Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
Vom Netzwerk:
jahrelang kennen, und redeten über alles Mögliche – Blumen und Vögel, die Leute aus seiner Gemeinde, arme wie reiche. Ich befragte ihn noch einmal zu seiner Meinung zur Sklaverei. Bereits nach so kurzer Zeit war mir sein Urteil wichtig.
    Mr Stone nickte. »Sie wundern sich sicher, da ich ein Südstaatenkind bin und mein Vater Plantagenbesitzer ist. Er weiß um meine Überzeugung – dass kein Mensch so viel Macht über andere haben sollte. In der Bibel werden wir dazu aufgerufen, den Unterdrückten die Freiheit zu schenken und jedes Joch zu zerbrechen. Unsere Verfassung garantiert Rechte, die allen Menschen, ungeachtet ihrer Rasse, zustehen sollten. Ich bin sicher, der Tag wird kommen, an dem alle Schwarzen befreit werden. Ich kann nur hoffen, dass es ohne viel Blutvergießen vor sich geht. Ich fürchte, dass den Süden wegen dieser Praxis eine schreckliche Strafe ereilt.« Anfangs hatte er leise gesprochen, doch dann war seine Stimme lauter geworden. Ganz offensichtlich lag ihm diese Sache am Herzen.
    Er musste es sein. Er musste der Pastor sein, von dem Peg Leg Joe gesprochen hatte. Und dann fiel mir wieder ein, was Joe zu der Frage, woran der Mann zu erkennen sei, gesagt hatte. Der Apostel Petrus sei ein »Fels«. Mr Stone – Stein! Natürlich!
    Ich zögerte nur eine Sekunde, bevor ich die Frage stellte, die mir Gewissheit geben würde. »Ich habe die Dienstboten manchmal ein Lied über einen Flaschenkürbis singen hören – wissen Sie, was mit dem ›Kürbis‹ gemeint ist?«
    Â»Ein Gefäß, aus dem man trinken kann natürlich«, antwortete er, ohne mich anzuschauen.
    Â»Nein! Was meinen sie wirklich damit? In dem Lied bedeutet es mehr.«
    Er rieb sich das Kinn und schien sich so unbehaglich zu fühlen, dass ich fast wünschte, ich hätte nicht gefragt. Ich und meine unbezähmbare Neugier.
    Endlich antwortete er widerstrebend: »Sie nennen den Großen Wagen Flaschenkürbis.«
    Â»Das Sternbild sieht tatsächlich so aus. Und wie könnte man ihm folgen?«
    Â»Der Polarstern gehört zu der Konstellation.« Er sprach sehr leise.
    Ich hätte gern behutsam meine Hilfe angeboten, aber ich hatte ja nichts zu geben. »Ich würde den Leuten gern helfen, ihrem Stern zu folgen, wenn ich könnte. Ich möchte, dass Sie das wissen.«
    Â»Selbstverständlich würden Sie das.«
    Â»Ich habe versucht, mit einigen der afrikanischen Bediensteten Freundschaft zu schließen, aber ich komme immer nur bis zu einem bestimmten Punkt, dann ist es, als stünde eine Mauer zwischen uns. Sie vertrauen mir nicht.«
    Â»Und weshalb sollten sie?«
    Â»Weil ich ich bin.«
    Â»Es mag sein, dass Sie sie tatsächlich mögen, aber ihre Geschichte in diesem Land erlaubt ihnen nicht, viel Vertrauen in einen Weißen zu setzen.«
    Ich seufzte. »Wenn ich die Königin der Welt wäre, würde ich alles ändern.«
    Â»Alles? Die Orangenblütenkuchen würden Sie doch gewiss so lassen, wie sie sind.« Er nahm das letzte Küchlein, brach es in der Mitte durch und hielt mir die Hälfte hin.
    Â»Na ja«, erwiderte ich und nahm sie, »vielleicht die Küchlein … Aber nur, wenn es überall genug für alle gäbe.«
    Ich aß meine Hälfte nicht. Stattdessen erzählte ich Mr Stone mehr über mein Leben in der Abtei und erwähnte auch die schwierigen Stimmungsschwankungen meines Patenonkels. Mr Stone war ein Mann Gottes und bestimmt vertrauten sich ihm oft Leute an, weshalb ich nicht das Gefühl hatte, illoyal zu sein. »Er ist es nicht gewohnt, dass man ihm widerspricht. Niemand wagt sich ihm zu widersetzen. Mrs Duckworth, die Haushälterin, sagte mir einmal, ihr Herr würde nie etwas Ungebührliches wollen; sie glauben beide, dass sie beurteilen können, was richtig ist. Dazu genügt es schon, dass es etwas ist, was er will.«
    Â»Eine gefährliche Art zu denken.« Mr Stones Ton und seine Miene waren ernst. »Seien Sie vorsichtig, Miss Petheram.«
    Â»Oh, ich halte meinen Verstand beisammen«, erwiderte ich unbekümmert. »Ich lerne jeden Tag, besser mit ihm umzugehen.« Mir war leichter ums Herz, einfach weil ich meine Sorgen mit jemandem geteilt hatte. Ich stand auf, reckte mich und ging hinüber zu dem Skizzenbuch, das Mr Stone offen hatte liegen lassen. »Darf ich?«
    Er nickte. »Ich stelle ein Buch über die

Weitere Kostenlose Bücher