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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wusste, dass unsere Eltern jeden Moment mit Duncans Ankunft rechneten, und da dachte ich …«
    Babcock überlegte einen Moment. »Sie erwähnten die neuen Eigentümer. Wann haben die Leute das Objekt gekauft?«
    »Erst vor ein paar Monaten. Sie haben ein Kanalboot und wollen den Viehstall zu ihrem Zweitwohnsitz ausbauen, mit einem Liegeplatz direkt vor der Tür.«
    »Und bis dahin hatten sie mit diesem Grundstück nie etwas zu tun?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Babcocks Blick streifte die umherwuselnden Gestalten im Lichtschein, der aus dem alten Stall fiel. Dann spähte er den Feldweg hinunter in die Dunkelheit. »Und von wem hat dieses
Paar aus London das Anwesen gekauft? Von den Leuten in diesem großen Haus oben am Weg?«
    »Nein.« Der scharfe Ton von Juliets Erwiderung überraschte Kincaid. »Nein. Da ist noch ein Bauernhaus, direkt an der Kurve, ungefähr auf halbem Weg zur Hauptstraße. Soviel ich weiß, haben die Besitzer – die Fosters – es direkt von den Leuten gekauft, denen der Hof und der Viehstall schon seit Jahren gehörten. Letztes Jahr haben sie dann beschlossen, das Grundstück aufzuteilen und den Stall einschließlich der umliegenden Weiden zu verkaufen. Der Immobilienmarkt boomt, und jede baufällige Scheune wird inzwischen als ›ideal zum Renovieren‹ angepriesen. Die Gebäude waren eine echte Goldgrube, und das wussten sie.«
    »Und was ist eigentlich aus den Smiths geworden?«, fragte Kincaid. Er erinnerte sich an die alteingesessene Bauernfamilie, der dieser Hof gehört hatte, und die ihm und Juliet damals erlaubt hatte, das Gelände zu erkunden.
    »Haben vor fünf Jahren alles verkauft und sich zur Ruhe gesetzt«, antwortete Juliet. »Sie sind nach Süden gezogen – nach Shropshire, glaube ich.«
    »Smith? Verdammt«, brummte Babcock verärgert und warf noch einen Blick in Richtung Stall. Er wandte sich an Kincaid. »Kannst du schätzen, wie lange …«
    »Keine Ahnung. Vielleicht lässt euer Rechtsmediziner sich ja zu einer Vermutung hinreißen. Ist er gut?«
    Babcock lächelte. »Könnte man sagen. Aber verrate ihr nicht, dass ich das gesagt habe.«
    Kincaid verzog das Gesicht, peinlich berührt von seinem unbewussten Sexismus. Zum Glück schien Juliet nichts bemerkt zu haben. Sie stampfte mit den Füßen auf, um sie zu wärmen, streifte den Ärmel ihrer Jacke zurück und sah auf die Uhr. »Hören Sie, es ist Heiligabend, und unsere Familien warten auf uns. Ich wüsste nicht, was ich Ihnen sonst noch sagen könnte.«

    »Ich brauche noch eine formelle Aussage von Ihnen, aber das hat Zeit bis morgen«, räumte Babcock ein.
    »Die Adresse ist Yew Cottage, am Ende der North Crofts.«
    »Ich kenne das Haus.« Babcock wandte sich an Kincaid. »Und du, Duncan? Wieder an den heimischen Herd zurückgekehrt?«
    »Ja.« Kincaid beschrieb ihm kurz den Weg zum Haus seiner Eltern, wenngleich es ihn nicht überrascht hätte, zu erfahren, dass Babcock genau wusste, wo sie wohnten. Dann fischte er eine Karte aus der Manteltasche. »Da hast du meine Telefonnummer. Vielleicht könntest du …« Er brach ab, als er die Scheinwerfer eines Wagens bemerkte, der den Feldweg entlangkam.
    Als der weiße Lieferwagen aus dem Waldstück auftauchte und auf sie zurollte, drehte Babcock sich um. »Das dürfte die Spurensicherung sein. Dann wird Dr. Elsworthy auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.«
    Ein Mann stieg aus dem Wagen und rief: »Hallo, Chef, was liegt an?«
    Babcock hob die Hand zum Gruß und erwiderte: »Wir treffen uns drüben im Stall. – Also dann«, beschied er Kincaid und Juliet knapp. »Ich melde mich. Mrs. Newcombe, ich brauche die Namen und Kontaktdaten sämtlicher Personen, die mit Ihnen auf der Baustelle gearbeitet haben. Wenn Sie mir die bis morgen früh zusammenstellen könnten.« Er streckte Kincaid die Hand hin. »Hat mich gefreut, dich wiederzusehen, altes Haus.«
    Er hätte ebenso gut sagen können: Jetzt geht schön spielen - so offensichtlich war es, dass er das Interesse an ihnen verloren hatte. Kincaids Verärgerung darüber, wie ein gebrauchtes Taschentuch weggeworfen zu werden, war ebenso heftig wie kurz. Er wusste genau, was seinem alten Freund jetzt alles durch den Kopf ging – Babcock musste sich überlegen, wie er
die Ermittlungen am Leichenfundort organisierte, musste sich Fragen zurechtlegen für die Vernehmungen der jetzigen und der früheren Eigentümer des Grundstücks sowie sämtlicher Nachbarn, er musste die Obduktion der Leiche organisieren – alles

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