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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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Picknick eingepackt. Ich hab gesagt, er soll auch Orangenblütenkuchen dazutun. Ich weiß doch, wie sehr Sie den mögen.«
    Es war Montag und ich war fertig angezogen für meinen Waldspaziergang. Charles’ freundliche Geste rührte mich. Ohne nachzudenken, legte ich eine Hand auf seinen Arm. Ich wollte ihm für alles danken – nicht nur für den Korb, sondern für seine unerschütterliche Freundlichkeit sowohl mir als auch dem armen Buttercup gegenüber.
    In diesem Moment kam M. Bernard um die Ecke. Sein Blick ging sofort zu meiner Hand auf Charles’ Arm. Seine Brauen hoben sich. Ich zog schnell meine Hand weg und sah dabei lächerlich schuldbewusst aus. Charles verbeugte sich und entfernte sich lautlos.
    Erst nach einem kurzen Schweigen meinte M. Bernard leichthin: »Oho! Du gehst zu einem Picknick, ma loutre ? Am Himmel braut sich etwas zusammen, aber das hält dich natürlich nicht auf. Deine Waldspaziergänge sind dir ja sehr wichtig.«
    Â»Ja, Sir, am allerliebsten bin ich in der Natur.« Ich versuchte seine Miene zu lesen, doch es war unmöglich.
    Â» Oui . Am allerliebsten«, erwiderte er mit einem merkwürdigen Lächeln.
    Er war verstimmt. »Wollen Sie – wollen Sie mich vielleicht begleiten?«
    Â»Heute nicht. Dringende Geschäfte rufen. Stattdessen sage ich au revoir , damit du dich auf den Weg machen kannst. Nimm auf jeden Fall etwas zum Überziehen mit.«
    Damit ging er weiter den Flur hinunter. Ich schaute seiner kraftvollen Gestalt in dem maßgeschneiderten ockerbraunen Anzug nach, bis er um die Ecke bog. Er wollte nicht, dass ich ohne ihn irgendetwas genoss. Meine Waldspaziergänge würde ich deshalb aber ganz gewiss nicht aufgeben; sie waren meine einzige Möglichkeit, dem Haus zu entfliehen. Und es wäre schön, wenn ich Mr Stone noch einmal treffen könnte – auch wenn das höchst unwahrscheinlich war, wie ich mir rasch in Erinnerung rief.
    Trotz des dunklen Himmels und M. Bernards Anweisung verließ ich das Haus, ohne einen Umhang mitzunehmen.
    Odette nahm mit einem Stirnrunzeln ein Orangenblütenküchlein, doch inzwischen kannte ich ihr Mienenspiel gut genug, um davon ausgehen zu können, dass sie sich freute. Sie aß bereits, als ich in den Wald ging. Ich schwang meinen Korb und schaute mich um, ob auch niemand irgendwo lauerte. Ich lief schnell und kreuz und quer, um mögliche Verfolger zu verwirren.
    Während das Laub vergangene Woche noch meist rot und orange geleuchtet hatte, schritt ich jetzt über einen natürlichen Teppich aus reinem Gold, als ginge ich über Himmelsstraßen. Ein plötzlicher Windstoß ließ einen goldenen Schauer wie einen Himmelsgruß auf mich herunterregnen.
    Und da war er. Mr Stone. Er kauerte in einer Lichtung zwischen Farn und Steinen auf einem Felsbrocken und zeichnete ganz versunken. Ich zögerte. Obwohl wir uns einander vorgestellt hatten, gehörte es sich nicht, allein mit einem jungen Mann zu sprechen. Und was wäre, wenn er allein bleiben wollte? Aber ich konnte nicht anders – ich musste zu ihm hingehen. Also betrat ich die Lichtung. »Wie schön, Sie wiederzusehen, Mr Stone.«
    Er schaute auf und wurde rot. Ungelenk erhob er sich und machte eine Verbeugung. »Miss Petheram! Ich gebe zu, dass ich mich gefragt habe, ob wir uns wohl wieder begegnen würden, da wir diesen wilden Ort beide mögen. Wollen Sie auf einem der Steine Platz nehmen? Ich würde einen für Sie zurechtrücken, aber sie sind fest im Boden verankert.«
    Ich suchte mir einen Felsbrocken aus, auf dem ich gut sitzen konnte, und hielt den Picknickkorb hoch. »Ich habe etwas zu essen mitgebracht. Wollen Sie es mit mir teilen? Es ist genug da.«
    Â»Aber gerne. Ich hatte kein Frühstück und inzwischen muss es« – er schaute auf seine Taschenuhr – »ja, es ist fast zwei Uhr.«
    Ich legte ein schneeweißes Tuch über einen flachen Steintisch und verteilte die belegten Brote darauf, die Birnen, die klein geschnittenen Karotten und die Orangenblütenküchlein. »Ich muss Ihnen noch einmal danken für Ihr – dafür, dass Sie diese Sache letzte Woche für mich übernommen haben.«
    Â»Keine Ursache, Miss Petheram. Ich war froh, dass ich helfen konnte.«
    Alphonse hatte sogar daran gedacht, eine Flasche Limonade einzupacken. »Es gibt leider nur einen Becher«, bedauerte ich.
    Â»Das macht nichts.

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