Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
Vom Netzwerk:
haben soll. Einmal soll er sogar eine Audienz bei ihrem großen Ataman gehabt haben, dem Shogun, bei der er einen Samurai entwaffnete, noch bevor dieser sein Schwert ziehen konnte.«
    »Weißt du, wie der Mann heißt?«, hatte Sergej gefragt.
    »Niemand weiß es genau, aber ich habe gehört, dass er sich selbst Razin nennt.«

24
    A n einem stürmischen Märztag des Jahres 1893 kam Korolew mit einem erlegten Hirsch auf der Schulter ins Lager zurück. Als er einritt, sah er einen der neuen Männer namens Statschew, der als Trinker bekannt war, auf sein Zelt zustolpern und vornüber aufs Gesicht fallen.
    Es war merkwürdig, aber etwas an der Art, wie Statschew fiel, erinnerte Korolew an den Tag, als der Ataman diesen Iwanow und seine Frau gefunden hatte. Obwohl er ihn völlig in seiner Macht hatte, hat er ihn am Leben gelassen, was in Korolews Augen nicht nur dumm, sondern unverzeihlich war. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Sie waren in den letzten Monaten weiter nach Süden in wärmere Gefilde gezogen, auf die Ebenen, die sich zwischen Kharkow und dem Dnjepr befanden. Außerdem war dieser Iwanow etwa so lästig wie ein Floh und damit nicht wert, dass man überhaupt an ihn dachte.
    Und doch erinnerte sich Korolew an ihn, weil sich Stakkos seit jenem Tag spürbar verändert hatte. Der Ataman hatte nicht nur einen neuen Namen angenommen - Dimitri Sakoljew -, auch seine Laune hatte sich merklich verbessert - wohl weil er endlich eine alte Rechnung beglichen hatte. Es hatte seither nur einen einzigen Zwischenfall gegeben, bei dem Sakoljew die Fassung verloren hatte.
    Sakoljew hatte es sich angewöhnt, nach jedem Überfall den Kundschafter Tomorow zurückzuschicken, damit er prüfe, ob ihnen jemand folgte. Nach dem Vorfall mit Sakoljews altem Feind war Tomorow zurückgekommen und hatte berichtet, dass er nur eine Familie auf einem Karren gesehen habe und einen alten Mann, der ähnlich aussah wie der, den sie zurückgelassen hatten. Dieser sei mühsam humpelnd scheinbar ihren Spuren gefolgt.
    Als der Kundschafter den Ausdruck auf Sakoljews Gesicht sah, beeilte er sich hinzuzufügen: »Aber er kann es nicht gewesen sein, Ataman, der Mann war alt und hatte schlohweißes Haar.«
    Trotzdem befahl der Ataman Tomorow zurückzureiten, den Mann zu finden, ihn zu töten und den Leichnam zu ihm zu bringen. Als Tomorow mit leeren Händen zurückkam, befahl Sakoljew den sofortigen Aufbruch.
    Einen Monat später hatten sie in der Nähe der Karpaten einen neuen Unterschlupf gefunden. Von dort aus versahen sie ihren Grenzdienst, wie es reguläre Kosaken tun. Aber alle paar Monate brachen sie auch zu gelegentlichen Überfällen auf. Alles lief wieder seinen gewohnten Gang. Auch Sakoljews Albträume stellten sich wieder ein.
    Korolew wusste, dass der Ataman an Schlafstörungen litt. Schließlich hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, über alles Bescheid zu wissen. Die Männer, die sich um sein Wohlwollen bemühten, und die Frauen, die schreckliche Angst vor ihm hatten, berichteten ihm alles, was sie aufschnappten. Aber sie konnten ihm nicht sagen, was in Sakoljews Kopf vor sich ging. Korolew hätte seinen Zopf dafür gegeben zu erfahren, was den Schlaf des Atamans störte. Ja, das wäre jeden Preis wert. Er studierte seinen Anführer so, wie man ein wildes Tier in der Wildnis studieren würde. Aber Sakoljew blieb ihm ein Rätsel - und Korolew konnte Rätsel nicht ausstehen. Entweder löste er sie oder er schlug wild um sich.
    Zuerst schien es ihm, als habe Sakoljew überhaupt keine Schwachpunkte. Er lebte spartanisch, war nicht an Frauen interessiert und trank nur selten. Der Ataman wäre ein Ausbund an Tugendhaftigkeit gewesen, hätte er nicht diese seltsame Vorliebe für das Töten von Juden gehabt. Korolew nahm an, dass es einfach in seiner Natur lag: Ein Skorpion sticht und ein Sakoljew tötet Juden.
    Korolew hatte bisher nur einen einzigen Schwachpunkt an Sakoljew entdecken können: die seltsame Faszination, die Kinder auf ihn ausübten. Der Ataman mochte die kleinen Dinger tatsächlich, besonders Säuglinge, die es nicht besser wussten und die sogar den Teufel angelächelt hätten. Erst wenn die Kinder größer wurden und der Ataman die Angst in ihren Augen sah, verlor er das Interesse an ihnen. Dann verwandelten sie sich entweder in kleine Diener oder kleine Soldaten, die seine Truppe einmal verstärken würden.
    Für zwei der Kinder, die in die Truppe hineingeboren oder von ihr aufgenommen worden waren, schien der Ataman

Weitere Kostenlose Bücher