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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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unterdrückte die aufwallende Wut und antwortete: »Jedenfalls nicht in Feindschaft. Hören Sie, es war nichts als ein stinknormaler Streit; so was kommt immer wieder mal vor, wenn ein anderes Boot sich an der Schleuse vordrängelt oder vergisst, das Tor zu schließen. Was hat das mit dem Tod dieser Frau zu tun?«
    »Annie Lebow wurde das Opfer einer Gewalttat, Mr. Wain. Wir müssen alle Personen befragen, die möglicherweise einen Groll gegen sie gehegt haben.«
    »Wollen Sie mir unterstellen, dass ich eine Frau, die ich kaum gekannt habe, wegen eines kleinen Lackkratzers umbringen würde?«, erwiderte er, nun tatsächlich von gerechtem Zorn beseelt, den er nur mit Mühe im Zaum halten konnte. »Das ist doch totaler Quatsch.«
    »Wir müssen diese Fragen aber stellen. Das werden Sie verstehen. Wir müssen Sie auch fragen, wo Sie gestern Abend waren.«
    »Ich war hier, bei meiner Frau und meinen Kindern. Aber ich lasse nicht zu, dass meine Familie da reingezogen wird. Die haben damit überhaupt nichts …«
    »Im Augenblick muss ich von Ihnen nur wissen, dass Sie für weitere Fragen zur Verfügung stehen. Sie hatten doch nicht vor, Barbridge zu verlassen?«
    Gabriel sah, wie die Ermittlerin verstohlen auf ihre Uhr schielte, und er wusste, dass sie mit ihm fertig war und wahrscheinlich schon überlegte, wie sie es schaffen sollte, bis Dienstschluss noch alles zu erledigen, was ihr Chef ihr aufgebrummt hatte.
    Das Gefühl der Erleichterung, das ihn durchflutete, war so intensiv, dass seine Hände zitterten. Sie würde sicher überall an diesem Abschnitt des Kanals herumfragen, um sich seine Geschichte bestätigen zu lassen, aber keines der Boote, die in der Nähe lagen, war bewohnt, und er bezweifelte, dass außer dieser
Millsap irgendjemand etwas von Annies Besuch auf seinem Boot an Heiligabend mitbekommen hatte.
    Er stopfte die verräterisch zitternden Hände in die Hosentaschen und nickte knapp. »Im Moment haben wir nicht vor, die Leinen loszumachen«, sagte er. Während er ihr nachsah, wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich keinerlei Pläne hatte. Für ihn war hier in Barbridge die Zeit stehen geblieben, und seine Zukunft hatte aufgehört zu existieren.
     
    Kit hatte Mühe, mit Lally Schritt zu halten, als sie zum Laden zurückgingen. Er versuchte immer noch zu verstehen, warum sie sauer auf ihn war und was das alles mit ihrem Freund Peter zu tun hatte, doch von ihrem straff gespannten Rücken, so schön er auch anzusehen war, konnte er keine Antworten erwarten.
    »Lally!«, rief er, als sie sich schon der Hintertür des Ladens näherten. »Warte doch! Willst du nicht mit mir reden?«
    Sie wurde langsamer, drehte sich aber nicht um. »Es gibt nichts, worüber …«
    Aus dem Augenwinkel heraus nahm Kit eine undeutliche Bewegung wahr, und im nächsten Moment stand Leo vor ihnen, als wäre er aus dem Nichts aufgetaucht. »Was ist denn los, Lal? Streit mit deinem kleinen Cousin gehabt?«
    Lally quiekte überrascht auf, dann fuhr sie herum und stemmte die Hände in die Hüften. »Verdammt noch mal, Leo! Willst du, dass ich mir in die Hose mache? Und außerdem haben wir nicht gestritten, aber selbst wenn es so wäre, geht dich das einen Dreck an.«
    Leo ging nicht auf die Provokation ein. Stattdessen fragte er: »Wo bist du gewesen?«, und zu Kits Überraschung klang er eher besorgt als streitlustig. »Ich versuche seit gestern, dich anzurufen, und immer springt sofort die Mailbox an!«
    »Du hast doch nicht … irgendwas Persönliches auf die Mailbox
gesprochen?« Lallys Stimme war plötzlich ganz heiser vor Panik. Sie zog die beiden Jungen in den Hauseingang neben dem Buchladen, und Kit begriff, dass Leo ihnen dort aufgelauert haben musste. »Meine Mutter hat mir gestern das Telefon weggenommen. Sie will nicht, dass ich mit meinem Vater rede. Deswegen hab ich nicht zurückgerufen.«
    »Hättest du dir nicht von irgendwem ein Handy leihen können? Zum Beispiel von deinem kleinen Cousin hier?«
    Kit fragte sich, ob Leo erraten hatte, dass er gar kein Handy besaß, und ihn absichtlich zu demütigen versuchte. »Ich hab meins zu Hause liegen lassen«, sagte er so lässig, wie er nur konnte.
    »Lügner.« Leo verdrehte die Augen. »Niemand lässt sein Handy daheim liegen, nicht mal der allergrößte Waschlappen.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Lally zu. »Ich bin gestern in die Stadt getrampt und hab vor dem Bowling Green gewartet. Sag mir nicht, du hättest nicht mal für ein Stündchen weggekonnt.«
    »Sie

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