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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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Begegnung mit Bären, Schlangen und Insekten vermeidet. Die Jungen lernten, wie man sich verschiedenen Gegenden und Wetterlagen anpasst. »Wir streben nicht nach möglichst widrigen Umständen oder Schwierigkeiten, wir genießen es nicht, auf der nackten Erde zu schlafen und zu leiden. Wir lernen nur, unsere Fähigkeiten und unseren Instinkt so weit zu entwickeln, dass wir die rauen Seiten der Natur etwas angenehmer für uns machen können.«
    Alexej der Kosak verschwendete weder Zeit noch Bewegungen oder Worte. »Jede Handlung und jede Aussage muss einen Zweck haben«, prägte er den Jungen ein. Durch seine Worte lernten sie viel, aber es waren seine Taten, die sie inspirierten. Alexej erweckte in Sergej den Stolz auf das Kosakenerbe seines Vaters.
    Eines Morgens beim Appell schritt Alexej vor den angetretenen Kadetten auf und ab und sagte: »Wir Kosaken sind ein friedliebendes, gläubiges Volk, aber wenn man uns herausfordert, sind wir furchtbare Gegner. Wenn aus der Heiligen Schrift gelesen wird, ziehen wir unsere Säbel halb aus der Scheide, um zu zeigen, dass wir bereit sind, die Kirche und unser Land zu verteidigen. Es gibt viele Legenden über die beinahe mystischen Fähigkeiten der Kosaken im Reiten und Kämpfen. Unsere Leute können die Laute aller möglichen Tiere nachahmen, wir können wie Wölfe heulen, wie Eulen oder Falken kreischen, um uns untereinander zu verständigen. Aber all das hat nichts mit Magie, sondern nur mit hartem Training zu tun.«
    Die Jüngeren baten ihn, dies doch einmal vorzuführen, was er so perfekt tat, dass nach einer Weile alle heulten und Tierstimmen nachahmten. »Hört um Gottes willen auf!«, rief Alexej lachend. »Ihr hört euch ja an, wie ein Bauernhof während der Paarungszeit!« Das löste bei den Jungen natürlich erwartungsgemäß hysterische Lachanfälle aus, die kein anderer Instruktor hätte durchgehen lassen. Eben deshalb liebten sie ihn so. Als Alexej die Hand hob, hörte das Lachen abrupt auf, weil alle - die Jüngsten eingeschlossen - begierig waren, mehr zu hören.
    »Wir Kosaken beugen unser Knie einzig vor dem Zaren. Wenn er uns ruft, kämpfen wir gegen seine Feinde, aber sonst folgen wir unseren eigenen Gesetzen. Wir töten alle Eindringlinge, wir sind wie die große Mauer Chinas, nur sind wir eine lebendige Mauer, die sich schneller bewegt als jeder Feind. Wir beschützen seit jeher die Grenzen von Mütterchen Russland. Aber wir haben niemals zugelassen, dass die Soldaten die entflohenen Leibeigenen fangen, die in unseren Dörfern Schutz gesucht haben.«
    »Und was, wenn die Soldaten euch zwingen wollten, sie herauszugeben?«, fragte einer der jüngeren Kadetten.
    Alexej lächelte. »Normale Soldaten können die Kosaken zu nichts zwingen. Wir haben Kampfmethoden für alle Situationen und für jedes Wetter entwickelt. Wir haben auf zugefrorenen Flüssen, in verschneiten Wäldern und auf sonnenverbrannten Ebenen gegen alle Arten von Invasoren mit den unterschiedlichsten Kampfmethoden und Waffen gekämpft. Ich werde den Besten unter euch einige dieser Kampftechniken beibringen - wenn ihr euch dessen würdig erweist.«
    Sergej musste lächeln, als er sah, wie einige der Jüngeren sich bei diesen Worten aufrichteten, um größer und disziplinierter als andere Jungen ihres Alters zu erscheinen.
    Anschließend führte sie Alexej wieder einmal in den Wald. Da einige der Jüngeren das Ganze offensichtlich als Spiel betrachteten und einander mit Beeren bewarfen, statt ihm ihre Aufmerksamkeit zu schenken, tat Alexej zunächst so, als würde er dies nicht bemerken, bis er plötzlich abrupt innehielt und in scharfem Ton sagte: »Nur die, die zuhören können, werden überleben!« Die Kadetten erstarrten, als er unbarmherzig hinzufügte: »Wenn sich jemand von euch verläuft oder verletzt, oder - was vorkommen kann - während des Überlebenstrainings stirbt, hat er sein Versagen nur sich selbst zuzuschreiben. Aber dann habe auch ich versagt. Und das darf niemals geschehen!« Danach gab es keine Unaufmerksamkeit mehr.
    Alexejs Stärke beeindruckte sogar Dimitri Sakoljew - wenn auch widerwillig. Aus nur ihm selbst bekannten Gründen und trotz all seiner charakterlichen Schwächen trainierte Sakoljew mehr und härter als die meisten anderen. Wenn der Kosak ihm gelegentlich ein anerkennendes Nicken schenkte, bemühte sich der eifersüchtige Sergej noch mehr, Alexejs Respekt zu gewinnen.
    Die Monate gingen ins Land und für Sergej begann eine Zeit, in der er die meisten seiner

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