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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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großes Loch in den Busch da geschnitten.« Ihr werdet ihm zustimmen, dass vorsichtiger zu sein für eine wie mich ein guter Rat ist. Ich wünschte, ich könnte ein freundschaftliches Verhältnis zu den Dienstboten aufbauen, aber das wollen sie nicht. Also versuche ich stattdessen würdevoll zu erscheinen. Das funktioniert auch nicht.
    Mein Patenonkel ist ausgesprochen großzügig und liebenswürdig. Er ist ein richtiger Gentleman und längst nicht so alt, wie wir ihn geschätzt haben. Er sieht ein bisschen aus wie ein Pirat. Hattet ihr eine Ahnung, wie sehr ich Seeräuber mag? Ihr müsst ihn unbedingt kennenlernen, da ich noch nie jemandem wie ihm begegnet bin. Man kann sich schwer vorstellen, dass es noch einmal einen Menschen gibt wie ihn. Er ist sehr, sehr freundlich zu mir. Er ist mehrfacher Witwer, der Arme. Er ist so gut zu mir, dass es jetzt mein Lebensziel ist, zu seinem Glück beizutragen.
    Abends erzähle ich ihm Geschichten, so wie ich euch oft welche erzählt habe. Dazu noch andere amüsante und nützliche Dinge, die ich bei meiner breit gefächerten Lektüre von Frauenzeitschriften gelernt habe. Neulich ließ ich M. Bernard wissen, wie »Das große Unterhaltungsbuch für Mädchen« die besten Methoden, um in Ohnmacht zu fallen, beschrieb. Erinnert ihr euch noch, wie ich es euch laut vorgelesen habe? »Die Formen des Ohnmächtigwerdens sollten so unterschiedlich wie möglich ausfallen«, hieß es, »und können sehr unterhaltsam sein.« Jedenfalls habe ich ihm einige der Methoden des Ohnmächtigwerdens, die wir alle (außer Junius) beherrschen, demonstriert und er hat gelacht und gelacht. Nein, Anne, ich habe mich nicht wie ein Wildfang benommen – zumindest nicht sehr – und es hat ihm gefallen. Übrigens: Er ist genau wie Papa gegen Korsette und enge Schnürmieder. Er vergleicht sie mit den eingebundenen Füßen der Frauen in China oder mit den Halsringen, wie sie von einigen asiatischen und afrikanischen Stämmen getragen werden. Nicht dass wir oft über Korsette oder Unterkleider reden würden.
    Er liebt es, mich zu necken, und lacht gern. Ich mag ihn so sehr, dass ich ihm wie ein kleines Hündchen überallhin folgen würde, wenn er (oder ich) es zulassen würde. Aber er verbringt den Tag entweder eingeschlossen in seinem Büro mit seinem Verwalter (Mr Bass – ein dürrer, nervöser Kerl mit ausgeprägtem Adamsapfel) oder er reitet über seine Besitztümer und schaut nach dem Rechten, sodass ich ihn meist erst sehe, wenn ich zum Abend umgezogen bin. Es ist alles so anders als das, was ich gewohnt bin. Vom Aufstehen bis zum Abendessen sagt mir niemand, was ich tun soll, also muss ich es mir selbst sagen.
    Hier ist mein Tagesablauf, wie ich ihn gerade geplant habe:
    Nach dem Frühstück werde ich:
    â€“ spazieren gehen oder reiten (ja, ich habe mein eigenes Pferd – sie heißt Lily)
    â€“ lesen
    â€“ Briefe schreiben
    Nach dem Mittagessen werde ich:
    â€“ handarbeiten
    â€“ Klavier spielen
    â€“ mich mit Geschichte und Geografie befassen, damit M. Bernard mich nicht als zu fürchterlich unwissend empfindet
    Ducky hat gesagt, M. Bernard veranstaltet mir zu Ehren vielleicht einen Ball. Wie oft haben wir, Anne, uns das vorgestellt, und jetzt wird es womöglich wahr. Und ich soll eine französische Zofe bekommen. Wahrscheinlich soll sie mir Französisch beibringen. Kichert ihr? Ihr habt ja recht, es war nicht mein bestes Fach …
    Anne, was ist in der letzten Folge von »Die Braut von Lord Blackwood« im Frauenmagazin passiert? Ich bin nicht mehr dazu gekommen, sie zu Ende zu lesen. Weißt du noch, wie sie von der Heldin immer als der »lachenden Blonden« gesprochen haben?
    M. Bernard hat mir so viele wunderschöne Geschenke gemacht und ich komme mir egoistisch vor, weil ich so viel habe und ihr so wenig, aber ich kann ihn noch nicht bitten, euch etwas zu schenken, auch wenn ich es gern täte. Ich nehme an, es würde ziemlich unhöflich klingen, wenn ich ihn bitten würde: »Machen Sie mir ein paar Geschenke, damit ich sie an meine Familie weitergeben kann.« Sobald es nicht mehr peinlich erscheint, werde ich euch etwas schicken.
    Hast du schon eine Anstellung gefunden, Anne?
    Bitte, bitte, schreibt mir alle – cc M. Bernard de Cressac, Wyndriven Abbey, Chicataw, Mississippi. Ihr wollt schließlich weiter Briefe von mir

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