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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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in die Hände. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich Katja, die mir einen beinahe warnenden Blick zuwarf.
    »Irre sind unberechenbar«, sagte sie mit völlig neutraler Stimme, als sie das Zimmer verließ, um ihre Kaffeetasse aufzufüllen.
    Musste ich das verstehen?
Meine Güte
, ich hatte doch wirklich andere Sorgen, als diesen Bürokleinkrieg! Immerhin hatte ich mich mit meiner besten Freundin zerstritten und auch mein bester Freund war sauer auf mich. Thomas fand es nämlich unfair, dass ich Matze stoisch ignorierte und seiner Bitte nicht nachkam, wenigstens ein einziges Mal mit seinem Kollegen essen zu gehen. Und natürlich dachte Thomas immer noch, Jamie würde mir nur etwas vormachen – ähnlich wie Isa also.
    Umso erleichterter war ich darüber, dass ich die These der beiden widerlegen konnte. Nachdem mich nämlich gestern Mittag im Bus eine mittelschwere Verzweiflung überkommen hatte, hatte Jamie angerufen. Fast so, als hätte er gespürt, dass ich ihn brauchte. Er hatte mich weinen lassen und mir mit britischem Akzent beruhigend zugeredet. Und dann, am Ende des Gesprächs: »Ich vermisse dich. Und das, obwohl ich dich noch nie gesehen habe.« Seine Worte hallten noch immer in meinen Ohren nach. Ich vermisste ihn auch.
    Und plötzlich hatte ich eine Idee. Jamies heutiges Meeting in Düsseldorf war abgesagt worden, er war also in London …
    Ohne darüber nachzudenken, öffnete ich ein neues Fenster des Internet Explorers und tippte die Adresse eines Flugsuche-Portals ein. Wenn Jamie nicht zu mir kommen würde, würde ich eben zu ihm kommen. Jetzt oder nie.
Hop oder top
.
    ***
    Sternenstaub82 (05:22) : Hey Tiger, du bist nicht online (was mich um diese Uhrzeit nicht wirklich überrascht) und ich schätze, du wirst auch noch eine Weile schlafen, weil du doch gestern wieder eine deiner seltsamen Schlachten auf Astara oder so ausgetragen hast. Jedenfalls wollte ich dir Bescheid geben, dass ich am Wochenende nicht zu Hause bin. Ich melde mich bei dir, wenn ich am Sonntagabend wieder in Lübeck lande – ja, du liest richtig, ich fliege weg. Nach London. Bitte sieh ab und zu nach Fox; du kannst ihn auch gerne mit hochnehmen. Sein Futter steht im Kühlschrank.
    Ich muss jetzt los, mein Flug wird gerade aufgerufen.
    Tausend Küsse!
    Die Lautsprecherdurchsage mahnte die vor sich hin dösenden Passagiere zum Aufbruch und ich steckte schnell mein Handy in die Reisetasche, die ich als Handgepäck mitführen wollte. So ganz wach war ich noch nicht, doch die Aufregung über den baldigen Start des Flugzeugs hielt meine trägen Glieder aufrecht und schüttelte die Kälte ab, die sich dank der Müdigkeit in mir breit gemacht hatte.
    Bereits um halb drei Uhr in der Nacht – und zwar Punkt halb drei, keine gesegnete Minute später – hatte mein Wecker an diesem Samstagmorgen geklingelt. Leider hatte ich am gestrigen Abend mal wieder eine endlose Facebook-Unterhaltung mit Jamie geführt, ehe ich mich um halb zwölf von ihm hatte loseisen können. Jamie schien etwas enttäuscht darüber gewesen zu sein, dass ich ausgerechnet an einem Freitagabend so
früh
ins Bett ging, denn nur wenige Minuten später hatte ich eine SMS erhalten. Are you angry about our canceled date? Wir holen es bald nach, versprochen! Thinking of you, J. xxx
    Er konnte ja nicht wissen,
wie
bald das sein würde.
    Da ich mir heute früh mit einer ganzen Kanne Kaffee jegliches Blut aus den Venen gespült hatte, hatte ich mich knapp eine Stunde früher als nötig mit U-Bahn und Zug auf den Weg von Barmbek zum Flughafen Lübeck gemacht. Auf gar keinen Fall hatte ich den Flug verpassen wollen, nachdem ich gestern so spontan tatsächlich noch eine erschwingliche Verbindung nach London bekommen hatte. Seitdem war ich in eine Art Starre verfallen, so wie sie Kaninchen ereilt, wenn sie sich in großer Gefahr befinden. Doch in meinem Fall war es weniger eine körperliche Reglosigkeit, sondern vielmehr ein innerer Kokon, der mein Herz eng umschloss und nahezu anzuhalten schien.
    Ich konnte kaum fassen, dass ich meinem Impuls, Jamie treffen zu müssen, so überstürzt gefolgt war.
    Nachdem ich den Flug gebucht hatte, war alles ganz schnell gegangen. Jamies Adresse hatte ich ohne große Probleme herausfinden können, denn immerhin wusste ich, in welchem Stadtviertel er lebte und dass er ab und an Songs schrieb und veröffentlichte. Durch meinen Job bei Eulenbach & Partner war es mir ein Leichtes gewesen, bei einem flüchtig bekannten GEMA-Sachbearbeiter anzufragen, ob er mir

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