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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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breitete sich aus, als M. Bernard auf eine Bank sank. Ich setzte mich neben ihn.
    Buttercup kam und rieb sich an meinem Bein. Ich nahm ihn auf den Arm.
    Â»Was macht dieses Tier hier?«, fragte mein Patenonkel.
    Â»Ist er nicht süß?« Ich drückte meine heiße Wange in Buttercups Fell. Auch er war warm, aber seine Wärme tat mir gut. »Er kommt mich ab und zu besuchen. Ich habe ihn Buttercup getauft.«
    Â»Er gehört in den Stall. Ich besorge dir ein geeignetes Haustier, wenn du dir eines wünschst.«
    Â»Einen Puma?«, flüsterte ich.
    Â»Bitte?«, fragte er scharf.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich möchte kein Haustier. Ich möchte lediglich ab und zu mit dieser Katze spielen.«
    Â»Das gibt es in Zukunft nicht mehr. Ich kann Katzen nicht ausstehen.«
    Wortlos ließ ich Buttercup fallen und scheuchte ihn weg. Ich würde meine Katze füttern und streicheln, wann immer ich wollte. Ich hatte nicht die Absicht, sie aufzugeben.
    M. Bernard schaute mich an und hob fragend die Augenbrauen. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und wirkte ausgelaugt. Vielleicht setzte ihm das alles mehr zu, als ich dachte.
    Ich überlegte, was ich sagen könnte. »Soll ich Ihnen von der Zeit erzählen, als ich klein war und dachte, mir würden Flügel wachsen?«
    Â»Nur zu«, forderte er mich müde auf.
    Ich gab mir große Mühe, ihn aus seiner trübseligen Stimmung herauszuholen, und bald hatte ich auch Erfolg. Er entspannte sich und die stickige Luft ließ ihn träge und zärtlich werden. Er lehnte sich an mich und lachte sogar einmal leise.
    Â»Du hast eine Gabe, Sophia«, meinte er. »Dein fröhliches Gemüt kann Licht in die Dunkelheit bringen. Dein Lächeln ist ansteckend.«
    Â»Wie das eines Clowns«, erwiderte ich. Seine Worte freuten mich. Es war gut zu wissen, dass ich M. Bernards Stimmung beeinflussen konnte. Vielleicht hatte es etwas mit den uralten Tricks der Frauen zu tun. Die schöne Helena und Delilah und so. Interessante Gesellschaft. Er war so stark, so gebildet, so einflussreich, doch Talitha hatte recht – ich konnte ihn beeinflussen.

Kapitel 14
    ODETTE
    Â» Bonjour, Mademoiselle «, sagte sie und knickste.
    Â»Sie müssen Odette sein«, erwiderte ich.
    Talitha hatte sie in mein Zimmer gebracht und war schnell wieder verschwunden. Die Französin war hübsch, vielleicht noch keine dreißig. Sie hatte glattes schwarzes Haar und glänzende, hasserfüllte schwarze Augen. Sie maß mich von oben bis unten und stellte offenbar Mängel an meiner Person fest. Ihr graues Kleid und die weiße Schürze waren gestärkt und makellos. Sie spannten über ihrem ausladenden Busen und die Schürzenbänder mit der steifen Schleife hinten schnürten ihre schmale Taille ein.
    Â» Je ne parle pas français. « Damit war ich mit meinem Französisch fast schon am Ende.
    Â» Oui, Mademoiselle. «
    Was sollte ich jetzt mit ihr anfangen? Ich wies auf den Puderschrank und die Kleiderschränke. Sie öffnete sie und strich mit einem verächtlichen Lächeln über die Stoffe. M. Bernard hatte gesagt, sie sei eine verarmte Adlige – was wohl ihr Auftreten erklärte. Sie erweckte den Anschein, als sei der Beruf, den auszuüben widrige Umstände sie zwangen, unter ihrer Würde.
    Bereits jetzt vermisste ich Talitha.
    Im Verlauf der nächsten Tage wurde es noch schlimmer. Odette folgte mir, wo immer ich hinging, obwohl ich ihr durch Gesten unmissverständlich zu verstehen gab, dass ich sie nicht dabeihaben wollte. Nachdem sie mir am dritten Tag wieder wie ein Schatten durch den Garten gefolgt war, trieb ein Anflug von Trotz mich zu M. Bernard, der in seinem Büro arbeitete.
    Er wandte sich mir mit strahlenden Augen zu, als ich eintrat. »Welch angenehme Überraschung. Welchem Umstand habe ich es zu verdanken –« Er verstummte, als er meine Miene sah. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich; jetzt standen Geduld und Langmut darin geschrieben. »Du hast mir etwas zu sagen. Nun denn, heraus mit der Sprache. Was verunziert dein hübsches Gesicht durch – rechtschaffene Empörung, ja?«
    Ich trat mit raschen Schritten näher, begann auch ganz selbstbewusst, kam jedoch schnell ins Straucheln. »Sie können nicht – sie kann nicht – Sir, ich kann so nicht weitermachen. Es geht nicht, dass Odette mir folgt, sobald ich auch nur einen

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