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für den Hinweis
, dachte ich missmutig. »Aber warum sollte er mich hinhalten, wenn er mich in Wirklichkeit gar nicht sehen wollen würde?«, fragte ich trotzig.
»Vielleicht, weil er ein perverser Ex-Musiker ist, der Spaß daran hat, junge Frauen mit seiner blöden Masche an sich zu binden? Was weißdenn ich, aber glaub mir, Männer können echte Arschlöcher sein.«
Na, Isa musste es ja wissen. Sie war immerhin mit einem verheiratet.
»Es kann doch aber auch sein, dass er einfach genauso viel Angst vor dem Treffen hat wie ich. Ich meine, was ist wenn wir uns im realen Leben nicht so gut verstehen wie bisher? Oder wenn wir einander nicht gut genug sind?«
»Du meinst wohl eher, wenn
du
ihm nicht gut genug bist«, erriet Isabelle meine Gedanken. »Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber du steigerst dich ganz schön in diesen Jamie hinein. Ist vielleicht auch kein Wunder. Bei solchen Aktionen wie der da« – sie zeigte auf den Papierbogen mit dem Songtext – »kann man ja gar nicht anders, als schwach zu werden. Aber ich bleibe bei meiner Meinung von vor einem Monat: Der Kerl nimmt dich nicht wirklich ernst. Das sieht man ja an eurem Kennenlernvorhaben. Wenn er was für dich übrig hätte, säße er schon längst im Flieger hierher.«
Isa hatte sich so richtig in Rage geredet und klang plötzlich wie meine Mutter. »Und falls
du
es ernst meinen würdest, hättest du das Gleiche getan. Du steigerst dich da in irgendetwas rein, von dem du meinst, dass es spannend und aufregend sei, aber in Wirklichkeit weißt du sehr wohl, dass es albern ist. Und genau deshalb hast du auch Angst vor dem Treffen: Weil dir längst klar ist, dass du enttäuscht werden wirst.«
Wie bitte?
So hatte ich mir Isabelles Reaktion auf Jamies Song und unser anstehendes Treffen nun wirklich nicht vorgestellt. Jamie Baker hatte mir ein Lied gewidmet, und ihr fiel dazu nur ein, dass er sich nicht genug für mich interessierte?
Hallo?!
»Dass Jamie noch nicht hiergewesen ist, hat allein damit zu tun, dass er viele geschäftliche Meetings in London hat. So ist das nämlich, wenn man arbeitet«, antwortete ich schnippisch. »Und nur zu deiner Information, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Wer hat sich denn nahezu völlig blind auf einen dahergelaufenen Angeber eingelassen und sitzt nun alleine mit einem Baby da, während der feine Herr sich sonst wo herumtreibt? Es muss echt schön sein, so eine
perfekte
Ehe zu führen, in der man sich viel Zeit füreinander nimmt! Damit kann ich mich gar nicht identifizieren, weil Jamie mir doch lediglich zehn Nachrichten am Tag schreibt und mich hin und wieder anruft, nur weil er meine Stimme hören will. Du hast recht, bestimmt bin ich ihm völlig egal. Sonst würde er seine Termine kippen, seinen Job hinschmeißen und sich bei mir einnisten. Aber es kann eben nicht jeder so kopflos sein und sich ins gemachteNest setzen, nur um dann jedes Fünkchen Glück seiner Freunde mieszureden, weil man selbst gemerkt hat, dass man einen Fehler gemacht hat!«
Ich sah meine Freundin an, deren Gesichtsausdruck von schockiert zu stinksauer gewechselt hatte.
»Ich erkenne dich echt nicht mehr wieder. Wo ist denn die Isa von früher geblieben, die sich für andere freuen konnte? Die mit mir einen Sekt geköpft und mich ausgefragt hätte, wie
Jamie Baker
so ist? Du interessierst dich kein Stück mehr für deine Freunde, willst aber, dass man dich bedauert.«
»Du hast ja keine Ahnung, wie scheiße es mir geht«, rief Isa und bewirkte damit, dass Kasimir in seinem Bettchen neben der Couch hochschreckte und prompt zu weinen anfing.
»Ach ja? Mensch, du bist erwachsen – wenn dir deine eigene Entscheidung jetzt nicht mehr passt, dann zieh die Konsequenzen. Verlass Gregor und werde wieder zu der liebenswerten, lebenslustigen Frau, die du mal warst!«
»Das kann ich nicht«, antwortete sie unglücklich. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch ich war zu wütend, um Mitleid mit ihr zu empfinden. Schließlich hatte Isa sich ihre Situation selbst ausgesucht. »Ich kann Gregor nicht verlassen! Wohin soll ich denn dann? Ich habe keinen Job, kein Erspartes … und außerdem, selbst wenn ich es wollte, ginge es nicht – nicht jetzt! Es geht einfach nicht!«
»Dann musst du wohl damit leben«, sagte ich trocken und streichelte Kasimirs Wange, die vom Schreien erdbeerrot angelaufen war.
»Das sagst du so. Du, in deiner kleinen Traumwelt, in der du denkst, mit Jamie Baker Kontakt zu haben! Wer weiß,
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