Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
Vom Netzwerk:
die zweitausend Dollar.«
    Zweitausend Dollar. So wenig für ein Menschenleben, aber für mich war selbst das unerschwinglich. Nur zu gern hätte ich all das »Zeugs« zurückgegeben – in diesem Moment hasste ich das ganze »Zeugs« –, wenn ich nur Charles hätte helfen können. »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit … Ich weiß, dass es Leute gibt, die Sklaven helfen, in den Norden zu fliehen.«
    Â»Haste Verbindungen?«
    Â»Nein, aber ich glaube, ich kenne jemanden, der welche hat.«
    Â»Kannst du zu der Person gehn, von der du glauben tust, dass du se kennst?«
    Â»Ich weiß – nein, wahrscheinlich nicht.« Ich ließ den Kopf hängen.
    Sie tätschelte mein Knie. »Manchmal muss man einsehn, dass man grad jetzt nix machen kann in manche Sachen, un aufhörn mit sorgen, bis man was tun kann .«
    Â»Haben Sie schon mal daran gedacht, Ihrer Familie zur Flucht zu verhelfen, anstatt Ihr Enkelkind freizukaufen?«
    Â»Ich hab dir doch gesagt, dass ich hier nich weg will un Anthony nich und mein Enkelchen auch nich. Wir sind hier daheim. Ich will nur die Freiheitspapiere für mein Enkelchen, damit se hier bei mir wohnen kann.«
    Enttäuscht und voller Sorge rieb ich mir die Stirn. Nicht einmal einem einzigen Menschen konnte ich helfen.
    Anarchy drückte meine Schulter. »Wenn du von der Abtei weggehen tust, schreibste dann deim Pastor? Dass er weiß, du bist frei?«
    Ich riss die Augen auf. »Aber ja. Ja, das mache ich.« Ein kleines, helles Hoffnungsflämmchen erleuchtete die Dunkelheit in mir.
    Die alte Frau erhob sich und schulterte ihren Sack. »Willste nich mit zu mir kommen un ’n heißen Eintopf mit Waschbärfleisch essen und Süßkartoffelkuchen? Anthony hat mir gestern ’n dicken fetten Waschbär gebracht.«
    Â»Klingt köstlich«, log ich. Nie hätte ich ein Tier mit einer schwarzen Maske und Pfoten, die aussahen wie winzigkleine Hände, essen können. »Aber es geht leider nicht. Ich muss zurück.«
    Â»Biste sicher, dass deine Leut morgen kommen?«
    Â»Ja. Oh, fast hätte ich es vergessen!« Ich hob meinen Beutel auf. »Das ist für Sie. Für diese kalten Tage jetzt.«
    Anarchy löste die Schnüre und zog den wollenen grauen Umhang heraus.
    Ich half ihr beim Umlegen und band ihn unter ihrem Kinn fest zu.
    Â»Uh, uh, uh.« Sie ruckelte mit den Schultern. »Wenn ich da drin nich schöner ausseh wie ’n Frosch mit Haaren. Ich bin die schönste und wärmste alte Frau im ganzen Wald. Ich dank dir.«
    Spontan umarmte ich sie, aber ganz vorsichtig, aus Angst, ihre zarten Knochen zu zerquetschen.
    Sie schnaubte. »Wissen se bei den Yankees da oben nich, wie man jemand richtig drücken tut, he?« Sie drückte mich so fest an sich, dass es mir den Atem nahm.
    Â»Vielen Dank für alles«, flüsterte ich, als ich wieder sprechen konnte.
    Â»Pass auf dich auf, kleine Miss. Dass du mir nich allein bist mit dem Mann. Un du kennst den Weg zur alten Anarchy, wenn du was brauchen tust. Du glaubst, du hättst niemand nich, aber du hast mich.«
    Â»Ich kenne den Weg und danke Ihnen noch einmal.«
    Meine Stimme zitterte ein wenig.
    Â»Hab ’n guten Tag, Kind.« Sie zwinkerte mir zu und verschwand.
    Ich drehte mich um und ging mit federnden Schritten zurück. Weshalb war ich nicht selbst darauf gekommen, dass ich Gideon schreiben konnte, sobald ich mit meiner Familie abgereist war? Ich konnte ihm genau erklären, was geschehen war. Während unserer Verlobungszeit könnten wir uns zwar nur schreiben, aber dann würden wir heiraten. Er konnte irgendwo weit weg von M. Bernard eine Kirche finden – vielleicht im Westen, wo die Zukunft lag, wie alle behaupteten. Ich lächelte. In ein paar Monaten konnten meine Träume wahr werden. Ich brauchte nur Wyndriven Abbey zu verlassen.

Kapitel 26
    DIE SCHLINGE ZIEHT SICH ZU
    Am nächsten Tag konnte ich die Ankunft meiner Familie kaum erwarten. Seit sechs langen Monaten hatte ich sie nicht mehr gesehen. Ich hatte M. Bernard darum gebeten, sie in Memphis abholen zu dürfen, aber er hatte abgelehnt.
    Â»Nein, ich glaube, das geht nicht. Mrs Duckworth braucht deine Hilfe bei den Vorbereitungen. Ich muss geschäftlich ohnehin nach Memphis, deshalb werde ich sie abholen.«
    Entgegen M. Bernards Worten ließ Ducky mich lediglich in der Orangerie Blumen aussuchen, die Daphne

Weitere Kostenlose Bücher