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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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gemacht, aber ich dachte, dass alles vorbei wäre, als der Sekretär – sein Name war Mr Gregg – in der Nähe von New Orleans eine neue Anstellung fand. Er ging allerdings nur hin, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen, damit Madame nachkommen konnte. Irgendwie haben sie es arrangiert, dass sie davonlaufen und zu ihm gehen konnte – mithilfe der Zofe wahrscheinlich, denn sie verschwand mit der Herrin.« Sie senkte die Stimme. »Das jetzt habe ich noch niemandem erzählt, aber ich habe Madame Victoire ein paar Jahre später noch einmal gesehen. Sie war irgendwie ins Haus gelangt und ich habe vom anderen Ende des Flurs aus gesehen, wie sie in ihr ehemaliges Zimmer ging. Ich hatte Herzrasen, das können Sie mir glauben. Aber dann hab ich mir gedacht, dass sie vielleicht was holen wollte, an dem sie hing und das sie vergessen hatte, und hab keinen Alarm geschlagen. Ich war mir sicher, dass sie nichts anstellen würde, und dem Master hätte es nur wehgetan, wenn er davon erfahren hätte. Ich bin schnell weggegangen, damit ich ihr nicht gegenübertreten musste.«
    Â»Ich denke, Sie haben das Richtige getan.«
    Sie nahm noch einmal einen großen Schluck Kakao.
    Â»Und als Nächste kam dann Tatiana?«, fragte ich, um sie zum Weiterreden zu bringen.
    Sie blickte mich durchdringend an. »Woher wissen Sie das?«
    Â»Weil Sie mir am ersten Tag erzählt haben, dass sie mein Zimmer gestaltet hat.«
    Â»Oh ja, stimmt. Nun, der Master hat sie auf seinen Reisen durch Russland kennengelernt, nachdem er geschieden war. Sie hatte einen so hübschen Akzent und so hübsche kleine Eigenarten.« Sie lächelte versonnen bei der Erinnerung daran. »Natürlich war sie auch einsam, so weit weg von zu Hause und der Master so oft auf Reisen, aber sie hat sich nie beklagt. Und dann wurde sie schwanger. Es war aber keine glückliche Zeit für den Master, da ihn alles an den kleinen Anton erinnerte. Und dann starb das Kind und die Mutter auch. Ich war nicht da, als es passierte – der Master war so freundlich und hatte mich nach England geschickt, damit ich wenigstens ein Mal meine Familie besuchen konnte.« Sie schnaubte und schnäuzte sich in ein völlig zerknautschtes Taschentuch. »Oh, es kommt alles wieder hoch. Das war kein glücklicher Haushalt. Ganz und gar kein glücklicher.«
    Â»Wie schrecklich für den armen Monsieur Bernard.« Trotz ihres Kummers durfte sie jetzt nicht aufhören. »Und seither war er die ganze Zeit allein?«
    Â»Nein«, antwortete sie widerstrebend. »Danach kam Madame Tara. Sie kam aus Irland und sie hatten keinen einzigen glücklichen Tag miteinander. Ständig hat sie Master Bernard provoziert. Es gab wüste Auseinandersetzungen. Ich habe sie in der Bibliothek schreien hören. Manchmal hat sie sogar mit Sachen geworfen, Vasen und so. Sie war nicht grade das, was man eine Dame nennt. Sie waren noch nicht lang verheiratet – nur ein Jahr –, als sie … starb.«
    Â»Wie ist sie gestorben?«
    Ducky schüttelte den Kopf und fuhr sich so heftig mit den Fingern durchs Haar, dass ihr Knoten sich auflöste. »Ich sollte es Ihnen nicht erzählen. Wirklich nicht.«
    Ich tätschelte ihre Schulter und schwieg erst einmal, damit sie ihre Fassung wiedererlangen konnte. Dann bat ich leise: »Bitte, ich muss es wissen.«
    Ducky warf einen Blick zur Tür. »Sie – sie beging Selbstmord. Eines der Dienstmädchen hat sie gefunden. Sie hat sich erstochen.«
    Â»Aber nicht in meinem Zimmer!«, rief ich entsetzt.
    Â»Du liebe Güte, nein! Nein. Sie hat’s im gelben Salon getan. Er hat ihr von allen Gesellschaftszimmern am besten gefallen. Sie benutzte eines der hübschen, mit Edelsteinen verzierten Messer aus der Waffenkammer. Wie sie an das Messer gekommen ist, weiß ich allerdings nicht, weil Master Bernard sie immer verschlossen hielt. Aber sie war gerissen; irgendwie muss sie eine Möglichkeit gefunden haben. Er ließ ihre Leiche in der Nacht in die Erde legen, obwohl das Gesetz es jetzt erlaubt, dass man Selbstmörder auch bei Tag beerdigen kann.«
    Â»Wurde sie auf dem Friedhof beerdigt? Das ist doch jetzt auch erlaubt.«
    Â»Nicht auf dem Friedhof von Chicataw, wenn Sie das meinen. Alle lieben Toten von Master Bernard ruhen auf dem ummauerten Friedhof hier auf dem Gelände.«
    Â»Auf dem, der so zugewachsen ist?«
    Â»Ja. Er hält es

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