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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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bringen dürfen? Wem haben sie gehört?«
    Â»Ich muss sie übersehen haben, als –« Ducky nahm einen großen Schluck heißer Schokolade, dann seufzte sie. »’s war Master Antons Kinderzimmer. Master Bernards Sohn. Es ist jetzt zwanzig Jahre her, dass er tot und begraben ist.« Sie tupfte sich mit der Schürze die Augen ab. »Ein guter Junge – lebhaft, erst fünf, aber … das genaue Ebenbild von seinem Vater. Wenn sie im Kindsalter sterben, bleiben sie in der Erinnerung immer die lieben Kleinen.«
    Â»Was ist geschehen?«
    Â»Er –« Sie schloss die Augen und schluckte. »Er ist zu dicht an den Kamin gegangen und sein Nachthemd hat Feuer gefangen. Seine Mutter hat ihn, so schnell sie konnte, in den Teppich gewickelt, um das Feuer zu löschen, aber er hatte zu schwere Verbrennungen. Zwei Wochen hat er noch gelebt, dann ist er gestorben. Es war so schrecklich – so schrecklich, dass keiner, der’s gesehen hat, hinterher noch derselbe war.«
    Kein Wunder wurden die vielen Feuerstellen in der Abtei von ungewöhnlich stabilen Gittern geschützt. Automatisch zog ich meinen Rocksaum weiter von den Flammen weg und legte die Hände im Schoß zusammen. Jetzt oder nie. »Duck – Mrs Duckworth, es gibt ein paar Dinge, die ich wissen muss, wenn ich hier heimisch werden soll.«
    Sie hob mit einem Ruck den Kopf und seufzte wieder, lang und tief. »Ja, natürlich, natürlich. Sie wollen wissen, wie das mit Master Bernards Frauen war. Ich hab ihm gesagt, dass er Ihnen seine Geschichte erzählen muss, aber er wollte nichts davon wissen. Er kann es nicht ertragen, ihre Namen zu hören. Aber Sie haben ein Recht darauf, es zu erfahren, wenn – Ja, ich werde es Ihnen erzählen, aber bitte verraten Sie es dem Master nicht.«
    Â»Von mir erfährt er kein Wort.« Ich tat, als versiegelte ich meine Lippen, und beobachtete sie mit angehaltenem Atem.
    Sie verschränkte die Arme unter ihrem gewaltigen Busen. Jetzt, da sie sich zugestanden hatte zu reden, war sie nicht mehr zu bremsen.
    Â»Die erste war Madame Victoire. Der Master hat sie in Paris kennengelernt. Ein schöneres Mädchen kann man sich nicht vorstellen. Diese rote Haarpracht – Master Bernard hat eine Schwäche für rotes Haar, müssen Sie wissen.«
    Sie blickte mich vielsagend an und ich konnte nur nicken.
    Â»Der Master war gerade mal zwanzig, als sie geheiratet haben, und sie waren lange Zeit glücklich. Damals hat er mit seinen Reisen begonnen und Madame Victoire hat ihn begleitet. Sie war eine abenteuerlustige Dame. Zwei Jahre später wurde Master Anton geboren und der Master konnte sich kaum halten vor Freude. Sie wissen, wie sehr er Kinder mag, nicht wahr?«
    Wieder nickte ich. Ich hatte oft mitbekommen, wie er die im Haus arbeitenden Kinder geneckt und ihnen Süßigkeiten zugesteckt hatte.
    Â»Wenn er zu Hause war (leider war er das nicht oft, obwohl Madame ihn nach der Geburt des Kleinen nicht mehr begleitete), kam er jeden Tag ins Kinderzimmer und hat mit seinem Sohn gespielt.
    Als Anton geboren wurde, hat Master Bernard das Land hier gekauft und Wyndriven Abbey herüberbringen lassen. Alles war gut, bis – bis der Unfall geschah. Danach war alles anders.« Ducky wurde unruhig. Sie fingerte an ihren Schlüsseln herum, dass sie nur so klimperten. »Master Bernard hat Madame die Schuld gegeben. Die Kinderfrau lag mit Fieber im Bett und Madame Victoire beaufsichtigte das Kind. Es hätte auch passieren können, wenn jemand anders nach ihm geschaut hätte – solche Tragödien brechen eben manchmal über einen herein, egal wie gut man aufpasst –, aber diese ereignete sich ausgerechnet, als die Frau des Hauses dabei war. Danach haben sie und der Master kaum noch miteinander gesprochen.
    Ich weiß, dass es keine Entschuldigung für ihr weiteres Tun ist, aber sie war schrecklich unglücklich. Der Master stellte einen neuen Sekretär ein, einen attraktiven jungen Mann. Ein Yankee, jünger als die Herrin, aber sie war schließlich immer noch eine schöne Frau. Sie haben viel Zeit miteinander verbracht und eines hat zum anderen geführt. Der Master war immer so lange weg.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Immer wieder hab ich ihm gesagt, er sollte mehr zu Hause bleiben. Dass die jungen Ehefrauen sich einsam fühlen, aber … Jedenfalls ahnte ich etwas und habe mir schreckliche Sorgen

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