Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
Vom Netzwerk:
Hügel und durch das dichte Unterholz und wann immer es ihm in den Sinn kam, legte er einen Zwischenspurt ein.
    Jeden Tag kämpfte er gegen den Riesen Korolew, gegen Sakoljew, gegen zwei, drei oder vier Männer. Er kämpfte gegen Phantome, boxte mit Schatten, duckte sich und wich aus, ließ sich zu Boden fallen und perfektionierte all jene Techniken, die er in der Vergangenheit gelernt hatte. Er kämpfte, bis er in Schweiß gebadet war - erst zehn Minuten, dann zwanzig, dreißig und dann noch länger. Er stellte sich vor, dass hinter Bäumen und Felsblöcken versteckte Feinde auf ihn losgingen, dass sie mit allen möglichen Waffen aus allen möglichen Richtungen auf ihn zugestürmt kamen. Er suchte nach Wegen, sie alle zu besiegen, und in seiner Vorstellung besiegte er sie tatsächlich.
    Es war leicht, dies in der Vorstellung zu tun. Aber wenn der Ernstfall kam, würde er jeden Kampf in Sekunden gewinnen müssen, nicht in Minuten. Um diese Monster, die sich als Kosaken ausgaben, besiegen zu können, musste er die besten Kämpfer der Kosaken finden und von ihnen lernen. Mitte Oktober war Sergej bereit weiterzuziehen.
     
    Sergej wanderte zu Fuß gen Süden. Mal ging er, mal lief er, immer kämpfte er mit Schatten und verbesserte stetig seine Kondition. Während er entlang des Dons wanderte, ließ er keine Möglichkeit aus zu trainieren.
    Als die kalten Dezemberwinde kamen und der Schneefall heftiger wurde, kam es Sergej in den Sinn, dass er ein Pferd bräuchte. Wenn er von den Kosaken ernstgenommen werden wollte, musste er ein Pferd reiten. Außerdem würde er auf einem Pferd schneller vorankommen und Zeit war für ihn kostbar geworden.
    In seinem Rucksack steckten noch die restlichen vier Goldmünzen und fast zweihundert Rubel, die er gespart hatte. Mit dem Gold würde er ein Pferd kaufen, den Rest wollte er für Notfälle aufbewahren. Wenn man gelernt hat, völlig ohne Geld zu überleben, reichen ein paar Rubel lange. Das war gut, denn er hatte noch einen langen Weg vor sich. Hätte Sergej damals daran gedacht, hätte er Valeria sicherlich etwas von seinem Geld dagelassen, aber sie hätte es wohl sowieso nicht angenommen. Aber damals hatte er an überhaupt nichts gedacht, er war einfach nur eine einzige blutende Wunde gewesen.
    Bei jedem Bauernhof, an dem er vorbeikam, erkundigte er sich, ob jemand ein Pferd verkaufen wolle. Einige Tage später traf er einen Bauern, der tatsächlich bereit war, sich für drei Goldstücke und hundert Rubel von einem kräftig aussehenden Hengst zu trennen. Er gab Sergej auch eine Decke, einen Sattel und Zaumzeug.
    »Er ist ein bisschen unruhig. Er mag es nicht, vor den Pflug oder einen Wagen gespannt zu werden«, sagte der Bauer, als sie den Handel mit einem Handschlag besiegelten.
    Wie sich herausstellte, mochte das Pferd es auch nicht, wenn jemand auf ihm saß. Aber Sergej hatte in seiner Jugend genug über Pferde gelernt, um das Vertrauen des Tieres zu gewinnen. Nach einigem Aufbäumen, Schnauben und Wiehern beruhigte sich der Hengst. Sergej nannte ihn »Dikar« - der Wilde.
    Schon nach einer Woche begann sich zwischen Sergej und Dikar eine Art Freundschaft zu entwickeln. Sergej erinnerte sich selbst immer wieder daran, dass das Pferd ein lebendes Wesen war und nicht ein Besitzstück wie sein Rucksack oder sein Säbel. Das Pferd würde ihn tragen und er würde für es sorgen.
     
    Der Winter war auf dem Rücken des Pferdes leichter zu ertragen als zu Fuß. Sergej hatte sich in einer Stadt einen langen, dicken Kosakenmantel und einen Umhang zugelegt, die ihn vor den eisigen Winterstürmen schützten, die manchmal so stark wurden, dass sie ihn vom Pferd zu werfen drohten. Dikar stampfte unermüdlich voran und wenn er das Wetter ertragen konnte, dann konnte es sein Reiter auch.
    Kurz vor Beginn der Schneeschmelze kam Sergej in eine Kosakensiedlung nahe des Don. Die Siedlung sah auf den ersten Blick aus wie ein ganz normales Dorf, aber nur die allerdümmsten Banditen würden es wagen, diese Männer und Frauen herauszufordern, die zu den besten Kämpfern zählten, die die Welt je gesehen hatte.
    Der Rauch aus den Schornsteinen stieg in einen Himmel, aus dem noch vereinzelte Schneeflocken fielen, als Sergej an den ersten Hütten aus Birkenstämmen vorbei ins Dorf ritt. Die Siedlung war auf einer Lichtung etwa zweihundert Meter vom Fluss entfernt angelegt worden. Sergej konnte sofort sehen, dass die Wahl des Ortes nach strategischen Gesichtspunkten erfolgt war. Die Siedlung war etwas

Weitere Kostenlose Bücher