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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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Nach Mrs Duckworth’ Worten fühlte er sich immer zu Frauen mit dieser Haarfarbe hingezogen.«
    Â»Verzeihen Sie die Frage, Miss Petheram, aber gehe ich recht in der Annahme, dass Ihre Geschwister eine andere Haarfarbe haben? Um sie hat er sich nicht gekümmert?«
    Â»Nein. Nein, ich bin die einzige Rothaarige in der Familie. Aber ich bin schließlich sein Patenkind und nicht sie, deshalb ist es nur natürlich, dass er mir mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat als ihnen. Und er mochte meine Mutter und ich ähnele ihr.« Inzwischen fühlte ich mich ausgesprochen unwohl. Er sprach meine eigene Sorge aus, über die ich nicht nachdenken wollte.
    Â»Mein liebes Kind, Gott sei Dank kommt Ihre Familie bald. Und übrigens, Sie haben sehr schmale Handgelenke.«
    Er nannte mich sein liebes Kind. Und meine Handgelenke waren ihm aufgefallen.
    Schon seit ein paar Minuten war Donnergrollen zu hören. Jetzt tat es einen fürchterlichen Schlag, der uns beide zusammenzucken ließ.
    Wir sprangen auf.
    Â»Ich muss gehen!«, rief ich durch den prasselnden Regen. »Keine Sorge – mir passiert schon nichts.«
    Er streckte die Hand nach mir aus, aber ich war schon losgelaufen.
    Odette war klüger gewesen als ich. Sie trug einen Umhang mit Kapuze. Ich watete mit gesenktem Kopf durch den Platzregen. Kaum hatten wir das Haus durch eine Seitentür betreten, murmelte sie etwas und lief voraus, wahrscheinlich um ein Bad vorzubereiten und frische Kleider bereitzulegen. Ich folgte ihr fröstelnd und wrang mein Haar aus.
    An diesem Abend bediente uns beim Essen nur George. Das Bild schien nicht stimmig zu sein mit nur einer Buchstütze. Ich vermisste Charles und hätte gern gefragt, wo er war, traute mich aber nicht.
    Doch während dieser Mahlzeit geschah etwas, das mich annehmen ließ, dass ich womöglich noch einen Freund in diesem Haushalt hatte.
    Â»Du bist angespannt, chérie «, bemerkte M. Bernard. »Hattest du einen anstrengenden Tag? Es hat geregnet, wie ich es vorausgesagt habe. Erzähle mir nicht, dass es dich unvorbereitet getroffen hat.«
    Â»Nein Sir.« Ich war froh, dass ich mein Haar ausgewrungen und getrocknet hatte. »Aber ich habe mich in der Zeit vertan und musste mich mit dem Ankleiden beeilen. Vielleicht wirke ich deshalb angespannt.«
    Er legte die Gabel auf seinen Teller mit Aal, erhob sich und trat hinter mich. Er hob mein Haar, hielt es mit einer Hand fest und begann mit der anderen meinen Rücken zu massieren, oberhalb meines schulterfreien Kleides aus Ch antilly-Spitze. Das verstärkte meine Anspannung natürlich noch. »Ling hat mir gesagt, dass du dein Picknick im Wald heute hast ausfallen lassen«, bemerkte er.
    Bevor ich überrascht reagieren konnte, sah ich Ling auf der anderen Seite des Raumes fast unmerklich den Kopf schütteln.
    In den vier Monaten meines Hierseins hatte ich etwas von Ling gelernt. Früher hätte ich seine Geste nicht bemerkt, geschweige denn rasch genug gedeutet, um entsprechend reagieren zu können. Jetzt antwortete ich ohne Verzögerung. »Das Wetter verhieß, wie Sie gerade sagten, nichts Gutes.« Aus irgendeinem Grund hielt Ling es für besser, wenn mein Patenonkel nicht erfuhr, dass ich an diesem Tag im Wald gewesen war.
    Â»Dann hast du, da du so gern picknickst, vielleicht nichts dagegen, morgen mit mir al fresco zu Mittag zu essen. Im Obstgarten, würde ich vorschlagen.«
    Â»Das wäre schön.« Ich brachte ein Lächeln zustande und einen Blick unter meinen Wimpern hervor zu ihm nach oben. »Ich kann es gar nicht erwarten. Ich sehe Sie so selten.«
    Er strich mir mit einem Finger über den Rücken, was mir Gänsehaut verursachte, und machte sich wieder über seine Aale her.
    Dem Himmel sei Dank für Ling. Ich hoffte nur, dass kein anderer Vertrauter meines Patenonkels mich draußen gesehen hatte und die Lüge auffliegen ließ.
    Auf meinem Weg in mein Zimmer erwischte ich auf dem Flur Talitha.
    Â»Ich habe Charles beim Abendessen vermisst«, sagte ich. »Ist er krank?«
    Sie blickte sich verstohlen um. »Nein, Miss Sophia. Er is nich krank. Er wurd weggeschickt. Er – er hat den Master wütend gemacht, da hat er Charles auf die Baumwollfelder geschickt.«
    Mein Magen hob sich. Charles’ einziger Fehler war seine Freundlichkeit mir gegenüber gewesen.
    Talitha blieb vor mir stehen; ihr schönes Gesicht spiegelte eine große

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