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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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Beeren und legte ihn dem steinernen Engel neben dem verschlossenen Eingang zum Friedhof um den Hals. Er sah heiter und geheimnisvoll damit aus.
    Ein Berg von Weihnachtgeschenken musste für die Arbeiter auf den Plantagen und die Dienstboten in der Abtei vorbereitet werden. Es gab meterweise Baumwollstoff sowie fertige Kleider, Taschentücher, Hüte, Westen und Mäntel, dazu Päckchen mit Blechtröten und Knallbonbons, Süßigkeiten, Nüsse und Rosinen für die Kinder. Den Einkauf hatte Mr Bass erledigt, aber wir verteilten die Sachen. Die Geschenke für die Bediensteten in der Abtei wickelten wir in weißes Papier und banden Schleifen darum; die Gaben für die Plantagenarbeiter wurden in Fässer und Kisten gepackt und würden ihnen am Weihnachtsmorgen gebracht.
    Der Wandteppich, den ich endlich fertiggestellt hatte, sollte mein Weihnachtsgeschenk für Bernard werden. Als ich ihn vor dem Zusammenfalten und Verpacken noch einmal betrachtete, beschloss ich, nie wieder eine Arbeit anzufertigen, die mich so viel Kraft kostete und mich dermaßen aufwühlte.
    Â»Wir haben eine Überraschung für euch«, verkündete Bernard eines Abends, als Anne und ich uns nach dem Essen wieder zu den Männern gesellten. Er führte uns zum Wohnzimmer und stieß die Flügeltüren weit offen. Bei dem Anblick verschlug es meiner Schwester und mir die Sprache. Auf dem Tisch mit der Marmorplatte stand in der Mitte des Raumes eine Zeder. Sie strahlte im Licht der hundert Wachskerzen, die mit Drähten an ihren Ästen befestigt waren. Kandierte Früchte und unzählige bunte Papierstreifen und winzige vergoldete Körbchen, gefüllt mit Nüssen und Süßigkeiten, hingen daran.
    Â»Ich habe schon von Weihnachtsbäumen gehört«, rief ich schließlich und klatschte in die Hände. »In Geschichten aus Deutschland habe ich davon gelesen, aber dass ich einmal einen zu sehen bekomme, hätte ich nie gedacht. Es ist wie im Märchen.«
    Â»Die Idee stammt von Monsieur de Cressac«, berichtete Harry, »aber Junius und ich haben geholfen, den Baum zu fällen und hereinzuschleppen.«
    Â»Danke«, sagte ich, »er ist wunderschön.«
    Bernard strahlte. »Seit ich den ersten in Deutschland gesehen habe, wollte ich einen haben. Aber du, ma fille , bist die Inspiration, die mich meinen Plan endlich in die Tat umsetzen ließ. Die Tradition schreibt vor, dass wir uns an den Händen halten und darum herum tanzen, aber vielleicht können wir uns auch hier auf die Sofas setzen und singen und den Anblick genauso genießen.«
    Â»Du solltest meine Arme sehen«, meinte Junius. »Wir haben den stachligsten Baum im ganzen Wald ausgesucht.«
    Bernard lachte sein tiefes Lachen. »Das nächste Mal holen wir uns zum Schutz Rüstungen aus meiner Sammlung, ja? Und Schwerter, um die angriffslustigen Eichhörnchen in Schach zu halten. Wer hätte gedacht, dass das Fällen eines Weihnachtsbaums mit echten Gefahren verbunden sein könnte?«
    In unserem Eifer, unsere Erinnerungen an frühere Weihnachtsfeste zum Besten zu geben, redeten wir alle durcheinander.
    Â»Ich kann es spüren!«, verkündete ich unvermittelt.
    Â»Was kannst du spüren?«, wollte Bernard wissen.
    Â»Das Weihnachten-kommt-Gefühl. Jedes Jahr habe ich Angst, dass es sich nicht einstellt, aber ich spüre es immer noch.«
    Â»Wir haben Sophie früher immer gesagt, dass sie unbedingt an den Weihnachtsmann glauben müsse, sonst würde er nicht mehr kommen«, erklärte Anne Bernard.
    Â»Ich habe mich mit Père Noël in Verbindung gesetzt«, meinte Bernard, »und er weiß mit absoluter Sicherheit, wo Sophia sich aufhält.«
    Wir lachten alle.
    Bernard schaffte es, jeden Raum, in dem er sich aufhielt, vor Lebendigkeit nur so sprühen zu lassen. Seine Energie und Vitalität übertrugen sich auf seine Umgebung und ließen alles noch aufregender erscheinen, besonders in Verbindung mit der prickelnden Vorfreude auf das Fest. Spontan drückte ich seine Hand und er erwiderte den Druck.
    Wir sangen »As I Sat on a Sunny Bank« und »God Rest You Merry Gentlemen« und »The Holly and the Ivy«. Dann brachte Bernard uns französische Weihnachtslieder bei und der im Kerzenlicht leuchtende Baum schuf eine geheimnisvolle und magische Atmosphäre. Als wir auf Französisch sangen, sah ich ein saphirblaues Etwas durch die

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