So wie Kupfer und Gold
»Ich glaube, es ist Zeit, dass ich meinen Aufenthalt hier beende.«
Meine Worte amüsierten ihn. »Und wie, um alles in der Welt, kommst du auf die Idee?«
Das lief nicht so, wie ich es geplant hatte.
Ich warf einen Blick hinüber zu George, der neben der Kommode stand, und antwortete leise: »Weil ich, falls die Leute wirklich tratschen und falls Sie â falls Sie wirklich so für mich empfinden, nicht bleiben darf, da ich Sie nicht heiraten kann .«
»Ja, das hast du mir bereits gesagt und ich habe dich nur gebeten, weiter darüber nachzudenken. Wenn du es dir ausreichend durch den Kopf hast gehen lassen und mich dann immer noch nicht heiraten willst, werden wir so weitermachen wie bisher.«
»Aber Sie gaben mir zu verstehen, dass ich nur die Wahl hätte zwischen Heirat oder Abreise.«
»Ich musste dir deine Situation klar vor Augen stellen. Aber es gibt selbstverständlich eine dritte Möglichkeit â dass wir liebevolle Gefährten bleiben mit Mrs Duckworth als angemessener Anstandsdame und Besuchen von und bei deiner Familie. Das muss mit keinerlei Unbehagen verbunden sein. Bist du so erpicht darauf, mich zu verlassen?«
»Nein, Sir.«
»Da bin ich aber froh. Ich habe weder Kosten noch Mühe gescheut, um dich glücklich zu machen. Und deine Familie kommt noch diese Woche. Ihr würdet unterwegs aneinander vorbeifahren, wenn du jetzt abreisen würdest. Ich habe jede Menge Vergnügungen für sie geplant. Möchtest du ihnen etwa ihren Aufenthalt hier verderben?«
»Das möchte ich bestimmt nicht. Aber unter den Umständen â«
»Bah! Nichts da âºUnter den Umständenâ¹! Kein theatralisches Getue mehr, sâil vous plaît . Es tut mir leid, dass ich gestern Abend etwas gesagt habe.«
»Aber sie sagten, sie hätten keine Geduld mehr. Sie sagten â«
»Ich sagte â ich sagte ⦠offenbar habe ich ein rechtes Durcheinander angerichtet. Ich werde meinen Antrag nicht mehr wiederholen, es sei denn, du sprichst mich darauf an. Und ich werde dich auch nicht mehr mit Demonstrationen meiner Zuneigung in Verlegenheit bringen, bis du sie gutheiÃt. Habe ich dich beruhigt? Verstehen wir uns jetzt?«
»Ja, Sir.«
»Dann werde ich jetzt nur für dich Honig auf dieses Brötchen streichen. Setz dich hier neben mich und tu mir den Gefallen und iss es.«
Ich aà mein Brötchen wie das brave kleine Hündchen, das ich war. Innerlich schauderte mir vor der Art und Weise, wie M. Bernard es immer wieder fertigbrachte, meine Worte und Gefühle so zu verdrehen, dass ich am Ende tat, was er wollte, egal was ich mir vorher vorgenommen hatte.
Nachdem ich das Brötchen aufgegessen hatte, öffnete ich den Mund, um Talithas Anliegen vorzubringen, zögerte aber, da ich nicht wusste, wie ich meine Bitte in Worte fassen sollte.
»Gibt es noch etwas?«, fragte M. Bernard.
»Bitte, Sir, ich muss Sie noch um einen Gefallen bitten.«
»Du kannst alles von mir haben, bis zur Hälfte meines Königreichs«, erwiderte er und lachte dann. »Nein, das nehme ich zurück â alles, in angemessenem Rahmen, hätte ich sagen sollen.«
»Ihr Stallbursche, Garvey, hat Talitha â eines der Dienstmädchen â mit seiner unerwünschten Aufmerksamkeit belästigt und ich versprach zu helfen. Würden Sie ihm bitte sagen, er soll sie in Ruhe lassen?«
M. Bernard schnaubte. »Ich bin überrascht, dass du dich weiter um die schmutzigen Angelegenheiten der Dienstboten kümmerst.«
»Es handelt sich um Menschen auf Ihrem Gut«, erwiderte ich gepresst, »und wir haben eine Verantwortung ihnen gegenüber. Bitte, ich habe es versprochen.«
»Und du hast getan, was du versprochen hast. Du hast gefragt. Und ich sage dir, dass mich die gespielte Abneigung der dunklen Schönen, sich Garvey hinzugeben, genau so viel« â er schnippte mit den Fingern â »kümmert.« Er warf die Hände in die Luft. »Aber allein um deinetwillen werde ich ihm sagen, er soll die Finger von ihr lassen.« Er lächelte wissend â vielleicht dachte er, meine Sorge um Talitha sei ein erstes Zeichen dafür, dass ich trotz meiner Proteste in die Rolle der Herrin der Abtei schlüpfte.
Ich dankte ihm.
Und so kam es, dass ich blieb.
Garveys dunkle Augen mit den gelben Sprenkeln blickten mich mit unverhohlenem Hass an, als Odette und ich am
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