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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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ich konnte tun, was ich wollte, sie schüttelte nur mit zusammengepressten Lippen den Kopf und blickte mich finster an.
    An diesem Abend hatte ich keine Entschuldigung, um nicht zum Abendessen zu erscheinen. Von Buttercup konnte ich meinem Patenonkel nicht erzählen. Ich wusch mir das Gesicht und erlaubte Odette, meinen Wangen mit Rouge etwas Farbe zu verleihen.
    Wie gewöhnlich wartete M. Bernard im Speisesaal auf mich. Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
    Während Charles meinen Stuhl zurechtrückte, kam mir der Gedanke, dass es vielleicht klug wäre, meine Begegnung mit Mr Stone zu erwähnen, für den Fall, dass der Schatten, den ich gesehen hatte, tatsächlich von einem der Spione meines Patenonkels stammte.
    Ich bemühte mich um einen beiläufigen Ton. »Ich habe heute im Wald Ihren Pastor getroffen – den Finnegan so erschreckt hat. Er interessiert sich für Botanik und hatte selte ne Flechten gefunden.« Hätte ich sagen sollen: »Odette u nd ich« haben ihn getroffen? Aber falls mich jemand gesehen hatte, wusste er, dass Odette nicht dabei gewesen war. Ich hasste Falschheit; Sir Walter Scott hatte es einmal so ausgedrückt: »Oh welch verworren Netz wir weben, wenn wir beginnen falsch zu sein.« Ein guter Lügner musste sehr klug sein und sich viele Einzelheiten merken.
    Etwas in der Miene meines Patenonkels sagte mir, dass meine Information keine Überraschung für ihn war, doch er fragte nur: »Tatsächlich? Und was hältst du von ihm?«
    Â»Ich finde ihn ausgesprochen hässlich.« (Vergib mir, Mr Stone!)
    Â»Er hat eine Nase wie ein Papagei«, meinte M. Bernard mit einem verächtlichen Lächeln.
    Â»Eher wie ein Wanderfalke.«
    Â»Und Beine wie Bohnenstangen.«
    Â»Ich hätte gesagt, wie ein Grashüpfer.«
    Â»Und sein Mund!« Zum Glück lachte M. Bernard jetzt, als er sich ein Dorschauge in den Mund steckte.
    Â»So groß wie der Teller.« Ich zeigte auf den Teller mit einem Berg Kalbsbries. »Aber er kannte die Namen einiger Pflanzen, über die ich mir Gedanken gemacht hatte.«
    M. Bernards Lachen erstarb und er kniff die Augen zusammen. »Ach ja?«
    War es ein Fehler gewesen, etwas Positives über Mr Stone zu sagen? Aber ich musste den Faden weiterspinnen, falls man mich, auch wenn das sehr unwahrscheinlich war, je noch einmal mit ihm zusammen sehen würde.
    Â»Ich möchte alles über die Pflanzen auf dem Gelände von Wyndriven Abbey wissen, bis auf das letzte Kraut.« Ich bemühte mich, ernst dreinzuschauen. »Damit ich mit Ihnen darüber reden und Ihnen vielleicht sogar ein ganz klein wenig helfen kann. Sie müssen sich auf diesem riesigen Gut um so vieles kümmern. Ich wäre gern etwas nützlicher.«
    Er lachte gutmütig. »Ich habe dir doch gesagt, ma belle , dass du lediglich schön zu sein hast. Außerdem machen du und Ling ja noch eure barmherzigen Besuche bei den Sklaven.«
    Â»Sie brauchen uns nur ganz selten. Was natürlich gut ist, aber ich möchte noch auf andere Art helfen.«
    Â»Dann frag Mrs Duckworth, ob es im Haus kleinere Dinge für dich zu tun gibt.«
    Â»Das werde ich tun. Aber ich würde mich auch gern mit Pflanzen befassen – Pflanzen habe ich immer geliebt und sie sind hier so anders als die, mit denen ich aufgewachsen bin.«
    Â»Meine Güte, zu welch eifriger Schülerin du dich in den letzten Stunden gemausert hast.«
    Â»Nicht erst in den letzten Stunden«, erwiderte ich lächelnd. »Schon als kleines Mädchen habe ich dafür gesorgt, dass unsere Palme im Wohnzimmer sich ihres Lebens freuen konnte.«
    Â»Nun gut, wenn es dir Vergnügen bereitet.« Er tat meine botanischen Interessen mit einer knappen Handbewegung, einer sehr französischen Geste, ab.
    Gut gemacht, Sophie . Jetzt hatte ich eine Ausrede, falls man mich im Gespräch mit Mr Stone sah. Manchmal war ich selbst beeindruckt, wie raffiniert ich im Umgang mit meinem Patenonkel sein konnte.
    Es war interessant, dass mir das Aussehen des Kirchenmanns gefiel, auch wenn andere ihn gewiss als eher unattraktiv abstempeln würden. Neben ihm wirkte M. Bernard zu glatt und geradezu übertrieben schön.

Kapitel 20
    UNTERSCHIEDLICHE REGELN
    Â»Miss Sophia!« Charles kam mit schnellen Schritten hinter mir her, als ich den Flur hinunterging. Er trug einen Korb bei sich. »Hier ist Ihr Mittagessen. Mr Alphonse hat Ihnen ein

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