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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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welchen irren Engländer du da aufgetrieben hast. Ehrlich Marie, du bist größenwahnsinnig. Als ob so einer wie Jamie sich auch nur eine Minute mit dir abgeben würde! Wer war es denn, dem die Männer hinterhergelaufen sind? Wie viele Kerle hast du nur kennengelernt, weil ich sie an dich weitergereicht habe?! Und überhaupt hast du deine Jugend nur genießen können, weil ich dich unter meine Fittiche genommen und dir gezeigt habe, dass
leben
etwas anderes bedeutet, als in Sachbüchern zu lesen, bis man vor Langeweile einschläft. Ohne mich wärst du eine richtig öde, bemitleidenswerte Person geworden, die in ihren Birkenstocks über den Pausenhof schleicht und knutschende Schüler pikiert voneinander losreißt. Und zum Dank stellst du dich jetzt gegen mich, ja? Ganz ehrlich, Marie, bete lieber, dass der Typ
nicht
Jamie Baker ist! Du würdest dich nur blamieren.«
    Isas Blick bohrte sich boshaft in meine Augen. Sie war aufgestandenund hatte sich neben Kasimirs Bettchen aufgebaut. »Ich habe wenigstens meinen Sohn – aber du wirst sicher niemals ein Kind bekommen. Ich wüsste jedenfalls keinen Dummen, der sich erbarmen und dir eins andrehen würde!«
    »Danke für deine Ehrlichkeit. Jetzt weiß ich ja, was du wirklich über mich denkst«, sagte ich kühl und griff nach meiner Tasche. »Dann wünsche ich dir weiterhin eine
tolle
Zeit mit deinem Ehemann, der natürlich nur um eurer Zukunft Willen so viel
arbeitet
. Wie naiv bist du eigentlich geworden, Isa?«
    »Geh jetzt. Die Tür findest du sicher alleine!«
    »Aber natürlich«, erwiderte ich wütend und sah Isa ein letztes Mal an.
    In diesem Augenblick sah es nicht gerade so aus, als wäre unsere Freundschaft noch zu kitten.

Bereits als ich die Auffahrt von Isabelles Vorortvilla zur Straße hinunter gelaufen war, waren mir die ersten Tränen über die Wangen gerollt. Ich hatte mich noch nie so sehr mit meiner Freundin gestritten und vor allem hatten wir uns niemals zuvor so harte Worte an den Kopf geworfen.
    Wie in Trance war ich zur nächsten Bushaltestelle gerannt, vor der genau im richtigen Moment ein Bus in Richtung Innenstadt einschwenkte. Auf der fünfzigminütigen Fahrt zurück nach Barmbek hatte ich die ganze Zeit darüber nachgedacht, was aus Isa und mir geworden war. Wieso verstanden wir einander nicht mehr? In einem hatte Isa jedenfalls recht: Sie war es gewesen, die mir den greifbaren Spaß im Leben gezeigt hatte. Die mich auf viele Abenteuer mitgenommen hatte, die ich ohne sie niemals hätte erleben dürfen. Ich wäre vielleicht tatsächlich eine stinklangweilige Kuh geworden, die wie ihre Mutter auf einer übertriebenen Öko-Schiene fuhr oder die in die Fußstapfen ihres Vaters als griesgrämige, viel zu strenge Gymnasiallehrkraft getreten wäre.
    Und jetzt hasste Isa mich. Und ich hasste sie, weil sie es nicht ertragen konnte, wenn mir mal etwas Gutes passierte. Am liebsten wäre es ihr sicher gewesen, wenn irgendein Kerl mich schwängern würde, der mich genauso klein machte wie Gregor sie. Dann konnten wir uns gegenseitig die Ohren volljammern.
    Auch heute, einen Tag später, wurden meine Augen beim Gedanken an Isa schon wieder nass vor Wut. Wie hatte sie nur so ekelhaft zu mir sein können? Sie musste doch gespürt haben, wie sehr ich Jamie mochte. Dass sie ausgerechnet ihn da reingezogen hatte, versetzte mir den tiefsten Stich. Sie hatte meine Unsicherheit erkannt und sie mir wie ein Schwert direkt ins Herz gerammt und dann hatte sie es gleich noch ein paar Mal fest herumgedreht, damit die Wunde auch ja schön tief und blutig wurde.
Dieses Miststück!
    Schnell wischte ich mir mit dem Handrücken über die Augen, ehe irgendjemand meine Tränen entdecken konnte.
Zu spät
.
    »Na, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
    Franziska. Sie stand mal wieder so plötzlich hinter mir, als hätte sie sich aus dem Nichts materialisiert. Warum schlich sie sich nur immer so an?
    »Gar keine«, antwortete ich abweisend.
    »Ärger im Paradies, was? Ist es wegen des Typen, für den du mittags immer vorm Rechner sitzen bleibst?«
    Dafür, dass Franziska mich in den vergangenen Wochen weitestgehend ignoriert hatte, hatte sie mich aber verdammt aufmerksam beobachtet.
    »Woher glaubst du denn zu wissen, was ich in meiner Pause am PC mache?«, fragte ich stirnrunzelnd.
    »Geraten«, antwortete sie und verschwand mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht hinter der Zimmerwand.
    »Was für ein Irrenhaus hier«, murmelte ich leise und stützte meinen Kopf

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