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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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darüber reden müssen.«
    Â»Können sie nicht heiraten? Sie sind doch sicher alt genug.«
    Â»Oh, sie könnten an Weihnachten über den Besen springen. Das ist ein alter Sklavenbrauch und soll bedeuten, dass sie dann Mann und Frau sind. Dummes Zeug.«
    Ich fand, dass Charles und Talitha rein äußerlich wunderbar zusammenpassten. Beide waren von einer natürlichen Anmut und Schönheit. Ihre Kinder wären zu süß. Aber wer wusste schon um den Herzschmerz und die rebellischen Gedanken, die angesichts der Einstellung, wie Mrs Duckworth sie hatte, in ihnen brodelten? Wenn ich könnte, würde ich Charles und Talitha helfen.
    Â»Gibt es eigentlich einen Mr Duckworth?«, fragte ich unvermittelt.
    Die Haushälterin drehte sich zu mir um und klimperte nervös mit ihren Schlüsseln. »Ich – ich habe selbst nie ans Heiraten gedacht. Es gab immer Wichtigeres zu tun. Das ›Mrs‹ ist ein Ehrentitel, der Haushälterinnen üblicherweise verliehen wird.«
    Noch während sie sprach, betraten wir den Teil des Hauses, der die ehemalige Abtei umfasste. Kaum hatten wir die gut zwei Meter breite Schwelle überschritten – so dick waren die mittelalterlichen Stützmauern –, schlug uns ein ranziger Gestank entgegen. Es roch nach dunklen, versteckten Mauerritzen – eine Mischung aus Moder und Schimmel, Fäulnis und Verwesung.
    Â»Ich tue, was ich kann«, klagte Mrs Duckworth, als sie meinen Gesichtsausdruck sah, »aber was ich auch mache, ich werde den Gestank nicht los. Ich habe es mit Karbolseife versucht, mit Terpentin und unzähligen Duftkugeln.«
    Â»Der Nelken- und Zimtduft ist herrlich«, erwiderte ich, doch den Gestank konnte er nicht überlagern.
    Obwohl die steinernen Mauern mit kostbaren Panelen verkleidet waren, sammelten sich auf den Oberflächen Wassertröpfchen und hier und da hatte sich ein leichter, haariger grauer Überzug gebildet. Ich zuckte mit den Schultern. Alles Teil des faszinierenden mittelalterlichen Charmes.
    Â»Meine größte Angst ist, dass sich in verborgenen Ecken Schimmelpilze bilden«, bekannte Mrs Duckworth.
    Ich nickte mitfühlend. Mit Pilzbefall im Haus war wahrlich nicht zu spaßen.
    Früher einmal hatte es hier Schlafsäle und Kreuzgänge gegeben, doch diese Bereiche waren schon vor langer Zeit den Bedürfnissen eines weltlichen Haushalts angepasst worden. Der einst heilige Ort war längst entweiht.
    Ich musste an Catherine, die Heldin aus dem Roman Die Abtei von Northanger , denken, die George nach übernatürlichen Phänomenen fragt. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass Catherine und ich gute Freundinnen hätten sein können, und jetzt hatten wir sogar eine Abtei gemeinsam. Ich beschloss, der Haushälterin ähnliche Fragen zu stellen.
    Â»Gibt es in diesem Haus einen Geist, Mrs Duckworth?«
    Â»Natürlich nicht!«
    Â»Einen Vampir?« Ich konnte nicht widerstehen.
    Â»Weder ich noch der Master würden so etwas dulden.« Energisch ließ sie ihren Alpaka-Rock rascheln, als wir das nächste Zimmer betraten. Ich hatte sie beleidigt. Aber der Gedanke ließ mich nicht los. Die Umgebung war eindeutig für Geister gemacht. Wie war es möglich, dass es hier keine gab?
    Bald begann sie beim Gehen laut zu schnaufen und zu keuchen.
    Â»Würden Sie gern eine Pause machen?«, fragte ich.
    Â»Nein, Miss, wir würden unser Pensum nie schaffen, wenn ich aufgeben würde, sobald ich ein bisschen außer Atem bin.«
    Irgendwann ging ihr dann doch die Puste aus und sie sagte kaum noch etwas.
    Wir erforschten einen Raum nach dem anderen. Anfangs hatte ich noch versucht, die Zimmer vor meinem geistigen Auge zueinander in Beziehung zu setzen, war jedoch bald hoffnungslos verwirrt und gab es auf. Die Haushälterin wies auf verschiedene verschlossene Türen hin, öffnete sie aber nicht. Seltsam, dass mich bei all der Pracht rings herum diese verbotenen Räume am meisten interessierten. Ich war eine dumme Gans.
    Mrs Duckworth zeigte auf die Doppeltür zum Ostflügel. »Sie werden Arbeiter dahinter hämmern und sägen hören, aber die Verbindungstüren bleiben verschlossen.«
    Als wir in einem der oberen Flure an einer Tür vorbeikamen, erklärte sie: »Die führt zum Dachboden.« Sie beugte sich zu mir. »Er ist voller Dinge, die ich eigentlich verbrennen sollte, aber ich konnte die Verschwendung nicht ertragen.

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