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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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Aber sie waren Männer, denen das Wort »Menschlichkeit« fremd war. Trunken vor Macht und scheinbar unbesiegbar, erhoben sie sich sowohl über das Gesetz als auch über jede Form von Menschlichkeit und verbreiteten Angst und Schrecken im ganzen Land.
    Und so kam es, dass Gregor Stakkos an einem Sonntagnachmittag mit seinen Männern auf eine friedliche Wiese nördlich von Sankt Petersburg geritten kam.

21
    S ergej und Anja hatten gerade gegessen und Anja hatte ihren Kopf in Sergejs Schoß gelegt. Satt und zufrieden hörten sie dem Vogelgezwitscher zu und spürten den Sommerwind auf ihrer Haut.
    Sergej wollte sich gerade ebenfalls hinlegen, als er in der Ferne eine Staubwolke sah. Er schreckte hoch und sah, dass Reiter auf sie zukamen - wahrscheinlich Soldaten auf Patrouille.
    Hätte er dem Gefühl in seinem Bauch mehr Beachtung geschenkt und hätten sie in diesem Moment die Flucht ergriffen, dann wären sie vielleicht entkommen. Vielleicht hätte er Anja auf den Wagen heben und den alten Gaul zum Galopp antreiben können. Aber das alles hätte von Feigheit gezeugt und wäre sicherlich übertrieben gewesen, denn schließlich handelte es sich nur um ein paar Männer, die auf sie zugeritten kamen.
    Die schnell auf sie zugeritten kamen! Und nun war es zu spät. Sergej meinte, zwei der Männer wiederzuerkennen, die ihn im September letzten Jahres befragt hatten. Seine Unruhe nahm zu, als er unter den vierzehn Reitern einen riesigen, einarmigen Mann erblickte, der wie ein mongolischer Krieger aussah.
    Die Reiter umkreisten sie und ihr Anführer zügelte sein Pferd direkt vor Sergej, der aufgesprungen war. Der Mann hatte ein flammendes Muttermal am Nacken und obwohl er nun älter war, hätte ihn Sergej jederzeit und überall wieder erkannt. Vor ihm auf dem Pferd saß ein Mann, dessen kaltes Lächeln unauslöschlich ins Sergejs Erinnerung eingebrannt war: Dimitri Sakoljew.
    Sergej stand wie erstarrt da. In ihm tobten widerstreitende Gefühle: einerseits Erleichterung darüber, dass er Sakoljew doch nicht getötet hatte, andererseits Bedauern darüber, dass er es nicht getan hatte. Und alles war überlagert vom schrecklichen Gefühl einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe.
    Er drehte sich schnell zu Anja um, die noch keine Angst zeigte, sondern Sergej nur verwirrt ansah. »Alles in Ordnung«, sagte er, »ich kenne diesen Mann. Wir sind Schulkameraden.« Aber sein Mund war wie ausgetrocknet und seine Stimme klang mit einem Mal kläglich und dünn. Wieder sah er Sakoljew an.
    Dieser schenkte ihm sein wölfisches Lächeln. »Wie gut, dass wir uns endlich wieder sehen, Sergej. Ich glaube, du kennst einige meiner Männer bereits.« Dabei wies er auf die vier, die Sergej im Jahr zuvor befragt hatten.
    »Als mir meine Kundschafter berichteten, dass sie einen Mann namens Sergej Woronin getroffen hatten, auf den meine Beschreibung zutraf, war ich zunächst sehr wütend, dass sie ihn nicht für ein freudiges Wiedersehen in mein Lager gebracht hatten. Ich wollte sie bestrafen, aber sie versicherten mir, dass sie dich wiederfinden würden. Und das haben sie tatsächlich. Ist es nicht unglaublich, dass wir uns nach all den Jahren nun auf diese Weise wiedersehen?«
    Sakoljew wartete nicht auf Sergejs Antwort, sondern fuhr fort: »Ich habe lange nach dir gesucht, aber niemand hatte je etwas von dem heiligen Sergej gehört. Dabei haben wir uns doch unter so unglücklichen Umständen getrennt. Ich wollte die Sache zwischen uns unbedingt ins Reine bringen. Und nun sind wir endlich wieder vereint. Und du hast eine so schöne Frau dabei. Und eine so schwangere!«, fügte er sarkastisch grinsend hinzu.
    Sakoljews Stimme war so sanft, sein Benehmen so höflich, dass Sergej für einen kurzen Augenblick tatsächlich dachte, der Mann habe sich geändert. Er hoffte dies aber nur solange, bis einige der Männer lachten. Das und das Zucken seiner Armmuskeln brachten Sergej wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Er wusste, dass Sakoljew nur mit ihm spielte. Er würde ihn erst demütigen, dann würde er sie beide umbringen.
    Sakoljew spielte sein perfides Spiel munter weiter. »Na was ist, Sergej, wo bleiben denn deine Manieren? Willst du uns nicht vorstellen?«
    Sergejs Gedanken überschlugen sich, während er krampfhaft nach einem Ausweg suchte. Sakoljew war gefährlich und seine Männer waren nicht minder gefährlich, denn sie würden alles tun, um ihrem Führer zu imponieren. Und zweifellos waren sie alle geübte Kämpfer. Wenn er sich

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