So wie Kupfer und Gold
und konnte es mir sehr gut vorstellen. Gedankenverloren zupfte ich die Spitze über meinem Busen zurecht. »Ich hoffe, ich kann seine Erwartungen erfüllen.«
»Oh, Sie machen das schon. Ihre Jugend hilft Ihnen dabei. Sie sind noch formbar und ganz anders als â gewisse Leute.«
Wir begannen mit unserem Rundgang, nachdem ich mir einen Fächer geholt hatte, mit dem ich mir beim Gehen Luft zufächelte. Die Feuchtigkeit legte sich wie ein warmes, feuchtes Tuch um mich.
Ich wurde durch Salons geführt und über Flure, durch eine Galerie voller kalter Marmorstatuen und eine Bibliothek mit Tausenden von Büchern hinter Glastüren und einem riesigen Irischen Wolfshund, der auf einem Tigerfell vor dem Kamin döste. Wir stiegen breite, herrschaftliche Treppen hinauf und schmale, gewundene.
Wir gingen über ganze Felder aus Parkett, Marmor oder gewachstem Holz mit kunstvollen Einlegearbeiten. Ich bewunderte Mahagonimöbel mit reichen Schnitzereien und Goldauflagen, weiche Polstersessel in Scharlachrot oder Königsblau, Smaragdgrün oder Gold, Urnen und Vasen aus teilweise vergoldeter Bronze oder Porzellan, Wände mit Vertäfelungen in Weià und Gold oder mit herrlichen Wandmalereien.
Mit groÃen Augen betrachtete ich all die Zimmer, die nach bestimmten Themen gestaltet waren, um die Schätze von den Reisen meines Patenonkels zur Schau zu stellen. Ich merkte, dass mich nicht nur Darstellungen von üppigem, unbekleidetem Fleisch verlegen machten. Mich irritierten auch geschnitzte Holzstatuen aus Afrika, die hagere Männer darstellten mit übertrieben groÃen, hervorstehenden Teilen ihrer Anatomie. Aber vielleicht waren die Teile ja gar nicht übertrieben groÃ. Woher sollte ich das wissen?
Mrs Duckworth konnte zu vielen Gegenständen jede Menge Interessantes berichten â woher sie stammten, was sie wert waren und welche Vorgeschichte sie hatten. »Ich erkundige mich bei Master Bernard danach. Ich weià gern Bescheid. Irgendwie kümmere ich mich dann besser um sie. Er ist immer geduldig, immer bereit, sein Wissen weiterzugeben.«
In manchen Zimmern war ein Dienstmädchen dabei, aufzuwischen oder abzustauben. Wenn wir hereinkamen, blickte es verstohlen auf, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. Ein bedauernswertes Dienstmädchen wurde von Mrs Duckworth angeblafft: »Was soll das, Mädchen? Bist du von Sinnen? Du kannst doch einen vergoldeten Schrank nicht mit Bienenwachs behandeln!« Wie anders die Stimme der Haushälterin da klang â barsch und schrill.
Das Mädchen zuckte zusammen und murmelte: »Es tun mir so leid, Miz Duckworth.«
Nur noch ein Mal beachtete Mrs Duckworth jemanden vom Dienstpersonal, als sie mir eine Frau namens Daphne vorstellte, die gerade letzte Hand an ein ausladendes Blumenarrangement auf einem Flurtisch legte. Daphne war bucklig und gedrungen, hatte blitzende Augen und ging an einem knubbeligen Stock. Ich musste unwillkürlich an eine Fee denken, die ihren Zauber an Blumen wirkte. Sie strahlte uns an und wir strahlten zurück. Später erfuhr ich, dass sie die einzige Sklavin war, die die Haushälterin in ihre privaten Räumlichkeiten zum Tee einlud.
»Ist es nicht seltsam, ständig Menschen um sich zu haben, aber so zu tun, als gäbe es sie nicht?«, fragte ich.
»So ist die gottgegebene Ordnung der Welt«, antwortete Mrs Duckworth selbstgefällig. »Keine Bange«, fügte sie hinzu und tätschelte meinen Arm, »Sie gewöhnen sich bald an die Gepflogenheiten der sehr Vornehmen.«
Bei uns zu Hause gingen wir immer freundlich und höflich mit Bridget um und verspürten gegenseitige Zuneigung. Sie kümmerte sich um uns und wir kümmerten uns um sie. Die Welt in Wyndriven Abbey war so ganz anders als mein altes Leben. Würde ich je das vornehme Getue lernen, das hier von mir erwartet wurde? Nein, würde ich nicht. Ich konnte es einfach nicht. Ich fand die Menschen und ihre Geschichten viel zu interessant, als dass ich über sie hinwegsehen konnte.
»Aber fragen Sie sich nicht manchmal, was die Dienstmädchen denken?«, wollte ich von Mrs Duckworth wissen.
»Oh, sie denken nicht. Sie sind einfache Kreaturen. Nicht wie wir. Aber ein paar Dinge weià man, ob man will oder nicht. Charles macht zum Beispiel Talitha den Hof. Ständig hocken sie zusammen und ich muss ihn dann fortjagen. Wenn es noch lange so weitergeht, werde ich mit Master Bernard
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