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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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meine Familie.« Ich sammelte ein paar Nüsse ein, die aus ihrem Beutel gekullert waren. »Meine beiden Brüder und meine Schwester.«
    Â»Warum? Warum tut er se herkommen lassen? So wie’s für mich aussieht, hat er dich lieber für sich.«
    Ich fingerte wieder an meinen Bändern herum, bis Anarchy erneut ihre gichtige Hand auf meine legte. »Ich habe keine Ahnung«, antwortete ich. »Er muss schließlich wissen, dass ich, wenn meine Familie hier ist, nicht mehr so viel Zeit für ihn habe.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er will was Gutes für sich selber da rausholen. Das is bei der Sorte immer so. Er zeigt ihnen sein schönes Haus un sein schönes Zeugs un er sagt: ›Seht her, was für ’n nobler Mann ich bin.‹ Und sie schrumpeln zusammen zu nix mehr un sagen dir, du sollst ’n heiraten. So stellt er sich’s vor, ganz sicher.«
    Â»Vielleicht haben Sie recht«, erwiderte ich gedehnt. »Es ist sehr gut möglich, dass er genau diese Wirkung auf sie hat. Anarchy, Sie können sich nicht vorstellen, wie Monsieur de Cressac die Menschen beeinflussen kann. Aber dieses Mal bekommt er seinen Willen nicht. Jedenfalls nicht, was seine Heirat mit mir betrifft.«
    Â»Kleine Miss, ich tu mir Sorgen machen um dich. Der Mann is kein guter Mann. Er hat dir nie nich was getan , oder?«
    Â»Nicht im eigentlichen Sinn. Auch wenn ich zugeben muss –«
    Sie wartete schweigend.
    In die unbehagliche Stille hinein musste ich den schrecklichen Gedanken aussprechen, den weiterzuverfolgen ich mir nie erlaubt hatte. »Vor etlichen Wochen habe ich im Wald in der Nähe der Abtei meine Katze gefunden; sie hing tot an einem Baum. Monsieur hat das Tier nicht gemocht und am Abend zuvor war er in einer seltsamen, erschreckenden Stimmung. Aber nein, ich kann nicht glauben, dass er etwas so Schreckliches getan hat.«
    Â»Wer könnt’s sonst gemacht haben? Was denkst du?«
    Â»Ein – ein Wilderer oder Landstreicher, der im Wald übernachtet hat. Oder ein paar böse Jungen aus der Stadt.«
    Â»Ich tät’s wissen, wenn Landstreicher oder böse Jungs hier gewesen wärn. Un der einzige Wilderer, der sich das Jagen im Wald so nah bei euerm Gut trauen tut, is mein Anthony un der würd nie nich ’ne Katze anrührn. Sonst kommt keiner hierher wegen den Menschenfallen, die Mr de Cressac aufstellt. Außer dem Pastor und der würd keim Tier nix tun.«
    Â»Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen? Pastor Stone?« Ich merkte selbst, wie besorgt ich klang.
    Â»Nein, schon lang nich mehr. Tut mir leid, Liebes. Er war nie oft da un jetzt schon seit letztem Frühjahr nich mehr.«
    Ich biss mir auf die Lippe. Ich wollte jetzt nur eines, sagte ich mir: hören, dass jemand Gideon gesehen hatte und dass es ihm gut ging.
    Anarchy schüttelte langsam den Kopf. »Wenn Mr de Cressac ’n Mann is, der das mit ’ner armen kleinen Katze macht, wär’s besser, du tätst gehn.«
    Â»Ich weiß. Ich weiß. Und ich werde auch gehen. Wenn meine Familie abreist, gehe ich mit.«
    Â»So machst du’s. Un was drückt dich sonst noch?«
    Â»Also, da ist noch Charles – er war Diener im Haus. Er war gut zu mir und das hat Monsieur de Cressac nicht gefallen. Er ist – na ja, er ist sehr besitzergreifend, was mich betrifft, und so hat er Charles auf die Baumwollfelder verbannt. Ich mache mir Sorgen um ihn, vor allem da es meine Schuld ist, dass er weggeschickt wurde. Er ist für diese Art von Arbeit nicht gemacht. Ich muss das in Ordnung bringen, aber wie?«
    Â»Wenn Mr de Cressac so eifersüchtig is, wird’s ihm nich gefallen, wenn du ihn bitten tust, dass dieser Charles zurückkommt. Das tät nix bringen. Sonst könnt’s sein, dass als Nächster Charles am Baum baumelt, wie die Katze.«
    Ich keuchte entsetzt und wollte protestieren, wollte sagen, dass es lächerlich sei, aber ich konnte nicht.
    Â»Hast du … ’n bisschen Geld?«, fragte Anarchy.
    Ich hob die leeren Hände und ließ sie wieder sinken. »Keinen Penny.«
    Â»Uh, uh, uh. Kein Penny, sagt se. Die Leute denken, ich bin arm, aber ich bin reich, wenn ich’s vergleich mit dir. Ich hab hundert Dollar gespart in meim Geheimplatz, mehr als die Hälfte, die’s braucht, um mein Enkelchen zurückzukaufen. Dieser Charles is ’n junger Mann un kräftig. Der kost’ wahrscheinlich um

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