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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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heldenhaft wehrte, würde er vielleicht einige von ihnen erledigen können, bevor …
    Aber wenn er kämpfte, würde Sakoljew sie beide umbringen. Wenn er sich demütigen ließe und um ihr Leben bettelte, würden sie ihn vielleicht voller Verachtung anspucken, aber sie würden sie beide am Leben lassen. Dann dachte er weiter. Es war wahrscheinlicher, dass sie ihn festhalten würden, während sie Anja … Er verbat sich, diesen Gedanken weiter zuzulassen.
    Verzweifelt suchte Sergej nach den richtigen Worten, die wenigstens das Leben seiner Frau und seines Kindes retten würden, aber ihm fielen keine ein. Inzwischen versuchte Anja aufzustehen. Schnell ergriff Sergej ihre Hand und zog sie hoch. Sie stellte sich neben ihn. Ihre Hand war eiskalt und zitterte. In diesem Augenblick verspürte er in sich eine Wut, die sein Blut zum Kochen brachte. Halte deine Wut im Zaum , sagte er sich selbst. Gleich wirst du sie brauchen, aber jetzt noch nicht. Jetzt noch nicht .
    »Ich habe gefragt, ob du mich deiner Frau nicht vorstellen willst«, wiederholte ein offensichtlich genervter Sakoljew.
    Sergej ignorierte seine Aufforderung. »Dimitri, erinnerst du dich an die Zeit, als wir zusammen das Überlebenstraining gemacht haben? Wie wir einander geholfen haben?«
    »O ja, ich erinnere mich an alles«, fuhr ihm Sakoljew dazwischen.
    Sergej wusste, dass Sakoljew lange auf diesen Tag gewartet hatte, dass er im Geiste alle Worte schon tausendmal gesprochen hatte und dass er jede Reaktion Sergej vorhersehen würde. Was Sakoljew allerdings nicht hatte vorhersehen können, war Anja.
    »Ich appelliere an deine Ehre als Kosak«, sagte Sergej. »Lass meine Frau nach Hause gehen. Ich gebe dir mein Wort …«
    Sakoljew - offenbar gelangweilt - hob seine Hand, um Sergej zum Schweigen zu bringen. Dann fragte er höflich, so als ob es ihn nur ganz am Rande interessierte: »Hast du eigentlich noch dieses alte Medaillon?«
    »Ich habe es verschenkt«, antwortete Sergej.
    Anja fuhr automatisch mit der Hand an ihren Hals.
    »Wie ich sehe, hast du das tatsächlich getan«, sagte Sakoljew grinsend. Dann bellte er im Befehlston: »Korolew!« und nickte in Anjas Richtung. Der riesige Mann mit dem schwarzen Zopf stieg vom Pferd und ging langsam auf Anja zu. Allein sein Gestank machte Sergej schon krank. Es war nicht nur der Geruch von Schweiß, der von Korolew ausging, es war der Geruch des Wahnsinns.
    »Zurück!«, schrie Sergej und stellte sich zwischen seine Frau und den muskelbepackten Riesen. »Ruf sofort deinen Hund zurück, Sakoljew!«
    Korolew blieb stehen und sah Sakoljew fragend an. Der Ataman nickte sechs seiner Männer zu, die daraufhin sofort abstiegen und Sergej umringten. Anja befand sich außerhalb des Kreises, den sie um ihn gebildet hatten.
    »Was soll das?«, fragte Sergej.
    »Ich brauche einen Mann, der dich durchsucht«, erwiderte Sakoljew.
    »Und die anderen fünf?«
    »Um dich davon abzuhalten, eine Dummheit zu begehen.« Sergej beschloss, nichts Unüberlegtes zu tun. Immerhin war bisher noch niemand verletzt worden. Eigentlich waren sie bisher noch nicht einmal ernsthaft bedroht worden. Sie hatten noch eine Chance. Aber trotzdem verlagerte er unmerklich sein Gewicht auf sein Standbein. Die Situation konnte jeden Moment explodieren.
    Und sie explodierte, als sich plötzlich sechs Männer zugleich auf Sergej stürzten, während Korolew Anjas Hand ergriff und sie von Sergej wegzerrte. In den nächsten fünf Sekunden gelang es Sergej, zwei der Angreifer außer Gefecht zu setzen: einen mit einem Schlag gegen die Luftröhre, den anderen mit einem Tritt gegen das Knie. Die beiden Männer fielen zu Boden, der eine, weil er keine Luft mehr bekam, der andere, weil er nicht mehr stehen konnte. Aber die anderen vier packten ihn an Armen und Beinen und am Genick. Weitere Männer stiegen von ihren Pferden und machten sich über ihn her. Sie schlugen ihn und drückten seinen Kopf in das Gras. Sergej konnte sich nicht mehr rühren.
    Sofort entspannte er sich, so als ob er aufgegeben hätte. Er würde noch ein paar Sekunden warten und dann, wenn sie nicht mehr damit rechneten, würde er … Aber es waren zu viele. Es gelang ihm nur noch, seinen Kopf zu heben und Blut und Erde auszuspucken, während er hilflos zusehen musste, was als Nächstes geschah.
     
    Wieder nickte Sakoljew, woraufhin Korolew Anjas Hand losließ und ihr mit derselben Bewegung blitzschnell das Medaillon vom Hals riss. Dann übergab er es Sakoljew. Anja keuchte und rieb sich ihren

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