Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
Vom Netzwerk:
nächsten lag ein Eichhörnchen, das er so schnell und schmerzlos wie möglich mit einem Stein erschlug. In der letzten Falle hing ein großes Kaninchen. Das bedeutete Nahrung für mehrere Tage und neue Schuhe.
    Die Wunde, die ihm das Wiesel beigebracht hatte, fing an zu klopfen. Sergej begann, seine Arme wie wild zu schwingen, um das Blut zum Fließen zu bringen und so die Wunde zu säubern. Dann wusch er die Stelle und schrubbte sie mit Sand aus dem Bach. Zum Schluss pinkelte er darauf, weil Alexej ihnen gesagt hatte, dass der frische Urin sie vor Infektionen bewahren würde.
    Nachdem Sergej die gefangenen Tiere mit ein paar Ranken zusammengebunden hatte, stellte er die letzte Falle wieder auf und macht sich auf den Rückweg ins Lager. Er ging nicht davon aus, dass er vor dem nächsten Morgen noch mehr fangen würde, aber vorsichtshalber wollte er am Nachmittag noch einmal nach den Fallen sehen.
    Die Jagd hatte seine primitiven Instinkte erweckt und seine Sinne geschärft. Er hörte, wie die Regentropfen von den Blättern tropften und wie in der Ferne Vögel zwitscherten. Seine Augen nahmen die verschiedenen Schattierungen des Waldes begierig auf. Als er ins Lager zurückkehrte, traf er auf einen mürrischen Sakoljew, der dabei war, seinen eigenen Fang abzuhäuten: ein Eichhörnchen. Das bedeutete eine magere Mahlzeit und einen Schuh.
    Sergej wusste, dass es ihm übel ergehen würde, wenn Sakoljew seinen Fang sah, aber er konnte ihn nicht verstecken. Also zwang er sich, ruhig auf Sakoljew zuzugehen, das Eichhörnchen, das Wiesel und das Kaninchen neben dessen Eichhörnchen auf den Boden zu legen und diplomatisch zu sagen: »Die hier sind aus unseren anderen Fallen.«
    Sakoljew starrte die Tiere an. Dann sagte er nur: »Der heilige Sergej hat mal wieder zugeschlagen.« Und damit wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Häuten seiner eigenen Beute zu. Sergej machte sich daran, die Tiere so gut wie möglich auszunehmen. Es war eine blutige und schmutzige Arbeit, die durch seine Unerfahrenheit noch schwieriger wurde. Während des Trainings hatte er nur einmal geholfen, ein Kaninchen und einen Hirsch auszunehmen.
    Am frühen Nachmittag hatten sie das Fleisch in Streifen geschnitten und zwischen zwei Bäumen aufgehängt. Auf Gestellen aus jungen Schösslingen hatten sie die Häute gespannt. Das Wieselfell war nicht groß genug, um Sergejs Schultern zu bedecken, aber es war immerhin ein Anfang. Als er Sakoljew das Eichhörnchen gab, das er gefangen hatte, und dazu sagte: »Für deinen anderen Schuh«, nahm dieser es ohne jeden Kommentar an.
    Über dem Feuer brieten sie das in Streifen geschnittene Kaninchen. Es war ihre erste Mahlzeit hier draußen. Nach dem Essen sammelte Sergej weitere Zweige und biegsame Äste, um seinen provisorischen Unterstand zu verstärken.
    Als sie an diesem Abend schweigend vor ihren beiden Feuern saßen, sah Sergej die Sterne auftauchen und wie Eiskristalle vor dem tiefen Blau des Himmels glitzern. Weißer Rauch und Funken stiegen in die Höhe und verschwanden in der Nacht. Nachdem er Sakoljew, der tief in Gedanken versunken in die Glut starrte, einen letzten Blick zugeworfen hatte, kroch Sergej in sein Bett aus Kiefernzweigen. Kurz bevor er einschlief, ging ihm noch die Frage durch den Kopf: Warum hat Sakoljew bloß mich ausgesucht?
     
    Am nächsten Morgen fand Sergej wieder ein Eichhörnchen in einer Falle und in der, mit der er schon das Wiesel gefangen hatte, lag ein Waschbär. Statt zu versuchen, das zischende und knurrende Tier zu packen, machte er sich aus einem dicken Ast eine Keule und schlug den Waschbären besinnungslos, bevor er ihm das Leben nahm. Bevor er ins Lager zurückkehrte, überprüfte er noch die Fischreusen und fand zwei Fische darin.
    Sakoljew hatte wieder nur ein Eichhörnchen und ein krank wirkendes Stinktier gefangen, das zwar wegen des Felles brauchbar war, aber nicht wegen des Fleisches. Als Sakoljew Sergejs Beute sah, starrte er ihn nur an, sagte aber nichts.
    Behutsam legte Sergej die beiden Fische, das Eichhörnchen und den Waschbären auf einen flachen Felsen. »Ich hatte einfach Glück«, sagte er, »heute können wir uns den Bauch voll schlagen.« Dann hielt er lieber den Mund und fragte sich, was Sakoljew wohl durch den Kopf ging.
    Nach dem Essen machte sich Sergej satt und zufrieden daran, die Umgebung zu erforschen. Er wollte vor allem weg von dem mürrischen Sakoljew. Er verbrachte zwei Stunden damit, die nähere Umgebung des Lagers zu erkunden, den

Weitere Kostenlose Bücher