So wie Kupfer und Gold
und hatten Gesicht und Haare weià gepudert, sodass sie selber wie Statuen aussahen. Leuten ohne Kunstverständnis mögen die Kostüme zu freizügig erschienen sein, aber ach, was war das für ein Anblick! Master Bernard glich einem dieser griechischen Götter. Mit einem Lorbeerkranz auf dem Kopf.« Sie nickte bei der Erinnerung daran. Dann fiel ihr ein, weshalb wir eigentlich darauf gekommen waren. »Aber er hat ein Ballkleid für Sie bestellt und jetzt frage ich mich, ob er vielleicht einen Ball plant, um Sie in die örtliche Gesellschaft einzuführen.«
Das verriet sie mir mit einem Lächeln, bei dem sie die Augen vollkommen zukniff. Anscheinend ging sie davon aus, dass die Aussicht auf einen Ball die vollkommene Erfüllung meiner mädchenhaften Träume und Hoffnungen war. Wie das für ein siebzehnjähriges Mädchen der Fall sein sollte und wie es für mich auch war, nachdem ich mich von der Vorstellung meines lorbeerumkränzten Patenonkels erholt hatte. Ich erfüllte ihre Erwartungen, indem es mich vor Freude leicht schüttelte. »Ich bin so glücklich, hier sein zu können. Monsieur de Cressac ist die Freundlichkeit in Person. Ich werde gar nicht wissen, was ich mit so vielen Kleidern machen soll â sie werden mir den Kopf verdrehen. Und ein Ball! Glauben Sie wirklich, er will einen Ball ausrichten?«
»Ihnen zuliebe halte ich es für wahrscheinlich. Sie sind sehr jung und er weiÃ, dass Sie Freude daran haben würden. Auch wenn es in all den Jahren hier in Mississippi noch nicht vorgekommen ist. Ich habe ihn noch nie so erlebt â aber das spielt jetzt keine Rolle. Der Master mag die hiesige Gesellschaft nicht. Er sagt immer, die Südstaaten-Aristokratie hätte keine echte Kultur. Und ihm zufolge machen die Gentlemen in Mississippi nichts anderes, als Whisky zu trinken, zu jagen und Poker zu spielen.«
»Und Tabak zu kauen«, ergänzte ich. »Der Saum meines Reisekleides ist ganz verklebt von braunem Tabaksaft vom Boden der Kutsche, in der ich durch Tennessee gefahren bin. Ekelerregend. Es war gerade so, als sei es den Männern völlig egal, wohin sie ausspuckten.«
Die Haushälterin nickte mitfühlend. »Nicht wirklich zivilisiert, diese Leute, ob sie zu Geld gekommen sind oder nicht. Unsere Molly vollbringt jedoch Wunder mit der Wäsche und bekommt Ihr Kleid bestimmt wieder sauber. Aber wie gesagt, der Master mag allzu enge Freundschaften nicht. Er hat schon viele Enttäuschungen im Leben hinnehmen müssen, der arme Mann, deshalb bleibt er lieber für sich. Es gibt im Umkreis von dreiÃig Meilen allerdings etliche standesgemäÃe Familien, die die Gelegenheit, hier einen Ball zu besuchen, nur zu gern ergreifen würden. Mr Bass, der Verwalter, hat mir erzählt, dass Sie sich für alles, was mit dem Master und dem Haus zu tun hat, interessieren.«
Ausgehend von der menschlichen Natur hatte er wahrscheinlich recht. Es musste vor fünfundzwanzig Jahren Stadtgespräch gewesen sein, als Wagen um Wagen mit den Steinen der Abtei hier ankam.
Ich seufzte und warf noch einmal einen Blick aus dem Fenster auf den einladenden Morgen, bevor ich mich meinem zweiten Keks zuwandte, auf den ich eine grünliche Konfitüre gestrichen hatte. Mrs Duckworth erklärte mir, dass sie aus Muskatellertrauben gemacht sei, einer für die Südstaaten typischen Traubensorte. »Gut, dann fangen wir jetzt mit dem Haus an. Ich hoffe, ich muss nicht mehr allzu lange herumgeführt werden. Dieses Haus ist so riesig und alles ist wunderbar in Schuss. Ich weià gar nicht, wie Sie das machen.«
Der Busen der Haushälterin schwoll sichtlich an. »Nun ja, so muss es eben sein. Der Master verlangt Perfektion und ich tue mein Bestes, damit die Dienstboten auch Perfektion abliefern.« Sie fummelte an ihrer Chatelaine herum und lieà die vielen Schlüssel klimpern. »Aber ich bin nicht mehr die Jüngste. Trotzdem muss ich meine Sache noch ganz gut machen, denn Master Bernard sagt, er könnte sich nicht vorstellen, was er ohne mich täte. Und er vertraut mir nicht nur den Haushalt an.« Sie senkte die Stimme. »Er hat kaum jemanden, dem er sich anvertrauen kann. Er ist überglücklich, dass Sie jetzt hier sind. Heute Morgen hat er schon vor dem Frühstück gepfiffen. Können Sie sich das vorstellen?«
Vor meinem geistigen Auge sah ich M. Bernard wieder auf der Terrasse stehen
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