Social Netlove
könnte nach London fliegen, und wenn es nur ist, um gemeinsam mit dir einen Kaffee zu trinken.
Betreff: AW: Mission possible
02. Mai um 23:59
Du würdest wirklich nur für ein paar Stunden nach London kommen?
Betreff: Ready for Take-off
02. Mai um 00:06
Für jemanden, der mir ein Lied widmet, würde ich sogar für nur eine einzige Minute so weit anreisen.
Ich will dich treffen, Jamie. Und sehen, ob du wirklich der Mann bist, der mich bereits morgens zum Lächeln bringt. Ich könnte sofort einen Flug für das nächste Wochenende buchen!
Betreff: AW: Ready for Take-off
02. Mai um 00:17
Aber ich möchte nicht, dass du so einen weiten Weg auf dich nimmst, wenn ich keine Zeit für dich habe. Weißt du was? In ein paar Wochen habe ich einen Termin in Düsseldorf. Ich könnte ihn auf einen Freitag verschieben und anschließend nach Hamburg kommen – vielleicht ist es möglich, meine Meetings so zu legen, dass ich das ganze Wochenende bei dir in Deutschland bleiben kann.
Betreff: Deal
02. Mai um 00:22
Das klingt prima. Ich freue mich auf dich, Jamie.
Betreff: AW: Deal
02. Mai um 00:29
Ich freue mich auch auf dich. Aber ich kann noch nichts versprechen. Gedulde dich noch etwas.
***
Tja
. Ich geduldete mich nun bereits seit über drei Wochen und noch immer hatte Jamie keine genauere Aussage über unser anstehendes Treffen gemacht. Sein Geschäftstermin in Düsseldorf, der eigentlich am kommenden Wochenende hätte stattfinden sollen, war geplatzt. Angeblich war er einen Monat nach hinten verlegt worden – was mich einerseits natürlich enttäuschte, weil ich nicht länger darauf warten wollte, Jamie endlich in die Augen zu sehen. Andererseits beruhigte es mich auch.
Denn die Wahrheit war leider, dass ich Angst davor hatte, Jamie zu treffen. Was, wenn er eine andere Vorstellung von mir gehabt hatte?
Was wäre, wenn ihm auf Anhieb bewusst wurde, dass er weitaus hübschere Frauen haben konnte – er, der beliebte Boygroupsänger aus den Neunzigern? Leider wurde dieses Grausen nicht geringer, nur weil Jamie mich vertröstete. Im Gegenteil, noch viel furchteinflößendere Gedanken wanderten durch meinen Kopf. Wusste er vielleicht jetzt schon, dass nach unserem Treffen alles beendet sein würde?
Natürlich. So musste es sein
.
»Marie, hörst du mir überhaupt zu?« Isabelle sah mich prüfend an und zog eine hellblonde Augenbraue hoch.
»Sicher doch«, murmelte ich und wich ihrem Blick aus. Worum ging es noch gleich? Um Gregors Karrieregeilheit vielleicht?
»Denkst du, es ist ungerechtfertigt, dass ich mich so aufrege? Ich meine, was will er denn noch erreichen? Er scheffelt Kohle wie ein Goldesel! Das wird er schon jetzt niemals ausgeben können und dann hat er auch noch das Erbe seines Großvaters im Rücken!«
»Freu dich doch, dass du nie mehr arbeiten gehen brauchst«, antwortete ich zaghaft.
»Tja, vielleicht
will
ich aber wieder arbeiten gehen. Das alles hier« – sie machte eine ausladende Handbewegung, die das gesamte, spießige Wohnzimmer umfassen sollte – »macht mich irgendwann nochmal verrückt. Du kennst mich doch, ich bin keine Frau, die antriebslos Zuhause herumsitzt. Ich habe nicht jahrelang studiert, um nun Strategien zu entwerfen, wie ich Kasimir seinen Brei schmackhaft machen kann, damit er ihn nicht sofort wieder ausspuckt.«
Nanu
. Das waren ja ganz neue Töne.
»Aber Isa, vor ein paar Wochen hat sich das doch noch ganz anders angehört«, sagte ich genervt. Die Stimmungsschwankungen meiner Freundin waren noch lange kein Grund für die Weltuntergangslaune, die sie heute früh am Telefon verbreitet hatte. »Du hast gesagt, es gäbe nichts Schöneres, als das Familienleben zu genießen, ganz ohne Arbeit und mit einem Mann an der Seite, der einem diesen Luxus finanziert.«
»Herrgott, was sollte ich denn auch sagen? Dass mein Baby gerade erst ein paar Monate alt ist und ich schon die Nase voll habe von der Vollzeitrolle als Mutter und Hausfrau?«
»Zum Beispiel. Immerhin hast du mir ja das Gleiche gewünscht.«
»Ja, weil ich dachte, es wäre toll, wenn du und ich das alles gemeinsam erleben könnten. So, wie wir es uns früher immer ausgemalt hatten. Mit dir wäre das alles viel schöner, als mit den versnobten Hungermuttis aus Gregors elitärem Freundeskreis. Mich ödet das alles so an …«
Isabelle seufzte und strich sich eine lange, blonde Strähne aus dem Gesicht. Ihre Haare wirkten stumpf und waren gar kein Vergleich zu dem glänzenden, seidigen Fluss, den sie früher mal
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