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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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nicht aus, dort – Der Ort ist so voller schrecklicher Erinnerungen. Er erträgt es nicht, dass jemand hineingeht und die Hecken schneidet oder sauber macht oder ihn neu bepflanzt.«
    Dann erklärte dies das Geheimnis der verfallenen Kapelle. »Und danach gab es noch eine Frau?«
    Â»Ja.« Sie seufzte. »Noch eine. Madame Adele. Er hat sie in Frankreich geheiratet, nur ein paar Monate nach Madame Taras Tod. Ich hab ihm davon abgeraten, noch einmal eine Ausländerin zu heiraten, auch wenn eine Französin in seinen Augen wahrscheinlich keine Ausländerin ist. Aber sie haben solche Probleme, sich an das Leben hier anzupassen, und wir können nicht nachvollziehen, was in ihnen vorgeht. So wankelmütig wie sie sind. Sie hat ein paar Jahre hier gelebt, war aber immer unglücklich. Wollte nie Englisch lernen, sodass sie nur mit dem Master und ein paar von uns Bediensteten sprechen konnte. Egal, was ihr Mann ihr schenkte, es war nie das, was sie wollte; egal, was er tat, es war nie genug. Sein einziger Fehler war, dass er sich die falschen Frauen ausgesucht hat. So ein nobler, intelligenter Mann, aber er hatte nie den richtigen Blick für Frauen. Sie hat ständig Briefe an ihre Freunde über dem Wasser geschrieben. Sie war von schwächlicher Konstitution und wirkte schwindsüchtig. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich und vor ungefähr eineinhalb Jahren brachte Master Bernard sie Hals über Kopf zu irgendwelchen Heilquellen in Arkansas. Es ging alles so schnell. Ich habe es erst erfahren, als sie schon weg waren. Sie starb dort. Er brachte ihren Leichnam zur Beerdigung hierher zurück.«
    Mein Patenonkel hatte mit seinen Beziehungen wahrhaftig kein Glück gehabt. Welche Tragödien lagen hinter diesem schönen Gesicht verborgen. Es war mir ein Rätsel, wie er immer noch lächeln konnte, geschweige denn lachen und Scherze machen. Wahrscheinlich lenkte es ihn ab. Seinen geliebten kleinen Sohn und die Frauen, die ihm alle etwas bedeutet hatten, konnte er natürlich nie vergessen. Aber ich wollte ihm neu zu der Überzeugung verhelfen, dass es auf dieser Welt immer noch Heilung und Glück geben konnte.
    Ducky klaubte geschäftig Krumen zusammen und stapelte Teller auf dem Tablett. »Sie verstehen jetzt«, meinte sie, ohne mich anzuschauen, »weshalb er manchmal launisch ist und einen schlechten Tag hat.«
    Â»Launen habe ich bei ihm noch keine festgestellt. Vielleicht strengt er sich für mich an.«
    Â»Gut möglich. Seit Sie hier sind, ist er fast wieder der Alte. Sie tun ihm so gut, meine Liebe.« Sie tätschelte meine Schulter. »Früher oder später werden Sie jedoch mit seiner Melancholie konfrontiert werden. Er kann nichts dafür, mein armer Master. Er hatte immer ein stürmisches Temperament, aber seit Antons Tod ist er auch oft niedergeschlagen. Wenn eine solche Phase kommt, denken Sie daran, was er durchgemacht hat und was für ein feiner Mensch er doch ist.«
    Sie nahm das Tablett auf und tappte zur Tür, hielt dann aber inne und drehte sich noch einmal um. »Sie – Sie mögen Master Bernard doch, nicht wahr?« Sie blickte mich eindringlich und fast ängstlich an.
    Â»Selbstverständlich. Er ist ein wunderbarer Mensch.«
    Sie nickte zufrieden und ging hinaus.

Kapitel 10
    IM NUSSHAIN
    Der Mann kam einen Tag, nachdem Ducky mir M. Bernards Vergangenheit offenbart hatte, um an der Vertäfelung im Ostflügel zu arbeiten. Sie sagte, er hieße Peg Leg Joe, offensichtlich, weil er ein Holzbein hatte. Er war ein freier Schwarzer, der früher Seemann gewesen war und jetzt von Plantage zu Plantage zog und seine Dienste als Tischler anbot.
    Ich sah ihn ein paar Mal, wenn er kam und ging. Eine seltsame Gestalt, ausgesprochen groß und dürr mit eingefallenen Wangen und einem schielenden Auge. Er betonte seine Größe noch dadurch, dass er zu seiner schäbigen Arbeitskleidung einen verschlissenen schwarzen Seidenzylinder trug. Der Mann hatte etwas an sich, das mich neugierig machte. Er strahlte mit seiner aufrechten Haltung eine gewisse Würde aus und war darum nicht zu übersehen.
    Nach seiner Ankunft ging eine Veränderung mit den afrikanischen Dienstboten vor sich. Sie wirkten wie aufgescheucht, als erwachten sie gerade aus dem hundertjährigen Schlaf im Dornröschenschloss. Sie bewegten sich schneller, es wurde geflüstert und Blicke gingen hin und her. Eine unterschwellige

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