Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
Vom Netzwerk:
Strumpfbänder und ein bauschiger Unterrock und darüber meine Krinoline und schließlich ein Vormittagskleid. Während sie mich ankleidete, machte ich noch ein paar Versuche, sie zum Reden zu bringen, doch sie antwortete entweder einsilbig oder gar nicht.
    Das Kleid war so weit, dass Talitha es mit einer Schärpe auf Figur bringen musste, während die perlenbestickten Slipper, die sie mir hinhielt, zu eng waren. Wer immer meine Garderobe gekauft hatte, hatte unterschiedliche Größen erstanden. Das Dienstmädchen bürstete mein Haar in zwei weichen Wellen hinter die Ohren, obwohl es sich bei der schwülen Luft bald kräuseln würde. Dann flocht sie es, drehte es zu einer Schnecke und zog ein Haarnetz darüber. Mit Perlenohrringen und einem Kropfband war meine Morgentoilette vollständig.
    Mrs Duckworth leistete mir in einem (für dieses Haus) kleinen Frühstückszimmer Gesellschaft. »Normalerweise esse ich in meinen eigenen Räumen, aber ich dachte mir, Sie hätten bei Ihrem ersten Frühstück hier vielleicht gern ein wenig Gesellschaft«, meinte sie.
    Die Sonne schien heiter durch deckenhohe Fenster und schickte ihre Strahlen durch geschliffenes Kristall. Sie ließen das Silber und die Marmeladen und Gelees in den Gläsern auf der Anrichte glänzen. Die Wände waren mit handbemalter chinesischer Seide bespannt, Landschaften in Blau und Grün mit nebelverhüllten Bergen und Wasserfällen, Weiden und gewundenen Pfaden. Ich fragte mich, wohin diese faszinierenden Wege wohl führten.
    Durch die Glastüren verlangte ein wundervoller Tag nach einem Erkundungsgang.
    Â»Es ist so schön draußen«, sagte ich zu Mrs Duckworth. »Nach dem Frühstück werde ich ein bisschen in den Anlagen spazieren gehen.« In einem Haus mit »Anlagen« zu wohnen – kaum zu fassen.
    Â»Ich glaube nicht, dass die Zeit dafür reicht. Master Bernard hat angewiesen, dass ich Ihnen heute Morgen das Haus zeigen soll. Zumindest die Teile, die ich Ihnen zeigen kann, denn ich habe nicht für alle Zimmer Schlüssel. Aber es reicht immer noch, um einem die Sprache zu verschlagen. Und heute Nachmittag kommt dann Madame Duclos. Sie hat den weiten Weg von New Orleans auf sich genommen, um Sie für Ihre Garderobe zu vermessen.«
    Ich hob in einer hilflosen Geste die Hände. »Ich habe doch wirklich und wahrhaftig genug anzuziehen, Mrs Duckworth. Ich bin schon ganz durcheinander.«
    Â»Oh nein, nein, meine Liebe.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Sie können den Master doch nicht enttäuschen. Er hat so viel geplant. Überlegen Sie nur – Vormittagsgarderobe und Straßenkleidung und Gesellschaftskleider. Master Bernard hat eine ganze lange Liste aufgestellt.«
    Â»Nun gut. Glauben Sie, die Schneiderin erlaubt mir, bei den Entwürfen und beim Nähen ein wenig zu helfen? Ich bin ziemlich gut darin.«
    Mrs Duckworth war entrüstet. »Gewisslich nicht. Sie wird Sie vermessen und Ihnen Stoffe und Bordüren und Modezeichnungen vorlegen. Doch dann packt sie den ganzen Kram wieder zusammen und geht zurück nach New Orleans und Sie bekommen die Sachen erst wieder zu sehen, wenn alles fertig ist.«
    Ich setzte mich und nahm mir einen der typischen Südstaatenkekse und ein Schälchen mit Marmelade. »Meine Schwester Anne und ich haben immer über all die speziellen Kleider gelacht, die eine Dame der feinen Gesellschaft haben sollte. Wir haben über Modezeichnungen gebrütet und uns die Beschreibungen laut vorgelesen. Kleider für den Vormittag und Kleider für den Nachmittag, Kleider zum Spazierengehen im Park und wieder andere zum Promenieren am Strand. Wäre es nicht schön, wenn man nichts anderes zu tun hätte, als immer wieder neue Sachen anzuziehen? Sollte ich vielleicht zum Marmeladeessen ein Marmeladenkleid tragen, was meinen Sie?«
    Mrs Duckworth verzog keine Miene. Sie blieb ernst, besorgt, dass ich die Freuden, die sie für mich in petto hatte, womöglich nicht zu schätzen wüsste.
    Â»Master Bernard sagt, dass Sie sogar ein Ballkleid haben sollen.«
    Â»Oh? Wirklich? Wird es einen Ball geben? Hat Monsieur de Cressac oft Gäste?«
    Â»Nein, jetzt nicht mehr. Aber damals in Frankreich … So interessante Feste hat er ausgerichtet. Einmal hat er eine Soiree gegeben, um den Kauf einiger griechischer Marmorstatuen zu feiern. Sämtliche Gäste trugen durchsichtige Togen

Weitere Kostenlose Bücher