Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
Vom Netzwerk:
Weise ansah wie früher seinen Onkel. Er bewunderte die selbstsichere entspannte Art, mit der sich Alexej bewegte, und er bewunderte seine freundliche Art. Es schien, als müsse der Kosak nicht angeben oder anderen imponieren, weil er sehr wohl wusste, wie gefährlich er war.
    Sergej kam es vor, als erwache er aus einem langen tiefen Schlaf. Plötzlich wollte er wieder etwas lernen, er wollte wie Alexej werden. Plötzlich erschien es ihm männlich und zugleich romantisch, ein Krieger wie sein Vater zu sein: ein Kosak.
    Sergej hatte gehört, wie die älteren Kadetten über Frauen sprachen und Witze darüber gemacht hatten, was Männer und Frauen taten, wenn sie miteinander allein waren. Dieses Thema, das ihn bisher überhaupt nicht interessiert hatte, begann ihn nun zu faszinieren. Alle waren sich darin einig, dass man, wollte man eine Frau gewinnen, in der Lage sein müsse, sie vor anderen »niedrigeren« Mitgliedern des eigenen Geschlechts zu beschützen. Man musste Banditen bekämpfen und die Schwachen beschützen. Kurz gesagt: Sergej musste - und wollte - wie Alexej werden. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als so zu sein wie der stämmige Kosak mit dem lockigen braunen Haar und dem gepflegten Bart, dessen Gesicht strahlte, wenn er lächelte.
    Der einzige körperliche Makel des Kosaken - eine Narbe am Hals, die von einem Säbelhieb herrührte - verstärkte die Aura des Heldenhaften nur noch. Alexej erzählte den Jungen, dass diese Narbe ihm eine ständige Mahnung sei, zu üben, zu üben und nochmals zu üben. Er hatte dies seit dem Vorfall getan und war nie wieder verwundet worden.
    Im Gegensatz zu den anderen Instruktoren behandelte Alexej Sergej und die anderen Kadetten mit Höflichkeit und Respekt. Er ging davon aus, dass ihn selbst die schlechtesten Schüler eines Tages übertreffen könnten. So erweckte er in den Jungen die Hoffnung, dass alles möglich war. »Wenn wir draußen im Wald sind, dürft ihr mich mit dem Vornamen anreden, so als ob wir Gleichgestellte und Freunde wären. Aber ihr müsst euch anstrengen, um euch diese Freundschaft zu verdienen«, sagte er den Jungen eines Tages. Danach hätte Sergej alles für ihn getan.
    Er erfuhr, dass Alexej in einem Dorf der Don Kosaken aufgewachsen war. Als sein Vater während einer Schlacht getötet wurde, verdoppelte Alexej seine Anstrengungen, ein guter Kämpfer zu werden. Er wurde von der Allgegenwart des Todes angetrieben, aber auch von dem Wunsch, seinen Vater stolz zu machen. Später wurde er Mitglied der Leibgarde des Zaren.
    »Ihr werdet eines Tages Russlands beste Soldaten sein«, sagte er ihnen einmal, »und die Welt wird eure Namen kennen lernen.« Die Kadetten glaubten ihm jedes Wort.
    »Wahre Krieger«, fuhr Alexej fort, »töten nur, wenn es absolut unvermeidlich ist, und schützen das Leben, wann immer es möglich ist. Um anderen helfen zu können, müsst ihr überleben. Was nützt es, einen Gegner im Kampf zu besiegen, nur um dann dem Hunger und der Kälte zum Opfer zu fallen? Napoleon und seine Männer wurden nicht nur von den russischen Soldaten besiegt, sondern auch vom russischen Winter. Es ist daher mein Ziel, euch nicht nur zu zeigen, wie man tötet, sondern auch, wie man unter den widrigsten Umständen überlebt. Aber zu wissen, wie man etwas tut, und es tatsächlich zu tun, ist nicht dasselbe. Das werdet ihr schon bald am eigenen Leib erfahren.«
    In den kommenden Monaten lernte Sergej, wie man Feuer macht, sich einen Unterstand baut und sich vor den Elementen schützt, wie man essbare Pflanzen und Insekten findet, wie man seine Vorräte versteckt und wie man seine Abfälle vergräbt, um keine Spuren zu hinterlassen. Er lernte, wie man Wasser findet, wie man sich versteckt, sich unsichtbar und unhörbar bewegt, Tiere fängt, um Nahrung und Kleidung zu gewinnen, und wie man in Harmonie mit der Natur lebt.
     
    Seit er vor Jahren mit seinem Großvater durch den Wald gewandert war, war in Sergej die Liebe zur Natur erwacht - und nun auch das Fernweh, sodass er immer öfter merkte, wie er sehnsüchtig die fernen Berge betrachtete. Er nahm den Unterricht, das Ringen, Schwimmen, Fechten und Schießen ernst, aber das Überlebenstraining wurde ihm zur Leidenschaft.
    Die Kadetten errichteten Unterstände aus Kiefernzweigen und erlernten das Jagen, Fallenstellen und Fischen. Alexej zeigte ihnen, wie man essbare Pflanzen findet - er nannte sie natürliche Medizin -, woran man giftige Pflanzen erkennt und wie man andere Gefahren wie die

Weitere Kostenlose Bücher