegen meine Natur.«
    Anne stiegen Tränen des Mitleids in die Augen. Einen Augenblick lang sagte sie nichts, blickte nur auf ihre Hände. »Er schien die Antwort auf alle unsere Probleme zu sein. Ich dachte, du würdest ihn bald lieben lernen. Viele Frauen leiden unter aufbrausenden Ehemännern, aber es kommt nie so weit, dass die Männer sie schlagen … Du glaubst doch nicht, dass er es tun würde, oder? Ich meine, wenn du wirklich Angst hast, nehmen wir dich mit nach Hause. Wir finden schon einen anderen Weg aus unseren Schwierigkeiten.«
    Â»Nein«, widersprach ich. Es ging jetzt um mehr als nur um Harrys Schulden. Zu diesem Zeitpunkt gab es für mich keinen Zweifel mehr, dass Bernard sich rächen würde, wenn ich von unserer Verlobung zurücktrat. Reich genug und unbarmherzig genug war er. »Nein, es ist das Richtige. Wenn wir erst verheiratet sind, wird alles besser. Wart’s nur ab – ich suche dir einen flotten Gentleman aus dem Süden, der dann dein Liebster wird.«
    Meine Schwester legte mir den Arm um die Taille und lächelte zaghaft.
    Meine Röcke bewegten sich, als etwas – jemand – unsichtbar vorbeistrich. Ganz kurz überlegte ich, ob ich Anne von dem anderen Grund für meine Nervosität erzählen sollte: meine Geisterschwestern, die Wyndriven Abbey heimsuchten. Sie zeigten sich immer öfter. Zuweilen spürte ich etwas ganz sacht an mir vorbeistreichen, eine eisige Berührung. An- und abschwellendes Gemurmel hörte ich oft, ohne jedoch etwas verstehen zu können. Immer wieder erhaschte ich auch einen Blick auf die Schwestern. Dann wieder spürte ich ihre Gegenwart einfach nur – als ein starkes Gefühl, das zitternd in der Luft hing. Sie waren verstörend, aber nicht bedrohlich. Die Toten fürchtete ich nicht.
    Anne würde mich für verrückt halten.
    Sie erhob sich und ihr Ausdruck war unendlich traurig. »Ich würde dir diese Last gerne abnehmen, wenn ich könnte. Ich habe noch nie wirkliche Liebe empfunden, mir würde nichts fehlen, wenn ich Monsieur de Cressac heiraten würde.«
    Ich lachte leise und erstickt. »Leider haben deine wunderschönen Haare den falschen Farbton.«
    Am nächsten Morgen saß Bernard im frostigen Garten zusammengekauert auf einer Bank, den Kopf in die Hände gestützt. Der Rasen war jetzt graubraun, nichts blühte mehr, doch die Zedern und Magnolien und Buchsbäume glänzten noch grün.
    Ich berührte seine Schulter und er hob den Kopf. Er hatte sich seit unseren vom Pech verfolgten Tableaux vivants nicht umgezogen. Er war blass und seine Augen lagen tief in den Höhlen.
    Â»Die Kleider waren schuld«, sagte er. »Sie hätten vernichtet werden sollen.«
    Â»Es spielt keine Rolle«, erwiderte ich müde, »Sie müssen nichts erklären.«
    Als hätte er mich nicht gehört, fuhr er fort: »Sie ist weg – sie hat mich mit einem anderen Mann betrogen und mich verlassen, aber plötzlich war sie wieder da. Natürlich warst du es, doch ich habe ihr Gesicht über dem Kleid gesehen.« Er legte eine Hand auf die Stirn und erhob sich. Schwankend lehnte er sich an eine

Weitere Kostenlose Bücher