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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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dunklen Ecken huschen. Mir wurde klar, dass ich mich mit Adele gar nicht hätte verständigen können, da sie kein Englisch konnte. Ich fragte mich, ob es in ihrem Leben mit Bernard auch solche Momente der Freude über kleine Dinge gegeben hatte.

Kapitel 29
    VERTUSCHUNG
    Ich versuchte mir einzureden, ich sei in Bernard verliebt. Wenn ich es mir lebhaft genug einreden könnte, würde ich es irgendwann glauben und alles wäre einfacher. Er tat weiterhin alles, um meinen Geschwistern ihren Aufenthalt angenehm zu machen. Mir war klar, und ich war dankbar, dass er für sie seine Arbeit vernachlässigte. Nachdem die Weihnachtsdekoration fertig war, ging er mit meinen Brüdern zum Jagen und Fischen, während Anne und ich Porzellan bemalten oder Hauben verzierten oder stickten oder einfach nur gemütlich miteinander plauderten. Dann wieder machten wir alle zusammen einen Ausritt oder ein Picknick oder besuchten Sehenswürdigkeiten in der Nähe. Abends spielten wir Karten oder Scharaden oder wir musizierten.
    Wenn wir mit meiner Familie zusammen waren, war Bernard die Freundlichkeit in Person. Dennoch lag eine unterschwellige Anspannung in der Luft.
    Eines Abends hielt ich kurz inne, bevor ich den Speisesaal betrat. Bernard saß allein am Tisch. Konnte ich in mein Zimmer zurückhuschen, bis noch jemand dazukam?
    Er sah mich.
    Â»Ah, da bist du ja.« Er erhob sich und kam auf mich zu. Dann betrachtete er mein Kleid. »Warum trägst du in letzter Zeit immer diese Sachen?«
    Â»Welche Sachen?«, fragte ich und versuchte um ihn herum zu meinem Stuhl zu gehen.
    Â»Diese Kleider, in denen du aussiehst wie eine von deinen puritanischen Vorfahren. Hohe Kragen. Die Ärmel bis hinunter zu den Handgelenken. Sogar noch darüber hinaus«, fügte er trocken hinzu, da die Rüschen an meinen Manschetten anmutig herunterhingen. »Liegt es an deiner Familie, dass du so prüde geworden bist?«
    Â»Es ist kalt«, erklärte ich und fingerte an meinem Spitzen-Fichu herum, das fast bis unters Kinn reichte. »Es ist Winter, selbst in Mississippi.«
    Sein leises Lachen kam tief aus der Kehle. »Nun, deine Sittsamkeit macht dich zu einer verführerischen kleinen Puritanerin. Je mehr du bedeckst …«
    Ganz langsam zog er das Schultertuch weg. Seine halb zusammengekniffenen, lachenden Augen fragten: Was willst du dagegen tun? Dann machte er sich daran, meinen obersten Knopf zu öffnen.
    Sofort war meine Hand über seiner. »Bernard, die Dienstboten – und meine Familie.«
    George und Ling standen reglos an der Wand. Sie bekamen natürlich mit, was zwischen uns vorging.
    Â» Oui . Umso erregender.« Er tauchte die Finger in sein Weinglas, spritzte dunkelrote Tropfen auf meine Brust, senkte den Kopf und leckte und saugte sie auf.
    Ich zitterte am ganzen Leib und ließ es einen Moment lang über mich ergehen. Was tun ?
    Ich duckte mich rasch und entfernte mich ein paar Schritte, wobei ich hektisch versuchte, mein Kleid wieder zuzuknöpfen. »Für mich ist es die Vorfreude auf unsere Hochzeit, die alles so aufregend macht«, sprudelte ich hervor.
    Er knurrte, zog mich jedoch nicht wieder zu sich heran, wie ich es erwartet hatte. »Du treibst mich noch zum Äußersten, Sophia. Du hast Glück, dass ich ein so geduldiger Mensch bin.«
    Immer hieß es, ich hätte Glück. Ich versuchte bewundernd zu ihm aufzublicken. »Und ich bin Ihnen so dankbar und meine Zuneigung wird dadurch nur umso größer, dass Sie meine Ehre respektieren.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür. Ohne auf George zu achten, der herübereilte, um sie zu öffnen, riss er sie weit auf und warf sie hinter sich wieder zu, dass das Porzellan- und Kristallgeschirr auf dem Tisch wackelte.
    Als meine Familie endlich kam, plapperte ich weiter drauflos und versuchte, meinen klebrigen Busen zu ignorieren. Ich fragte mich, wie lange ich Bernard noch zurückhalten konnte. Nichts, aber auch gar nichts konnte mich meine Abneigung gegenüber seinen Zärtlichkeiten vergessen lassen. Abneigung verbrämt mit Unbehagen und – ja – Angst.
    In dieser Nacht versuchte ich einen Stuhl unter die Türklinke zu schieben. Die Lehne war zu kurz. Bei den anderen Stühlen in meinem Zimmer war sie zu hoch. Es spielte letztlich auch keine Rolle. Ein Stuhl würde meinen Verlobten genauso wenig aufhalten wie ein Türschloss, wenn er in mein Zimmer

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